« Niklaus & Dorothee Alive » macht Geschichte lebendig
Schon beim Betreten des Raumes wird klar : Dies ist keine Ausstellung im klassischen Sinn. Der Boden – einst das Schwimmbecken des Klosters Bethanien in St. Niklausen – ist leer, die Wände hingegen beginnen zu leuchten. Farben fliessen ineinander, Projektionen wandern durch den Raum. Plötzlich sind wir mitten in einer Geschichte, die über 500 Jahre alt ist – und doch von heute erzählt.
Das Lumeum hat mit « Niklaus & Dorothee Alive » ein ungewöhnliches Projekt realisiert. Erzählt wird nicht nur das Leben des Friedensheiligen Niklaus von Flüe, sondern ebenso das seiner Frau Dorothea Wyss. Sie hielt die Familie zusammen, während er sich in die Ranft‑Einsiedelei zurückzog. Hier wird Dorothea nicht länger zur Randfigur, sondern zur eigenständigen Persönlichkeit, die eine mutige Entscheidung mitträgt – und deren Glaubenskraft ebenso fasziniert.
Lebensstationen
Mehrere Beamer werfen über 100 Bilder des französischen Malers Olivier Desvaux auf die 365 Quadratmeter grosse Projektionsfläche und zeigen die Lebensstationen von Niklaus und Dorothea. Der Raum verwandelt sich fortwährend : von der Wärme des Familienlebens über die Dunkelheit der inneren Kämpfe bis hin zur lichten Weite des Ranft.
Konzept der Selbstaufopferung
« Die Ausstellung, die eher eine multimediale Show ist, beeindruckt durch ihre Kunstwerke und Projektionstechnik. Sie bietet Raum für angeleitete kontemplative Gedanken », erzählt ein Besucher, der mit einer Pfarreigruppe hier ist. Ein bestimmtes Highlight habe er nicht benennen können, doch sei ihm die zentrale Botschaft deutlich geworden : « Es dreht sich um das Konzept der Selbstaufopferung, um Gottes Willen zu folgen. Am Ende werden viele Beispiele von Menschen gezeigt, die dieses Konzept verkörpert haben – wie Mutter Teresa oder Martin Luther King. »
Dorotheas Unterstützung
Neu war für ihn die Rolle Dorotheas : « Was für mich neu war, war, wie unterstützend und ermutigend Dorothea gegenüber Niklaus war. » Und wem würde er die Ausstellung empfehlen ? « Es gibt verschiedene Möglichkeiten. Kinder sind fasziniert von Illustrationen und Geschichte. Für mich wäre es ein ideales Hilfsmittel, um einen Retreat oder eine geführte Meditationssitzung zu beginnen. » Persönlich habe er mitgenommen, « die Geschichte von Niklaus und seiner Frau Dorothea besser zu verstehen. »
Andere Besuchende äussern ähnliche Eindrücke : « Ich habe Dorothea neu entdeckt », sagt eine ältere Frau. « Wie viel Mut musste es brauchen, in dieser Situation Ja zu sagen ? », denkt sich eine junge Familienmutter, welche mit ihren zwei kleinen Kindern die Show besucht. Ein Jugendlicher ist vor allem technisch beeindruckt : « Die Bilder sind wie ein Film – die Frage nach Frieden betrifft uns doch alle. »
Aktuelle Themen
Immer wieder schwingen in den Bildern Fragen mit, die nicht in der Vergangenheit bleiben : Wie lassen sich persönliche Berufung und Verantwortung für die Gemeinschaft verbinden ? Wie gehen wir mit Brüchen in Beziehungen um ? Was heisst Frieden zu stiften in einer zerrissenen Welt ? Gerade in einer Zeit voller Unsicherheiten wirken diese Fragen ungewohnt aktuell.
Kritische Fragen
Nicht alles wirkt nur harmonisch. Manche finden die Show überwältigend, beinahe zu viel. « Ich musste zwischendurch die Augen schliessen, es war sehr intensiv », meint eine Besucherin. Und ein Rentner betont, « dass so auch Menschen ohne kirchliche Bindung einen Zugang zu diesen Themen und Figuren finden könnten. »
Grenzen überschreiten
« Niklaus & Dorothee Alive » ist kein Museum, sondern eine Erfahrung. Sie verbindet Kunst, Technik und Spiritualität und öffnet neue Räume, um Geschichte zu erzählen. Wer sich darauf einlässt, erlebt nicht nur ein Stück Vergangenheit, sondern spürt etwas, das weit in die Gegenwart hineinragt : den Ruf nach Frieden, nach Vertrauen, nach Mut.
Die Ausstellung überschreitet die Grenzen von Zeit, Medium und Tradition – und lädt uns ein, alte Geschichten neu zu hören.
Text und Übersetzung: Romina Monferrini, 27.10.2025
Immersi nella luce
« Niklaus & Dorothee Alive » rende la storia viva
Già entrando nella sala è chiaro : non si tratta di una mostra nel senso classico. Il pavimento, un tempo la piscina del convento di Bethanien a St. Niklausen, è vuoto – ma le pareti cominciano a brillare. I colori scorrono l’uno nell’altro, le proiezioni si muovono nello spazio. All’improvviso ci troviamo in mezzo a una storia di oltre 500 anni – eppure raccontata per l’oggi.
Il Lumeum ha realizzato con « Niklaus & Dorothee Alive » un progetto fuori dal comune. Non viene narrata soltanto la vita del santo della pace, Niklaus von Flüe, ma anche quella di sua moglie Dorothea Wyss. Lei ha tenuto unita la famiglia mentre lui si ritirava nell’eremo del Ranft. Qui Dorothea non è più una figura marginale, ma una personalità autonoma, che partecipa a una decisione coraggiosa – e la cui forza di fede affascina altrettanto. Numerosi proiettori diffondono oltre 100 immagini del pittore francese Olivier Desvaux sui 365 metri quadrati della superficie di proiezione. Lo spazio si trasforma continuamente : dal calore della vita familiare, all’oscurità delle lotte interiori, fino alla luminosa vastità del Ranft.
Oltre i confini
« Niklaus & Dorothee Alive » non è un museo, ma un’esperienza. Unisce arte, tecnologia e spiritualità e apre nuovi spazi per raccontare la storia. Chi vi si lascia coinvolgere non vive soltanto un frammento del passato, ma percepisce qualcosa che si proietta nel presente : l’appello alla pace, alla fiducia, al coraggio. In questo senso la mostra si inserisce perfettamente nella rubrica Chiesa senza confini. Supera i limiti del tempo, del mezzo e della tradizione – e ci invita ad ascoltare storie antiche con orecchie nuove.
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