Gedanken zur SchöpfungsZeit

Im Fokus der SchöpfungsZeit steht dieses Jahr der Geschmackssinn. Welche Rolle kommt dem Essen in der Bibel, in der Liturgie und in der Pfarrei zu? Und: Wie hielt es Jesus damit? Gaby Zimmermann, bis Ende August Gemeindeleiterin der katholischen Pfarrei Romanshorn, gibt Auskunft.

Gaby Zimmermann kommt gerade von einer Beerdigung, die sie gestaltet hat. Heute gebe es nicht mehr nach jeder Beerdigung ein gemeinsames Essen, sagt sie nachdenklich. Das hänge damit zusammen, dass das Essen heute bei vielen einen ganz anderen Stellenwert erhalten habe, als früher. Umso wichtiger sei es, wenn Einrichtungen wie die Kirchen solche gemeinsamen Zusammenkünfte aufrechterhielten, denn das stärke die Gemeinschaft.

Schon in der Bibel ist das Essen und Trinken ein zentrales Thema. Die 61-Jährige nennt Geschichten wie die wundersame Brotvermehrung, die Umwandlung von Wasser in Wein an der Hochzeit zu Kana oder die Netze von Petrus, die plötzlich voller Fische sind. Für die ersten Christen, so die Bibelkundige, sei das gemeinsame Essen von zentraler Bedeutung gewesen: «Sie pflegten ihre Gemeinschaft und feierten dabei ihren Glauben.»

Spirituelle Bedeutung des Essens

Die spirituelle Bedeutung des gemeinsamen Essens zeige sich in der Bibel am eindrücklichsten beim letzten Abendmahl: «Als Jesus wusste, dass er sterben würde, hielt er vor den Jüngern keine grosse Rede, sondern nahm mit ihnen gemeinsam eine Mahlzeit ein, um so sein Gedächtnis zu feiern.» Im Zentrum des christlichen Gottesdienstes stehe seitdem die symbolische Mahlgemeinschaft in Erinnerung an Jesu Wirken. Die Austeilung einer Hostie findet sie ein schönes Ritual, in dem Botschaften von Gerechtigkeit, Teilhabe und Gemeinschaft enthalten seien: «Jeder Gottesdienstbesucher bekommt gleich viel und jeder ist eingeladen.»

«Fresser und Säufer»

Jesus habe überhaupt gerne gegessen und das Himmelreich mit einem Fest verglichen. «Ihm wurde sogar vorgeworfen, er sei ein Fresser und Säufer.» Dabei sei es ihm stets darum gegangen, Gemeinschaft zu feiern und alle daran teilhaben zu lassen. Gerade die Geschichte von der wundersamen Brotvermehrung am See Genezareth zeige dies beispielhaft.

Im Gabengebet in der Liturgie werde, so Gaby Zimmerman, von der «Frucht der Erde und menschlichen Arbeit» gesprochen. Diese Frucht der Erde sei vom Schöpfer als Geschenk an die Menschen gedacht, betont die Gemeindeleiterin. Wenn die Kirche jedoch Brot und Wein liturgisch in einem Sakrament feiere, müsse der einzelne Christ heute sein Konsumverhalten kritisch betrachten und sich fragen: Was wäre eigentlich im Sinne Jesu? Die engagierte Umweltschützerin betont: «Wer jedoch die Erde ausraubt, vergiftet und das Leben generell nicht achtet, nimmt als Christ das Sakrament von Brot und Wein nicht wirklich ernst.»

Vera Rüttimann/Red. (2.9.19)

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Brot und Wein auf dem Altar erinnern an die Kostbarkeit aller Lebensmittel.

Bild: RobertCheaib/pixabay.com

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