In der KIJU wechselt die Leitung

Bei der Fachstelle Kinder und Jugend (KIJU) der Landeskirche Thurgau vollzog sich von August bis Oktober ein Leitungswechsel. Daniel Scherrer, der über 20 Jahre die kirchliche Jugendarbeit dort prägte, übergab die Verantwortung an Murielle Egloff. Im Gespräch mit forumKirche erzählen die beiden, wie sie Jugendliche heute erleben und welche Herausforderungen sich der kirchlichen Jugendarbeit stellen. 

Daniel Scherrer hat in seinem Berufsleben schon viele junge Menschen begleitet. Für ihn ist klar, dass die Jugendlichen heute die gleichen Grundfragen bewegen, dass sie ähnliche spirituelle Bedürfnisse haben wie ihre Altersgenossen vor 20 Jahren. Der grösste Unterschied zeigt sich im Glaubenswissen. «Die Jugendlichen, mit denen wir es heute zu tun haben, haben weniger religiöse Grundlagen von ihren Eltern mitbekommen. Sie sind wie ein weisses Blatt», sagt Murielle Egloff, die seit 2010 bei der JUSESO/KIJU tätig ist. Das habe den Vorteil, dass sie sich gegenüber früheren Reizthemen wie z. B. der kirchlichen Hierarchie offener zeigten. Dafür müsse man sie in viele Glaubensthemen neu einführen. 
Was sich gegenüber früher kaum verändert hat – so die beiden Fachleute –, ist das grosse Bedürfnis von Jugendlichen, nicht nur passive Nutzer zu sein, sondern sich aktiv einbringen zu können und dadurch Sinn zu erfahren. «Das ist zum Beispiel möglich als Jungwacht-Blauring-Leiterin oder -Leiter oder bei verschiedenen diakonischen Projekten», sagt Daniel Scherrer, der mit 25 Stellenprozenten eben solche Projekte bei der KIJU weiterhin betreuen wird. «Man muss auch immer wieder darauf aufmerksam machen, dass ein solches Engagement eine Form von Kirche-sein darstellt», fügt Murielle Egloff hinzu. Vielen Jugendlichen, aber auch erwachsenen Gemeindemitgliedern, sei dies nicht bewusst. 

Zwischen Jugendlichen und Tradition

Als kirchliche Institution junge Menschen anzusprechen, ist in den letzten Jahren nicht leichter geworden. Ein Grund dafür ist, dass die Erwartungen der Kerngemeinden und die Bedürfnisse der Jugendlichen immer weiter auseinandergedriftet sind. «Ich finde es traurig, dass Jugendarbeit immer noch daran gemessen wird, wie viele Jugendliche den Gottesdienst besuchen», sagt Murielle Egloff. Es gebe zwar Gruppierungen wie Adoray oder die Weltjugendtag-Bewegung, die offen seien für eine traditionelle Frömmigkeit. Aber 90 Prozent der Jugendlichen spräche diese nicht mehr an. 
Die Herausforderung besteht darin, die richtigen Formen und Methoden zu finden, um die Jugendlichen in ihrer Welt zu erreichen. Bediente man sich früher noch des Diaprojektors, ist heute der Austausch über Whatsapp gefragt. Ziel ist es, den Jugendlichen auf Augenhöhe zu begegnen und mit ihnen über ihre Fragen und Sehnsüchte ins Gespräch zu kommen. Auf einer Reise nach Assisi kann z. B. deutlich werden, wie nahe der heilige Franz mit seiner Liebe zur Natur denen ist, die sich für den Erhalt der Umwelt stark machen. «Letztlich wollen wir Jugendlichen Gelegenheiten eröffnen, Gott neu zu entdecken», so Daniel Scherrer. 

Kooperation mit Pfarreien

Mit ihren Angeboten wie Reisen, diakonische Projekte oder Schulendtage möchte die JUSESO die Jugendarbeit in Pfarreien und Pastoralräumen unterstützen. «Im Bereich Jugendarbeit gibt es im Thurgau nur etwa 230 Stellenprozente, meist Kleinstpensen, die an katechetische Aufträge gekoppelt sind», erklärt Daniel Scherrer. Damit lassen sich kaum grössere Aktionen durchführen. Durch die Kooperation mit der KIJU können die Verantwortlichen den Jugendlichen ihrer Pfarrei dennoch die Teilnahme an attraktiven Events ermöglichen. 

Der neuen Leiterin ist es ein wichtiges Anliegen, diese Kontakte zu den Pfarreien und Pastoralräumen auszubauen und zu stärken. Da in den letzten Monaten drei Mitarbeitende in der Fachstelle neu begonnen haben, hat jedoch das Zusammenfinden im Team zunächst erste Priorität. «Mit den Neubesetzungen kamen auch neue Fähigkeiten in unser Team», sagt Murielle Egloff, «diese wollen wir nutzen, um Jugendliche noch in anderen Bereichen anzusprechen. »

Detlef Kissner (30.10.19)


Die KIJU und ihr Auftrag

Die Kernaufgabe der Fachstelle Kinder und Jugend (KIJU) besteht in der Unterstützung der Jugendarbeit und -seelsorge (JUSESO) im Kanton Thurgau: durch konkrete Projekte, die meist in Kooperation mit Pfarreien bzw. Pastoralräumen durchgeführt werden, mit Materialien, Fachberatungen und Vernetzungsangeboten. Mit diesen Kompetenzen und Ressourcen begleitet und fördert sie auch die Ministrantenpastoral und die verbandliche Kinder- und Jugendarbeit von Jungwacht Blauring im Kanton Thurgau.


 

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Daniel Scherrer übergibt Murielle Egloff einen Kristallstein als Symbol für Jugendliche: aussen sind sie manchmal hart, im Innern befindet sich aber ein Schatz.

 
Bild: Detlef Kissner

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