Ein Gespräch mit dem Erzbischof von Izmir (Smyrna)

Dr. Martin Kmetec, Erzbischof von Izmir, kam auf Einladung der päpstlichen Hilfsorganisation Kirche in Not in die Schweiz. Er besuchte mehrere Pfarreien, um finanzielle und moralische Unterstützung für den Wiederaufbau der durch Erdbeben zerstörten Kirchen in der Türkei zu erhalten. Kirche ohne Grenzen durfte mit dem Geistlichen ein persönliches Gespräch über seine Spiritualität führen.

Sie waren und wohnten schon an den verschiedensten Orten der Welt. Was ist nach Ihrer Ansicht nach der Kitt für die Christ*innen aller Kulturen, welcher die Kirche in der Zukunft zusammenhält?
Dass wir uns mehr auf das letzte Abendmahl fokussieren, ganz besonders auf den Moment, als Jesus sein Leben für die gesamte Menschheit opfert. Darin offenbart sich Gottes Liebe zu uns am meisten. Hier wird die Höhe der Transzendenz erreicht. Was Jesus in seinem Gebet sagte – «Sie alle sollen eins sein, genauso wie du, Vater, mit mir eins bist. So wie du in mir bist und ich in dir bin, sollen auch sie in uns fest miteinander verbunden sein» (Johannes 17,21), – sollen wir in unserem Gewissen bewahren. Dann können wir sehen, dass die Kirche Kommunion bedeutet. Doch das ist nicht einfach. Ich glaube, dass etwas in den Herzen der Menschen zerstört wurde. Deswegen ist es heutzutage fast unmöglich, Gott zu entdecken und transzendente Erfahrungen zu machen. Das bedeutet natürlich nicht, dass Menschen nicht mehr nach dem Lebenssinn suchen. Sie haben wohl immer noch eine Sehnsucht nach bleibendem Glück, das viel mehr als nur kleine temporäre Befriedigung bringt. Sie brauchen dann Zeugnisse.

Wir sind durch viele Dinge abgelenkt, wie z. B. durch die Technologie und die allgemein materialistische Welt. Wie sehen Sie die Priesterrolle in alldem? Wurde diese an die Veränderungen der Welt angepasst?
Ich glaube, dass die Rolle des Priesters oder seine Mission von der Situation abhängt. Das Beste, was man machen kann, ist Inkulturation [Berücksichtigung der jeweiligen Eigenart der Kultur, in die das Christentum vermittelt wird, Anm. d. Red.]. Wenn wir aber durch den Glauben nicht «imprägniert» sind, dann sind wir nicht stark genug für die Interkulturation. Wenn wir nicht mit Gott gehen und die Spiritualität nicht an erster Stelle ausleben, dann können wir die Bindung zu Christus nicht aufbauen. Diese Welt allein wird für einen Priester nie ausreichend sein. Er braucht in seiner häufig stressigen Tätigkeit einen Mittelpunkt: Gott. Sehr wichtig in dieser Arbeit ist auch Demut. Man muss aus Lebenserfahrungen, aus dem menschlichen Leiden lernen. Jesus zeigte diese Demut, als er seinen Jüngern die Füsse wusch. Wenn man Priester sein möchte, wenn man den Menschen dienen möchte, ist das der Weg.

Ist die Rolle des Priesters gleich geblieben wie zu Beginn des Christentums?
Ja, sie ist immer gleich. Trotzdem muss man Interkulturation ausüben. Das bedeutet, dass man die aktuelle Situation verstehen soll und die Sprache der Welt lernen muss, nicht um sich der Welt anzupassen, sondern um zu begreifen, was sie will. Wenn man fernsehen möchte, dann braucht man die richtige Frequenz. Wenn man ins Internet will, braucht man das Passwort. Andererseits, was uns als Priester am meisten beschäftigen soll, ist das menschliche Leiden. Hier nicht wegzuschauen, ist die grösste Herausforderung des Priesters.

Sie haben viel Leid gesehen. Sie lebten in vielen unsicheren und armen Ländern. In der Schweiz leiden Menschen eher auf andere Weise – nicht immer sichtbar. Was sagen Sie dazu?
Man muss Barmherzigkeit exerzieren, um aufmerksam zu bleiben. Auch wenn man keine fertigen Antworten hat. Manchmal reicht eine stille Präsenz. Als Priester dürfen wir nicht davonlaufen, wir müssen das Leiden angehen. Wir alle unterliegen Beschränkungen, aber im Herzen können wir immer für andere, auch fremde Menschen, beten.

In der westlichen Welt sind nicht nur Senioren von Einsamkeit geplagt. Auch junge Menschen fühlen sich durch überdosierte Technologienutzung zunehmend isoliert. Ist dies auch in der Türkei zu beobachten? 
Wir sind dort mit denselben Problemen konfrontiert. Einerseits ist die Technologie sehr hilfreich, andererseits führt sie häufig zur Dehumanisierung der menschlichen Natur. 

Sie sind stets unterwegs und vielbeschäftigt. Wie behalten Sie die Ruhe, die Sie ausstrahlen, in Ihrem hektischen Alltag?
Ich bete einfach die ganze Zeit. Es ist eine Praxis, die ich von östlichen Kirchenvätern lernte: ein unablässiges Gebet. So versteht man Beten als ein beständiges Sein in der Gegenwart Gottes. Man bleibt kontinuierlich mit Ihm in Verbindung: entweder durch kurze Bibelverse oder kleine Gebete, aber auch wiederkehrende einzelne Wörter, die man im Geist repetiert. Das ist für mich absolut grundlegend und tragend. 

Text und Übersetzung: Monika Freund Schoch, 12.04.2022


«Zaimpregnowany» wiarą
Rozmowa z abp. dr. Martinem Kmetec


Arcybiskup Kmetec przybył do Szwajcarii na zaproszenie papieskiej organizacji «Pomoc Kościołowi w Potrzebie». Odwiedził wiele parafii, aby otrzymać wsparcie finansowe i moralne na odbudowę kościołów zniszczonych przez trzęsienia ziemi w Turcji. Przy okazji opowiedział o swoich osobistych przemyśleniach nt. wiary.


Zdaniem abp.Kmetec chrześcijanie powinni bardziej skupić się na Wieczerzy Pańskiej, by zdać sobie sprawę, że kościół oznacza komunię: «Słowa Jezusa – Niech wszyscy będą jedno, tak jak Ty, Ojcze, jesteś jedno ze Mną» (J 17, 21) – to jest przesłanie, które mamy zachować w naszych sumieniach», przekonuje duchowny i dodaje: «Wierzę, że coś zostało zniszczone w sercach ludzi, tak jak na wojnie bomba rozrywa coś na drobne kawałki. Dlatego właśnie w dzisiejszych czasach odkrycie Boga i doświadczenia transcendentalne są prawie niemożliwe. Oczywiście ludzie dalej szukają sensu życia. Nadal odczuwają tęsknotę za trwałym szczęściem, za szczęściem, które przynosi znacznie więcej niż drobne, chwilowe satysfakcje. Dlatego właśnie potrzebują świadectw». 
Rola księdza nie zmieniła się od tysięcy lat, podlega jednak wpływom historyczno-kulturowym: «Jeśli nie jesteśmy 'zaimpregnowani' przez wiarę, nie jesteśmy wystarczająco silni, aby wejść w interkulturację, (...) która oznacza rozeznanie aktualnej sytuacji i naukę języka tego świata, ale nie po to, by się do niego dostosować, ale by zrozumieć, czego on chce». Równie ważne jest pozostanie pokornym i uważnym, by móc praktykować miłosierdzie: «Nawet jeśli nie masz gotowych odpowiedzi. Czasami wystarczy milcząca obecność. Jako kapłani nie możemy uciekać, musimy stawić czoła problemom i 'dotknąć' ludzkiego cierpienia». Jako źródło swojej motywacji i wewnętrznego pokoju urodzony w Słowenii franciszkanin podaje nieustanną modlitwę: «Tej praktyki nauczyłem się od Ojców Kościoła Wschodniego». Modlitwa jest tu rozumiana jako ciągłe przebywanie w obecności Boga. Powtarza się w myślach krótkie wersety biblijne, małe modlitwy czy pojedyncze słowa, by pozostać w stałym kontakcie z Bogiem.
 

Erzbischof Dr. Martin Kmetec
Quelle: Monika Freund Schoch
Erzbischof Dr. Martin Kmetec schöpfte Kraft vor einem Treffen mit Bischof Felix Gmür beim Gebet in der St. Josef Kirche in Zürich.

 

 

 

 

 

 

 

Pfarrer Varghese Nadackal und Erzbischof Dr. M. Kmetec
Quelle: Monika Freund Schoch
Nach einem Gottesdienst und dem Treffen mit Gläubigen aus der Pfarrei St. Josef in Schlieren war Erzbischof Dr. M. Kmetec (r.) zum indischen Mittagessen bei Pfarrer Varghese Nadackal zu Hause eingeladen.

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