Eine Montessori-Schule im Priesterhaus
Die Kirchenvorsteherschaft Kreuzlingen-Emmishofen hat eine sinnvolle Verwendung für das Priesterhaus Bernrain (vgl. forumKirche 2020/17, S.10) gefunden: eine Schule, die nach den pädagogischen Grundsätzen von Montessori geführt wird. Was sich hinter dieser Pädagogik verbirgt und warum sich das Gebäude mit seinem An wesen dafür gut eignet, erzählt Sonja Perren vom Gründungsteam.
Für Maria Montessori (1870–1952) standen das Kind und seine Bedürfnisse im Mittelpunkt. «Sie ging davon aus, dass Kinder von sich aus lernen. Sie sind aktive Lerner, die von Lehrpersonen lediglich begleitet werden müssen», sagt Sonja Perren. Sie schätzt an diesem pädagogischen Konzept, dass alles Platz hat, jedes Kind nach seinem Tempo lernen kann und man auf individuelle Entwicklungsverläufe eingeht. Religion werde nicht explizit thematisiert. Montessoris Pädagogik sei in dieser Hinsicht offen. Aber der Bezug, den das Kind zur Welt aufnehme, spiele eine entscheidende Rolle, so Perren. «Die Vermittlung menschlicher Werte sind Teil des Konzeptes, wie die Verantwortung für sich selber, für Mitmenschen und – speziell an unserer Schule – für die Natur.»
Garten und WaldDie Liegenschaft Bernrain eignet sich aus Sicht der Entwicklungspsychologin von der Lage und der Umgebung hervorragend für das Schulprojekt. Denn sie bietet die Möglichkeit, mit den Kindern einen Garten zu pflegen, was zum pädagogischen Konzept gehört, und Waldexkursionen durchzuführen. «Die ruhige und eher abgeschiedene Lage am Stadtrand erleichtert es den Kindern ausserdem, eine Gemeinschaft zu bilden», sagt Sonja Perren. Verkehrstechnisch liegt Bernrain ebenfalls günstig, vor allem für Eltern, die von auswärts kommen. Als grossen Vorteil wertet Sonja Perren die Bereitschaft der Kirchenvorsteherschaft, sich auf den Prozess der Schulentwicklung einzulassen. So könne das Projekt, klein beginnen und langsam wachsen. Alles in allem gute Voraussetzungen für die neue Schule.
Renovation verschobenAnstelle der ursprünglich geplanten Renovation des Priesterhauses wird die Kirchgemeinde vorerst nur Anpassungen für den Schulbetrieb, die den Brandschutz und die Toilettenanlagen betreffen, durchführen lassen. Vorbehaltlich der kantonalen Bewilligung soll die Schule dann im Sommer in den Räumen des Erdgeschosses starten. Ausserdem stehen ihr Küche und Esszimmer im Untergeschoss zur Verfügung. Das Projekt soll langsam wachsen. «Mit der Zeit werden wir sehen, in welche Richtung es sich entwickelt, ob wir grössere oder mehrere Räume benötigen», sagt Sonja Perren. Dann können die Initiator*innen mit der Kirchgemeinde einen grösseren Umbau ins Auge fassen, der zudem die für Schulen geforderte Rollstuhlgängigkeit berücksichtigt. Die Schule soll maximal zwei Gruppen à 18 Kinder umfassen, die nach Montessori- Pädagogik altersgemischt geführt werden – 1. bis 3. Klasse bzw. 4. bis 6. Klasse. In den nächsten Monaten geht es zunächst darum, das Projekt bekannt zu machen. «Wir freuen uns über neue Anmeldungen, damit wir gut starten können», sagt Sonja Perren.
Detlef Kissner, forumKirche, 16.2.20
Nähere Infos auf: www.bildung-mit-weitblick.ch
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