Appetit auf Nachhaltigkeit wecken

Am 23. Januar hält Danielle Cotten im katholischen Pfarreizentrum St. Maria in Schaffhausen einen Vortrag zum Thema «Ökobilanz der Ernährung» (s. S. 14). forumKirche hat sich mit ihr über ihr Wirken unterhalten.

«Es gibt den Moment, in dem ich einen Grittibänz oder ein Fondue essen möchte, dann esse ich das auch», sagt Danielle Cotten, Co-Geschäftsleiterin des Schweizerischen Katholischen Frauenbundes (SKF). Sie lebt zum allergrössten Teil vegan und trägt kein Leder. Aber sie lebt nicht stur, wie ihre Aussage beweist. Das macht sie sympathisch, weshalb sich die Menschen eher auf die Thematik rund ums Essen einlassen. 

Mit Mythen aufräumen
Cotten möchte mit ihrem Referat sensibilisieren, anregen und sich mit den Zuhörenden austauschen. Zuerst erläutert sie, wer alles ernährt werden muss. Dann geht sie auf einzelne Aspekte der Umwelt ein: Wasser, Boden, Treibhausgase, Biodiversität, Verpackung und Transport. Damit kann sie den ökologischen Fussabdruck unterschiedlicher Lebensmittel aufzeigen. Es ist ihr wichtig, mit Mythen aufzuräumen. «Egal, wo eine Person steht, sie kann sich weiterbringen und dort ansetzen, wo es weniger weh tut», erklärt Danielle Cotten ihre Vorgehensweise. Und sie führt als Beispiel den Thunfisch an: Dieser ist vom Aussterben bedroht. Was bedeutet es für die Umwelt, wenn Thunfisch gefangen wird? Bin ich bereit, diesen Preis zu bezahlen? Wenn ja, dann kann ich wenigstens in einem anderen Bereich den Fussabdruck verringern. Denn grundsätzlich ist es so, dass pflanzenbasierte Ernährung die nachhaltigste ist, selbst wenn sie avocadolastig wäre. Es geht aber nicht um eine isolierte Lösung, sondern um Relationen. So ist der Fussabdruck eines Burgers aus Schweinefleisch kleiner als derjenige aus Rindfleisch. Dies wegen des Wasserverbrauchs und des Ausstosses an Treibhausgasen. 

Entscheidung täglich neu
Das tönt alles sehr komplex. Danielle Cotten möchte aber diese Komplexität herunterbrechen und Lust machen, etwas Neues auszuprobieren. So sieht sie ihren Vortrag eher als Inputreferat. Sie will die Menschen zu kleinen Schritten inspirieren. «Bisher konnte ich noch jede*n ermutigen, einen Schritt zu machen», sagt sie. «Ich will Druck wegnehmen.» Sie selbst hält nichts von Schwarz-Weiss-Malerei. «Mir ist es lieber, die Leute stellen kritische Fragen, auf die ich antworten kann, als wenn eine kritische Person ihre Meinung nicht äussert», sagt sie. «Kritisches soll unbedingt angesprochen werden, denn nur kritische Fragen bringen die Gesellschaft weiter.» Deshalb hofft sie auf ein möglichst breites Publikum. Als Soziologin weiss sie, wieso die Menschen oft mit Ablehnung reagieren: «Die Welt ist komplex, sie dreht sich so schnell und die Menschen suchen nach Sicherheit und Orientierung. Dies führt dazu, dass an Traditionen festgehalten wird. Was die Mutter bereits mitgegeben hat, das ist gut, es erlaubt Identität. Doch jedes Mal, wenn ich einen Teller vor mir habe, habe ich die Möglichkeit, mich für oder gegen etwas zu entscheiden», sagt sie.

Béatrice Eigenmann, forumKirche, 10.01.2023
 

Danielle Cotten
Quelle: zVg
Danielle Cotten, Expertin für Ökologie der Ernährung und Co-Geschäftsleiterin des SKF

Kommentare

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Simone Curau-Aepli

19.01.2023, 11:49

Diese Haltung scheint mir so wichtig, dass wir eben nicht Fundamentalist:innen sind und mit richtig und falsch argumentieren, sondern dass wir neu reflektieren, persönliche Schlüsse daraus ziehen und handeln. Da es aber um Gewohnheiten geht, braucht es Bewusstsein und den Willen für Veränderung. Zudem soll Essen weiterhin Freude bereiten und das macht es noch viel mehr, wenn ich davon ausgehen kann, dass mein Konsum der Mitwelt bzw. dem Klima möglichst wenig schadet.

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