Interreligiöse Feier zum Bettag in Frauenfeld

Der Interreligiöse Arbeitskreis im Kanton Thurgau organisiert zum Eidgenössischen Dank-, Buss- und Bettag bereits zum fünften Mal eine interreligiöse Feier. Das Motto der Feier lautet «Hoffnung und Verantwortung» und knüpft damit an die aktuelle Klimadebatte an.

Es sei seine intellektuelle Neugier gewesen, die ihn zu anderen Religionen geführt habe, sagt Hans Peter Niederhäuser, der Organisator der interreligiösen Feier zum Bettag. Der pensionierte Kantonsschullehrer unterrichtete 35 Jahre lang Deutsch und Religionslehre in Frauenfeld. Als Lehrer setzte er sich stark für das Fach Religion ein. Durch sein Theologiestudium wuchs auch sein Interesse an der Religionswissenschaft. Diese Öffnung, wie er sie nennt, fand aber nicht nur akademisch, sondern auch persönlich statt. «Was macht das mit mir?», stand für Niederhäuser als zentrale Frage an. Er bevorzugt eine dialogische Theologie. Deshalb suchte er Gespräche mit Menschen aus anderen Religionen. «Deren Antworten sind anders formuliert, zielen jedoch in dieselbe Richtung», bemerkt Niederhäuser. Auf verschiedenen Reisen lernte er den Islam und den Buddhismus näher kennen.

Verein sichtbar machen

Niederhäuser engagiert sich schon seit Jahren für die Interreligiosität und nahm 2010 an der Gründungsversammlung des Interreligiösen Arbeitskreises im Kanton Thurgau teil. Er war rund drei Jahre lang im Vorstand, eigentlich nur, um beim Aufbau zu helfen und weil Not am Mann war. Als 2015 ein Antrag zur Auflösung des Vereins gestellt wurde, sprach sich Niederhäuser dagegen aus. Der Antrag wurde schliesslich abgelehnt und Niederhäuser hatte die Idee zu einer interreligiösen Feier zum Bettag. «Es ging mir darum, die Aktivitäten des Vereins sichtbar zu machen», sagt er dazu. Beim Dank-, Buss- und Bettag handle es sich um den einzigen religiösen Feiertag, der eidgenössisch begangen wird, sagt Niederhäuser. Mit Unterstützung organisiert er nun die fünfte Bettagsfeier, für die ursprünglich ein religiös neutraler Raum vorgesehen war. Inzwischen beruht die Feier auf dem Prinzip der Gastfreundschaft und wird alternierend in verschiedenen religiösen Räumlichkeiten abgehalten. Dass diese Art der Zusammenkunft nicht nur auf positive Reaktionen stösst, zeigte sich bei einer Demonstration gegen eine frühere Feier. Doch Niederhäuser tritt solcher Kritik unerschrocken entgegen: «Wir müssen ein Zeichen setzen. Wenn der Bettag weiterhin eidgenössisch bleiben soll, sollten wir diesen Feiertag vermehrt interreligiös gestalten.»

Nicht resignieren

Für den früheren Kantilehrer gibt es noch einen weiteren Grund, sich für die Interreligiosität zu engagieren. Er sagt dazu: «Ich bin ein politischer Mensch. Mich interessieren Fragen, auf die es keine Lösungen gibt.» Er spricht dabei die aktuelle Flüchtlingsthematik an, die seiner Meinung nach unlösbar scheint. Es sei daher wichtig, nicht zu resignieren und in der Problematik das zu tun, was möglich ist. Er selber erteilt Unterrichtshilfe oder schaut im Flüchtlingscafé in Weinfelden vorbei. Ausserdem versucht er als Synodaler der evangelischen Landeskirche Themen rund um die Flüchtlingsproblematik in der Synode ein - zubringen.

Respekt erwünscht

Das Motto der diesjährigen Feier lautet «Hoffnung und Verantwortung» und knüpft an die aktuelle Klimadebatte an. Ein Motto, das für alle Religionen passend ist, findet Niederhäuser. Einerseits nehmen alle Religionen den Menschen für die Schöpfung in die Verantwortung. Andererseits ist die Hoffnung in allen Religionen daheim. Auf die Frage, was die Besucherinnen und Besucher von der Feier mitnehmen sollen, sagt Niederhäuser, dass sie vor allem etwas mitbringen sollen: Respekt. Denn ohne Respekt vor der anderen Religion, der anderen Praxis, ist ein friedlicher Umgang nicht möglich. Die Absicht hinter der Bettagsfeier sei es daher, die Menschen unterschiedlicher Religionen in Respekt, Liebe und Freundschaft zusammenzubringen. Und mitnehmen dürfen die Gäste natürlich auch etwas: Eine verstärkte Verantwortung der Schöpfung gegenüber und eine Hoffnung jenseits aller Resignation.

Claudia Koch (5.9.2019)


Die interreligiöse Feier zum Bettag findet am 15. September um 17.15 Uhr in der Moschee des Lichtes der albanischen Gemeinde in Frauenfeld statt. 


 

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Hans Peter Niederhäuser interessiert sich für die Eigenheiten anderer Religionen.

Bild: Detlef Kissner

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