Das «Open Space»-Gottesdienstformat

Gottesdienst im Bistro, beim Brunch, Pub-Gottesdienste – das sind Beispiele für sogenannte «Open Space»-Gottesdienstformate, wie sie der Kirchenentwickler, Berufungstrainer und Glaubenscoach Reto Nägelin auf die Beine stellt. Der Angestellte am Reuss-Institut und freischaffende Gemeindeberater nimmt Kirche ohne Grenzen mit in eine neue Welt von experimentellen und interaktiven Gottesdienstmöglichkeiten. 

Herr Nägelin, Sie bieten «Open Space»-Gottesdienste an. Was ist das? 
Das ist ein Gottesdienstformat – übrigens auch ein Kirchenformat – nach der Open-Space-Methode (Grossgruppenmoderationsmethode, Anm. d. Red.). Das heisst, es ist ein himmlischer Freiraum, in dem Menschen zusammenkommen und interaktiv ihre Lebens- und Glaubenserfahrungen miteinander teilen und voneinander lernen. Dabei wird die Themenwahl von den Teilnehmenden selbst getroffen, entweder live oder im Vorfeld. Gefeiert wird an unterschiedlichsten, untypischen Orten nach dem Prinzip: Überall ist möglich. Dieses Gottesdienstformat verteilt sich auch auf verschiedene «Räume». Man geht dabei auch einmal umher, bleibt irgendwo «hängen», geniesst, lässt sich dann wieder weitertreiben und kann wieder zurückkehren. Man ist einfach da, begegnet anderen, begegnet Gott.  

Wie genau muss man sich einen «Open Space»-Gottesdienst vorstellen? Hat der immer einen ähnlichen oder sogar denselben Ablauf?
Ja, der Rahmen ist immer gleich: Es gibt ein Oberthema, das je nach Situation in der Gruppe erarbeitet wird. Zu diesem Thema bilden sich dann frei wählbare Gruppen, die zu dem Thema machen können, was sie wollen. Danach wird aus all dem eine Liturgie kreiert. Der Rahmen ist gegeben, der Inhalt völlig frei. Dabei folgt «Open Space» jeweils den vier Prinzipien: Es ist genau der richtige Anfang – mit den genau richtigen Teilnehmenden. Es hat genau das richtige Ende und die genau richtigen Inhalte. 

Sie kommen vor Ort, führen das mit und für andere durch und gehen dann wieder? Oder ist das eine feste Gemeinschaft?
Je nachdem. Manchmal werde ich eingeladen, solche interaktiven Gottesdienste vor Ort durchzuführen. Manchmal helfe ich beim Start und der Etablierung solcher Formate, also beim Prozess selbst. Ich selbst habe beispielsweise in Wetzikon mit der JamChurch ein «Open Space»-Kirchenformat lanciert. Dort gibt es eine neue christliche Gemeinschaft mit Mitgliedern im Alter von 4 bis 82 Jahren, die sich alle in ihrer Art und Weise mitteilen.
Ehrlich gesagt, ist es für mich ein Geschenk des Himmels. Ich träumte immer von einem Gottesdienstformat, in welchem alle Teil sein können. Dass dies nun Realität geworden ist, ist ein Geschenk. Ich bin unglaublich dankbar und liebe es, wenn meine vierjährige Tochter sagt: «Papa, wann ist wieder Cafe Sam?» Dort treffen wir uns einmal im Monat zur JamChurch.  

JamChurch ist ein Kirchen-Start-up aus Wetzikon. Wie läuft so ein «Open Space»-Gottesdienst-Treffen dort ab?
Nachdem die Personen das selbst gewählte Thema selbst organisiert erarbeitet und schliesslich in der Grossgruppe zusammengetragen haben, feiern wir den selbst entwickelten Gottesdienst. Anschliessend wird gegessen – und es gibt Zeit für Gemeinschaft. Dafür treffen wir uns jeweils am ersten Samstag des Monats im Cafe Sam in Wetzikon. 

Worauf muss man bei solchen Gottesdiensten achten, wenn man selbst – als Einzelperson oder auch als Gemeinde – solche Gottesdienstformate initiieren und durchführen möchte?
Das «Hosting», also das Gastgebersein, ist eine Kunst. Es geht darum, (Frei-)Raum zu schaffen, eine Kultur des Wertschätzens zu entwickeln und eine Haltung, die Menschen wirklich auf Augenhöhe begegnet. Optimal sind es nicht mehr als 30 Personen für ein solches Format. Denn so kann eine Gemeinschaft entstehen, die sich kennt und in der die Leute Beziehungen untereinander aufbauen können. 

Warum braucht es in unserer Zeit Gottesdienstformate solcher Art? 
Alle Informationen – Bibeltexte, Bibelauslegungen und Interpretationen in allen Facetten und Varianten, Gebetstexte in allen möglichen Formaten – sind im Netz vorhanden. Das Austauschen, Teilen und Miteinander-Entdecken, wie wir nun all dieses Wissen in unser Leben übersetzen und in unserem Leben umsetzen können, dafür braucht es Formate, die genau dies im Zentrum haben.

Interview & Übersetzung: Romina Monferrini, 09.04.2024


Liturgia «Open Space»

Il formato di culto creativo

«Una liturgia in un caffé, durante il brunch o anche in un pub», risponde coach di fede Reto Nägelin, alla richiesta di fornire esempi di formati di liturgie «Open Space». Si tratta di culti partecipativi sperimentali e interattivi, sempre in una forma adattata individualmente. 

Reto, tu offri creative liturgie «Open Space», cos'è? 
Questo è un formato di culto, tra l'altro anche un formato ecclesiale secondo il metodo «Open Space» (metodo di moderazione per grandi gruppi, nota dell'editore). Questo significa che è uno spazio in cui le persone si riuniscono e condividono interattivamente le loro esperienze di vita e fede e imparano gli uni dagli altri. La scelta dei temi è fatta dai partecipanti stessi, sia dal vivo che in anticipo. Si celebra in luoghi molto diversi e atipici, secondo il principio: ovunque è possibile. Questo formato di culto si distribuisce anche in vari «spazi», si gira attorno, ci si ferma da qualche parte, si gusta, ci si lascia trasportare ancora più avanti e si può tornare indietro. Si è semplicemente lì, si incontra gli altri, si incontra Dio. 

Come bisogna immaginarsi un culto «Open Space», ha sempre una struttura simile o addirittura identica? 
Sì, il quadro è sempre lo stesso, c'è un tema principale che viene elaborato a seconda della situazione del gruppo. Su questo tema si formano gruppi liberamente selezionabili che possono fare ciò che vogliono sul tema e poi da tutto questo viene creata una liturgia. Il quadro è dato, il contenuto completamente libero.
 

Reto Nägelin
Quelle: zVg
Reto Nägelin: spezialisiert auf «Open Space»-Gottesdienste

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