Initiative für afroamerikanische Heilige

Eine amerikanische Laieninitiative hat den Eindruck, eine Person heiligzusprechen, gelte nur für Weisse. Sie arbeitet daran, diesen Missstand zu beheben, damit auch die afroamerikanische Gemeinschaft ihre Heiligen bekommt. 

Ralph Moore, ein katholischer Aktivist aus Baltimore, ist wütend und frustriert: «Warum gibt es immer noch keine Seligen oder Heiligen aus der afroamerikanischen Gemeinschaft?» Er hat angekündigt, Ende Oktober nach Rom zu reisen und Druck zu machen. Ein Termin bei der vatikanischen Behörde für Selig- und Heiligsprechungen sei vereinbart, an einer Audienz beim Papst werde noch gearbeitet. Moore gehört einer katholischen Laieninitiative an, die in drei historisch schwarzen Pfarreien in Baltimore an der Ostküste der USA entstanden ist. «Es ist verstörend, dass es im Jahr 2023 noch keine afroamerikanischen Heiligen in der 247-jährigen Geschichte der USA gibt, während bereits elf weisse Amerikaner zu Heiligen erhoben wurden», so Moore.

Briefkampagne
Zu den «Saintly Six», den sechs afroamerikanischen Kandidat*innen für eine Seligsprechung, zählen Pierre Toussaint, Henriette Delille, Augustus Tolton, Julia Greeley, Mother Mary Lange und Thea Bowman. Ihre Verfahren dauern schon lange und scheinen nicht voranzukommen. Die Initiative will die «Saintly Six» bekannter machen. Ausserdem haben die Aktivist*innen eine Briefkampagne gestartet: Im Dezember 2021 gingen die ersten 1'500 Briefe an den Papst, im Juni 2022 die nächsten. Ende Oktober wollen sie die weiteren Briefe direkt in Rom überreichen. 
Ralph Moore sagt, die afroamerikanische katholische Gemeinschaft sei stolz auf ihre unverbrüchliche Treue zur Kirche, die sie umgekehrt aber als Christen zweiter Wahl behandelt habe. Er weist darauf hin, dass das übliche Seligsprechungsverfahren, die Vorstufe zur Heiligsprechung, für afroamerikanische Katholik*innen offensichtlich nicht funktioniere. Es fühle sich an, als würden weisse männliche Europäer bevorzugt. Stattdessen schlägt er vor, das frühchristliche Prozedere der Akklamation anzuwenden – «santo subito» also.

Erbe der Sklaverei
Die katholische Kirche in den USA war tief in die Sklaverei verwickelt. Priester, Bischöfe und Orden besassen versklavte Menschen und handelten mit ihnen. Auch nach Ende der Sklaverei 1865 wurden katholische Afroamerikaner*innen nicht nur in der Gesellschaft, sondern auch in ihrer Kirche als Menschen zweiter Klasse behandelt. Das erste Priesterseminar für afroamerikanische Männer wurde erst 1923 eröffnet, vorher mussten sie für die Ausbildung das Land verlassen. Eine wichtige Änderung trat mit dem Erstarken der Bürgerrechtsbewegung nach 1950 ein. 1958 positionierte sich die US-Bischofskonferenz erstmals deutlich, indem sie Rassismus verurteilte. 1979 folgte das Hirtenschreiben Brothers and Sisters to us (Brüder und Schwestern für uns) und 40 Jahre später das Grundsatzschreiben Open wide our hearts (Öffnen wir unsere Herzen weit). «Aber es scheint, als verbleibe der Rassismus in der DNA der katholischen Kirche in den USA, obwohl die Kirche dagegen lehrt», beklagt Ralph Moore.

kath.ch/Red., 31.10.2023
 

Schwester Thea Bowman (1937–1990)
Quelle: KatieHutchison/www.commons.wikimedia.org
Schwester Thea Bowman (1937–1990), eine der «Saintly Six» (Aufnahme von 1989)

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