Einladung zu einem nachdenklichen Gottesdienst

Jayasinghe Liyana kam in die Schweiz, um hier Asyl zu erhalten. Schon vier Jahre lang lebt er in Güttingen, nun erhielt er einen negativen Bescheid.

Mit Jayasinghe Liyana (68) haben viele Menschen in Güttingen einen Asyl suchenden persönlich kennengelernt. Der freundliche Mann aus Sri Lanka wohnt seit 2015 im Haus an der Hörnlistrasse 15, in dem drei bis fünf Flüchtlinge untergebracht sind. Zu den jüngeren Flüchtlingen ist er wie ein Vater, der für sie, aber auch für einheimische Gäste kocht. Für den Werkhof macht er Sozialeinsätze, indem er mithilft, die Badi aufzuräumen, das Seeufer zu putzen oder die Toiletten auf dem Friedhof zu reinigen. Wer sich auf ein Gespräch mit ihm einlässt, lernt einen aufmerksamen und hilfsbereiten Menschen kennen, mit dem man sich gut auf Deutsch verständigen kann. Firmanden gibt er Auskunft über sein Schicksal als Flüchtling. Als Buddhist nimmt er die Einladung zu christlichen Gottesdiensten an und erweist sich im interreligiösen Gespräch als offener und anregender Partner.

Schlechte Chancen

Nach vier Jahren teilte Ende Mai das Staatssekretariat für Migration Jayasinghe Liyana mit, dass sein Asylgesuch abgelehnt wurde und er die Schweiz bis zum 24. Juli verlassen muss, ansonsten drohen ihm Haft und zwangsweise Rückführung in sein Heimatland. Gegen diesen Entscheid legte der verzweifelte Asylbewerber eine Beschwerde mit aufschiebender Wirkung der Ausweisung ein. Seine Chancen stehen allerdings schlecht. Zum einen stuft die Schweizer Asylbehörde eine Ausschaffung nach Sri Lanka als nicht gefährdend ein. Zum an deren hat Liyana die Entscheidungsträger vom Migrationsamt nicht überzeugen können, dass er als ehemaliges Mitglied der Regierungspartei wegen seines Einsatzes für Frieden und gegen Korruption entführt worden sei und er sich in seiner Heimat weiterhin bedroht fühle.

Zwei unterschiedliche Perspektiven

Weil das Gesicht von J. Liyana uns vertraut ist und wir den von der Ausreise bedrohten Menschen persönlich kennen, möchten wir ihm einen guten Leumund ausstellen und uns für sein Bleiberecht einsetzen. Die Behörden haben zwar nicht die menschliche Vornehmheit und Güte eines Menschen zu beurteilen. Sie entscheiden vielmehr nach juristischen Kriterien, ob dieser «Fall» den sich in den letzten Jahren verschärfenden Aufnahmekriterien des Asylrechts entspricht. Der Gegensatz zwischen den beiden Betrachtungsweisen wird dabei schmerzlich bewusst.

Die evangelische Kirchgemeinde und die katholische Pfarrei Güttingen laden ein zu einem nachdenklichen ökumenischen Gottesdienst am Sonntag, 18. August, 10.00 Uhr, auf der Hafenmole in Güttingen. Wir wollen dabei unsere Solidarität mit Jayasinghe Liyana ausdrücken und uns besinnen auf die Verantwortung als politische Bürgerinnen und Bürger. Und beten für eine gerechte und menschenwürdige Lösung.

Edina Olah, Pfarrerin der evang. Kirchgemeinde Güttingen
Ivan Trajkov, Leiter des kath. Pastoralraums Altnau, Güttingen, Münsterlingen
Matthias Loretan, Präsident des Interreligiösen Arbeitskreises im Kanton Thurgau
Redaktion (6.8.2019)

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Jayasinghe Liyana (mit grünem Pullover) wirkte 2016 bei der Firmvorbereitung mit.

Bild: zVg

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