Eine Katechetin erzählt von ihren Erfahrungen im Ferienlager

Jedes Jahr bietet die Pfarrei St. Anna in Frauenfeld im Sommer ein Kinderlager an. Die 27-jährige Katechetin Alessia Ravara ist als Leiterin für das Lager verantwortlich. Sie will den Kindern gelebten Glauben in der Gemeinschaft vermitteln. Kath.ch sprach mit ihr vor dem Ferienlager, das dieses Jahr in Klosters (GR) stattfand. 

Seit wann gibt es das Sommerlager der Pfarrei Frauenfeld?
Schon seit über zehn Jahren. Ich selbst bin als Leiterin seit 2021 dabei. Jedes Jahr nehmen um die 40 Kinder von der 1. bis zur 6. Klasse daran teil.

Wie unterhält man Kinder unterschiedlichen Alters eine Woche lang?
Wir müssen Aktivitäten finden, die für alle Kinder unterschiedlichen Alters ansprechend sind. Egal, ob dabei etwas gebastelt wird oder es sich um einen Wettkampf handelt: Die Jüngeren sollten nicht denken, dass sie dabei keine Chancen haben, und für die Älteren soll es ebenfalls herausfordernd sein.
Je nach Anzahl Kinder teilen wir diese in vier bis sechs Untergruppen ein. In diesen fixen Konstellationen unternehmen sie dann etwas zusammen. Dabei achten wir darauf, dass diese Gruppen altersmässig fair aufgeteilt sind. Am ersten Tag ist es wichtig, dass die jeweilige Gruppenleitung die Kinder motiviert, als Team zu agieren. 

Wie viele Betreuer*innen kümmern sich um die Kinder?
Das ist unterschiedlich. In den letzten Lagern waren es zehn Leitende und noch zwei bis drei Personen, die gekocht haben. Dieses Jahr sind wir im Leitungsteam nur zu fünft. Deshalb haben wir die Teilnehmerzahl auf 30 Kinder beschränkt. 

Dieses Jahr steht das Lager unter dem Motto «Die drei ???». Was müssen die Kinder hierbei tun?
Wir versuchen jeweils, mit einer einfachen Geschichte einen roten Faden zu spinnen, der sich durchs Lager zieht. Diesmal sollen die Kinder die drei bekannten Detektive dabei unterstützen, ein verschwundenes Amulett wiederzufinden. Diese Suche wird in klassische Lageraktivitäten verpackt wie eine Schnitzeljagd oder Geländespiele.

Wie lange dauern die Vorbereitungen für das Lager?
Im Februar fange ich an. Das Gesamt-Programm planen wir im Team gemeinsam. Die einzelnen Aktivitäten werden dann auf die Leitenden verteilt, die für deren Durchführung verantwortlich sind. In der Regel ist es so, dass bis Ende April alle Lagerblöcke fertig geplant sein müssen, damit ich weiss, was ich für die jeweiligen Spiele an Material einkaufen muss.

Inwiefern ist der Glaube Thema im Lager?
Wir machen keine katechetischen Einheiten, sondern zeigen mehr den gelebten Glauben in der Gemeinschaft. Uns ist wichtig, dass alle in dieser Gruppe so aufgenommen werden, wie sie sind, Teil davon sind und friedlich zusammenleben können. Jedes Kind sollte ein solches Lager erleben können. Es lernt dabei so viel über sich selbst und andere und eignet sich wichtige soziale Kompetenzen an.

Warum verbringen Sie Ihren Sommer im Ferienlager?
Ich war als Jugendliche selbst in verschiedenen Lagern und habe daraus sehr viel mitgenommen. Dieses Gemeinschaftsgefühl möchte ich anderen Kindern weitergeben. Ihnen vermitteln, dass gelebter Glaube sehr viel mit ihrem eigenen Alltag zu tun hat. Sich um Verletzte zu kümmern oder um Schwächere – das alles ist Kirche. Mir ist es wichtig, dass die Kinder aufgrund dieser Erlebnisse etwas Positives mit dem Glauben und der katholischen Kirche assoziieren.

Was motiviert Sie in der Arbeit mit den Kindern?
Ich arbeite gerne mit Kindern und Jugendlichen im Freizeitkontext. Das schafft auch eine gewisse Verbundenheit durch die gemeinsamen Erlebnisse. Durch diese Arbeit bleibe ich selbst jung und kann mein inneres Kind pflegen. Es kommt oft vor, dass Kinder in diesem Kontext schon früh gewisse Lebensweisheiten für sich entdecken und ich sie darin bestärken kann, sich diese Gedanken zu bewahren.

Sind Sie im Lager auch eine Art Kummerkastentante?
Ja, auch. Heimweh kommt oft vor. Es gibt aber auch Kinder, die aus belastenden Situationen kommen, mit innerfamiliären Problemen. Für sie ist es toll, alles einmal für eine Woche vergessen zu können und einfach loszulassen. Wir versuchen, im Lager eine Atmosphäre des Aufgehoben-Seins zu schaffen. Häufig sind die Kinder froh, ihre Gedanken und Ängste jemandem anvertrauen zu können.

Welche Werte wollen Sie den Kindern vermitteln?
Aufeinander Rücksicht zu nehmen und sich gegenseitig zu respektieren. Es haben nicht alle im selben Moment dieselben Bedürfnisse. Als Tipp gebe ich den Kindern mit auf den Weg, das Lager zu geniessen, in dem es andere Regeln und einen anderen Tagesablauf gibt. Dass sie neugierig und offen bleiben, statt alles direkt abzulehnen.

Sarah Stutte/Red., 25.07.2023


■ Vollständiges Interview auf kath.ch

Alessia Ravara
Quelle: Sarah Stutte
Alessia Ravara (27) ist Katechetin RPI in der Pfarrei St. Anna in Frauenfeld.

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