RKZ rudert gegenüber den Bischöfen zurück

Die Römisch-katholische Zentralkonferenz der Schweiz (RKZ) zieht ihren Vorschlag zurück: Sie will nun doch keinen finanziellen Druck auf die Schweizer Bischöfe ausüben. Das beschloss die Vollversammlung Anfang Dezember. Grund: Die Kantonalkirchen sind dagegen. Bremst diese Entscheidung den Reformprozess jetzt aus?

Die Kantonalkirchen haben im Rahmen des Vernehmlassungsverfahrens klar gemacht: Sie wollen auf den Finanzhebel bei der Durchsetzung der RKZ-Forderungen zur Missbrauchsbekämpfung verzichten. «Die in Aussicht gestellte Mittelstreichung als Druckmittel ist damit vom Tisch», erklärt die bis Ende des Jahres amtierende RKZ-Präsidentin Renata Asal-Steger. Der angedrohte finanzielle Druck habe zwar etwas bewirkt, so Asal-Steger. «Aber wir wollen die Aufarbeitung der Missbrauchsfälle in der Schweiz langfristig in einem Miteinander angehen.»

Vier Ziele formuliert
Die RKZ forderte von der Schweizer Bischofskonferenz (SBK) nach der Veröffentlichung der Missbrauchsstudie Mitte September die Verwirklichung von vier Zielen. Erstens sollen externe Experten beauftragt werden, um den Churer Bischof Joseph Bonnemain bei seinen Vorermittlungen gegen einige seiner Kollegen zu unterstützen. Zweitens sollen die Befugnisse eines Missbrauchsmeldedienstes erweitert werden. Drittens fordert man die Einrichtung eines unabhängigen kirchlichen Strafgerichtshofes. Und viertens sollen die Schweizer Bischöfe anerkennen, dass das partnerschaftliche Zusammenleben eines kirchlichen Mitarbeitenden – mit Ausnahme derer, die zum Zölibat verpflichtet sind – keinen Einfluss auf die Arbeitsbefugnis hat.
Um diese Massnahmen durchzusetzen, wurde vom Präsidium der RKZ auch die Möglichkeit ins Spiel gebracht, finanziellen Druck auszuüben. So sollte die Möglichkeit überdacht werden, die Auszahlung der Gelder an den Reformfortschritt der SBK zu koppeln.

Roland Loos sieht bereits Fortschritte
Doch nun rudert die RKZ zurück. Nach Ansicht des designierten RKZ-Präsidenten Roland Loos wurden nämlich bereits zahlreiche Fortschritte bei der Missbrauchsbekämpfung erzielt. Deshalb könne man auf finanzielle Druckmittel verzichten. «In den letzten Monaten hat sich in einer erstaunlichen Geschwindigkeit viel getan, was wir in der katholischen Kirche nicht gewohnt sind», kommentierte Roland Loos gegenüber dem Sender RTS. «Wir sind heute der Meinung, dass Austausch, Überzeugungsarbeit und Erklärungen eine bessere Methode sein werden, als einfach im Sandkasten zu spielen und zu sagen: ‹Wenn du mir deinen LKW nicht gibst, gebe ich dir meinen Kran nicht›, also Drohungen auszusprechen.»
Loos betont, dass die Erreichung der von der RKZ gesetzten Ziele auf einem guten Weg sei. Es seien zwei externe Fachpersonen ernannt worden, um Bischof Bonnemain bei seinen Ermittlungen zu unterstützen. Auch das Kirchengerichtsprojekt schreite voran. Ein positives Signal für die Initiative erhielten die Schweizer Bischöfe insbesondere von Papst Franziskus.

Neuer Kuschelkurs?
So weit, so gut. Aber bremst die RKZ mit diesem erneuten «Kuschelkurs» in Sachen Missbrauchsbekämpfung aus Sicht der Öffentlichkeit den Schwung des Reformprozesses nicht wieder komplett aus? Urs Brosi, Generalsekretär der RKZ, räumt zwar gegenüber kath.ch ein, dass gerade die «öffentliche Wirkung», durch Finanzmittel Druck auf die SBK ausüben zu wollen, enorm gewesen sei. «Ohne diesen Druck wäre es zweifellos nicht zu den vielen Interviews und Diskussionsrunden im Fernsehen gekommen», so Brosi.
Er verhehlt auch nicht, dass der Luzerner Synode jetzt wohl eine «nationale Rückendeckung» fehlen wird. «Sie steht nun allein.» Die Luzerner Synode hatte mit ihrem mutigen Beschluss an der Herbstsession für viel Wirbel gesorgt. Konkret wird ans Bistum Basel Anfang des nächsten Jahres zunächst nur eine Tranche der Kirchensteuergelder überwiesen – die zweite Tranche wird vom Stand des Reformprozesses abhängig gemacht.

Ziele bleiben die gleichen
Doch es gehe letztlich eben nicht darum, so Urs Brosi, mediale Aufmerksamkeit zu schaffen, sondern die geforderten Massnahmen zur Missbrauchsbekämpfung in der katholischen Kirche inhaltlich durchzusetzen. «Und an diesen Zielen hat sich nichts geändert, die Vorgehensweise soll aber kooperativ statt konfrontativ sein.» Die Delegierten der Landeskirchen in der RKZ seien sich einig gewesen, von der Streichung der Finanzmittel als Druckmittel abzusehen. Man habe gefunden, dass es in der Kirche möglich sein müsse, «gewaltfrei miteinander umzugehen – ohne Drohungen auszusprechen und ohne direkte Macht auszuüben».

Wolfgang Holz, kath.ch/Red., 13.12.2023
 

Wechsel an der Spitze: Roland Loos übernimmt 2024 das RKZ-Präsidium von Renata Asal-Steger.
Quelle: zVg
Wechsel an der Spitze: Roland Loos übernimmt 2024 das RKZ-Präsidium von Renata Asal-Steger.

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