Marriage Encounter – eine Inspiration für Paare

Eine Beziehung ist wie eine Pflanze. Sie braucht sorgfältige Pflege, damit sie wachsen und sich gut entwickeln kann. Dazu möchte Marriage Encounter (ME) mit Kursen und Begegnungen beitragen. Das Ehepaar Pia und Markus Mast-von Arx, verantwortlich für ME Schweiz, erzählt, welche Bedeutung dabei der offene Dialog hat und wie dieser gefördert werden kann.

Bei ihrem Ehevorbereitungskurs nahmen Pia und Markus Mast einen Prospekt über ME mit. Fünf Jahre später hielten sie ihn wieder in den Fingern und entschlossen sich daraufhin, an einem Einstiegskurs von ME teilzunehmen. «Die Kinder waren versorgt, wir wollten uns etwas Gutes tun. Aber wir hatten nicht den Eindruck, dass wir diesen Kurs für unsere Beziehung bräuchten», erinnert sich Pia Mast. Doch danach waren sie begeistert. Sie hätten sich noch nie so viel ausgetauscht, wie an diesem Wochenende und in der darauffolgenden Woche. «Ein tolles Erlebnis. Der Kurs sprach stark die Herzebene, die Gefühle an. Das war bis dahin nicht so meine Welt. Ich habe sehr davon profitiert», fügt der ETH-Physiker hinzu, der heute als Unternehmensberater tätig ist. Diese Erfahrung motivierte die beiden, mehr über ME zu erfahren und an weiteren Veranstaltungen teilzunehmen.

«Zeit für die Liebe»

Marriage Encounter – wörtlich «Ehe-Begegnung/ Treffen» – ist eine Gemeinschaft von Ehepaaren, Priestern und Ordenschristen, die sich in ihrer jeweiligen Beziehung als Paar, zu ihrer Gemeinde oder Gemeinschaft gegenseitig bestärken möchte. «Am Anfang stand die Grunderfahrung, dass Priester und Ordensangehörige viel von Ehepaaren lernen können und umgekehrt», sagt Markus Mast.

Ziel der Bewegung ist es, dass vor allem Paare wieder ihre Liebe füreinander entdecken, diese Liebe mit dem in Berührung bringen, was sie erlebt haben, und als Paar vermehrt Nähe erfahren. Wie dies gelingt, können Interessierte bei den Einstiegskursen «Zeit für die Liebe» ausprobieren. Die Kurse finden an Wochenenden statt, sind standardisiert und laufen weltweit in der gleichen Weise ab. Es werden vierzehn verschiedene Themen im Zusammenhang mit Partnerschaft angesprochen – z. B. wie man sich kennengelernt hat, was man am anderen besonders geliebt hat, was heute noch in der Beziehung lebendig ist, Sexualität usw. Eines der leitenden Ehepaare oder ein Priester führen jeweils in das Thema ein. Danach haben die Paare Zeit, sich über diesen Impuls auszutauschen. In der Gruppe finden keine Gespräche statt. Die Paare sind ganz auf sich bezogen. Die religiöse Einstellung der einzelnen spielt für die Teilnahme am Kurs keine Rolle. «Wir nehmen alle so an, wie sie sind», ergänzt seine Frau.

Dialog lernen

Zentral für die Arbeit mit den Paaren ist der «Dialog», der bei ME nach festgelegten Regeln verläuft. Dieser Austausch soll zum einen die Selbstreflexion bei den Partnern fördern. «Man präsentiert gern seine Schokoladenseite. Die Teilnehmer sollen wahrnehmen, welche Seiten sie von sich nicht so gern zeigen», sagt Pia Mast. Wichtig ist auch der Zugang zu den eigenen Gefühlen wie Freude, Ärger, Trauer, Angst, die sich bei den verschiedenen Themen zeigen, und die Fähigkeit, diese dem Partner gegenüber zu benennen. «Die meist gestellte Frage lautet deshalb ‹Wfim›: Wie fühle ich mich?», sagt Markus Mast. Ein weiteres Ziel ist die gegenseitige Wertschätzung – wie kann man einen positiven Blick auf den Partner entwickeln – oder die Achtsamkeit füreinander. Es sei gar nicht so einfach, dem anderen gut zuzuhören, zu erfassen, was der andere einem mitteilen möchte, vor allem wenn bei einem selbst Gefühle ins Spiel kommen, so die beiden ME-Vertreter. In der Einführungsphase dient der Dialog lediglich dazu, dass mehr Nähe möglich wird. Probleme und Konflikte werden erst dann angegangen, wenn ein Paar schon mehr Erfahrungen gesammelt hat. Dies geschieht dann in einem «erweiterten Dialog».

Vertiefung in Dialoggruppen

Die Teilnahme an einem Einstiegswochenende kann aus Sicht der beiden ME-Verantwortlichen für eine Beziehung wertvolle Impulse liefern: «Wir wissen aber aus eigener Erfahrung, dass diese Paararbeit nur dann Früchte trägt, wenn man permanent dran bleibt.» Deshalb bietet ME einen Monat nach dem Wochenende ein Nachtreffen an. Die Teilnehmenden haben noch einmal Gelegenheit zu reflektieren, wie es ihnen in der Zwischenzeit ergangen ist und was sie sich im Alltag bewahren konnten. Wer den Weg von ME für sich als wertvoll erfährt, kann sich darüber hinaus – nach der Teilnahme an drei sogenannten «Brückentagen» – etwa zehn Mal pro Jahr mit anderen Paaren in einer der regional organisierten Dialoggruppen treffen. Hier wird neben dem Paardialog auch der Austausch in der Gruppe gepflegt.

Markus Mast hebt diese Gruppen als eine Stärke von ME hervor: «Es gibt viele, die Paarkurse anbieten, aber wenige die diese mit einer Gemeinschaft im Hintergrund unterstützen können.»

Zufriedene Paare

Es sind vor allem die Frauen, von denen der Impuls ausgeht, sich als Paar zu einem Wochenende anzumelden. «Für die Männer stellt dieser Schritt eine höhere Hürde dar. Manche möchten sich auch eine Hintertür offen halten», sagt Markus Mast. Dennoch habe noch kaum ein Paar den Kurs vorzeitig verlassen. Im Gegenteil – die meisten geben positive Rückmeldungen: «Dass sie sich wie frisch verliebt fühlten, sich wieder gefunden hätten, dass das Vertrauen zueinander gewachsen sei und sogar, dass sie einen neuen Zugang zum Glauben gefunden hätten», berichtet Pia Mast.

Offen für Begleitung

Das verwundert das Ehepaar aus Münchenbuchsee kaum. Denn sie wissen um die positive Kraft des Dialogs, den sie etwa zwei Mal pro Woche miteinander pflegen. «Wenn wir früher Streit hatten, war danach tagelang keine Nähe mehr möglich. Durch den Weg mit ME hat sich etwas verändert. Es ist für uns in Minuten wieder Nähe möglich», erzählt Markus Mast. Zudem könne er auch im Beruf viel besser zuhören als früher. Pia Mast fallen vor allem ihre vier Kinder ein, die zwischen 15 und 23 Jahren alt sind. Sie habe den Eindruck, dass sie sehr empathisch seien und es gelernt hätten, «mit dem Herzen zuzuhören». Dies führt sie vor allem auf das Beispiel zurück, das sie ihnen als Eltern mit ihrer Kommunikation geben konnten.

Diese guten Erfahrungen, die sie mit ME machen durften, möchten die beiden gern auch an andere Paare weitergeben und diese in ihrer Partnerschaft begleiten. Von Seiten der katholischen Kirche gibt es dafür offenbar auch einen grossen Bedarf, den Papst Franziskus in seiner Enzyklika Amoris laetitia (vor allem in Abschnitt 223) ausdrücklich benannt hat. Von daher würde es sich aus Sicht von Pia und Markus Mast anbieten, dass die Gemeinschaft von ME mit ihren ehrenamtlich tätigen Paaren von den Pfarrei- und Pastoralraumleitungen stärker in die Begleitung von Paaren einbezogen wird.

Detlef Kissner (29.1.19)


Das nächste Einführungsseminar ME findet vom 3. bis 5. Mai in Baar statt (www.me-schweiz.ch).


Zu Marriage Encounter

Die Wurzeln von Marriage Encounter (ME) reichen in die 50er-Jahre zurück. Damals begann der Jesuit Gabriel Calvo, in Spanien eine Gruppenarbeit für Ehepaare zu entwickeln. Über spanischsprechende Katholiken erreichten seine Ideen die USA. Dort wurde in der Aufbruchsstimmung rund um das Zweite Vatikanische Konzil ME als weltweite Bewegung katholischer Laien und Priester gegründet. Chuck Gallagher, ebenfalls Jesuit, organisierte 1968 das erste Wochenende für Ehepaare, das ihnen helfen sollte, ihre Beziehung zu vertiefen. Anfang der 70er-Jahre verbreitete sich die Bewegung mit ihren Angeboten auch in Europa und erreichte 1981 die Schweiz. ME ist offen für unterschiedliche Konfessionen und Glaubensrichtungen.

Die Gemeinschaft bietet Einführungswochenenden für Paare an («Zeit für die Liebe»), auch als Familienwochenende mit Kinderbetreuung. Der Kurs «Mut-zur-Liebe» ist für Brautpaare als Ehevorbereitung gedacht sowie für (jüngere) Paare, die entschlossen sind, ihren Weg gemeinsam zu gehen. Für Priester gibt es ausserdem den Kurs «Berufung neu erleben – Geistliche Tage».


Nähere Infos www.me-deutschland.de 


 

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Pia und Markus Mast-von Arx sind das verantwortliche Paar für ME in der deutschsprachigen Schweiz.

Bild: zVg
 
 
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Wenn Paare sich gut zuhören und einander
öffnen, entsteht Nähe.

Bild: stock.adobe.com
 
 
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Ein gutes Gespräch ist wie eine Tasse Kaffee: es wärmt, weckt auf und belebt.

Bild: stock.adobe.com

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