Kolumbansweg Schweiz eröffnet

Von Bangor bei Belfast bis nach Bobbio in Italien führt der europäische Weitwanderweg «Via Columbani». Auch die Schweiz wird dabei durchwandert, unter anderem Arbon. Beim Kloster Wettingen wurde nun Ende Juni der 500 km lange Schweizer Abschnitt durch die IG Kolumbansweg eröffnet.

Immer am Wasser entlang führte die Route vom Kloster Wettingen aus zum Kloster Fahr. Nach einem Moment der Einstimmung in der altehrwürdigen Zisterzienserklosterkirche machten sich die Pilger auf den Weg. Eine fünfstündige Wanderung als Eröffnungsetappe auf dem Schweizer Abschnitt des europäischen Weitwanderwegs «Via Columbani» lag vor ihnen, der sich vom irischen Bangor bis nach Bobbio in Italien zieht. Die Pilgergruppe, die an diesem strahlend blauen und ziemlich heissen Dienstagvormittag unterwegs war, zählte ungefähr 50 Personen aus der Deutsch- sowie der Westschweiz. Viele von ihnen liefen schon auf dem Jakobsweg und waren deshalb selbst für diese Halbtagestour vom Aargau in den Kanton Zürich gut ausgerüstet und motiviert. Auf einen neuen Pilgerweg quasi als erste Personen einen Fuss zu setzen, ist ein einmaliges Ereignis, dass sich die meisten nicht entgehen lassen wollten.

Mönche auf Wanderschaft

Zuvor war der Schweizer Teil des europäischen Weitwanderwegs mit der Enthüllung der Kolumbansweg-Plakette an der Hauswand des traditionsreichen Gasthof Sternen in Wettingen, gleich neben dem Kloster gelegen, offiziell eröffnet worden. Diese Plakette wird auch entlang der Route an verschiedenen Unterkünften, historischen Stätten und Gebäuden zu erkennen sein. An der Eröffnungsfeier erklärte Wolfgang Sieber, Präsident des Vereins IG Kolumbansweg, wie es überhaupt zur Entstehung des insgesamt 21 Etappen und 500 km umfassenden Teilstücks auf hiesigem Gebiet gekommen war. Alles fing mit dem Gallus-Jubiläum im Jahr 2012 an. Wandermönch Gallus, ein Gefährte des irischen Mönchs Kolumban, blieb auf ihrer europäischen Wanderschaft vor 1400 Jahren im Steinachtobel zurück und errichtete dort eine Klause, aus der später das Kloster und die Stadt St.Gallen entstanden. Kolumban und zehn weitere Mönche wanderten weiter den Rhein entlang nach Chur, über einen von drei Pässen nach Chiavenna und von dort nach Bobbio, wo Kolumban starb.

Aus Gallus wird Kolumban

Um dieser geschichtsträchtigen Tatsache gebührend Rechnung zu tragen, beschlossen einige Schweizer Langstreckenwanderer im selben Jahr den Weg nachzugehen, den die Mönche von Bangor in Nordirland durch Frankreich bis nach St.Gallen zurücklegten. In vier Zweierteams bewältigten sie damals über 1'900 km, mit dem Ziel, einen Gallusweg, ähnlich dem Jakobsweg, zu schaffen. Dabei zeigte sich aber einerseits, dass ausserhalb der Region St.Gallen kaum jemand den heiligen Gallus kannte. Auf der anderen Seite waren in Irland, Frankreich und Italien bereits Bestrebungen im Gang, mit einem Kolumbansweg von Bangor bis hinunter ins italienische Bobbio einen vom Europarat anerkannten europäischen Kulturweg zu schaffen. So kam es, dass sich die verschiedenen Vereine und Interessensgemeinschaften in den einzelnen Ländern vernetzten und die geknüpften Kontakte dazu führten, dass auch die Schweiz in dieses europäische Projekt eingebunden wurde. Um den Betrieb des langen Schweizer Weitwanderweges sicherzustellen, gründete sich 2017 der gemeinnützige Verein IG Kolumbansweg, der finanziell durch seine Mitglieder, Stiftungen und Förderbeiträge unterstützt wird.

Ein Erinnerungsweg

Zwar ist die genaue Wegführung nicht bekannt, doch hierzulande und in Österreich gibt es immerhin drei Orte, an denen sich die Mönche nachweislich aufhielten: Tuggen, Arbon und Bregenz. Dabei folgten sie auf ihrer Route mit grosser Wahrscheinlichkeit den Flussläufen und so führt auch die Strecke des Schweizer Kolumbansweg mehrheitlich am Wasser entlang (siehe Kasten). Vielfach darauf angesprochen, was nun diesen Weg vom Jakobsweg unterscheide, meinte Wolfgang Sieber: «Der Jakobsweg ist ein eigentlicher Pilgerweg mit dem Ziel, das Grab des Apostels Jakobus im spanischen Santiago de Compostela zu erreichen, um den Ablass zu erhalten.Selbstverständlich ist der Apostel aber keinen der zahlreichen Jakobswege selbst gegangen». Weiter führte er aus: «Der Kolumbansweg ist im Gegensatz dazu ein Erinnerungsweg: Man wandert auf schönsten Wegen und durch geschichtsträchtige Dörfer und Städte auf den Spuren von Kolumban und Gallus. Der Weg soll an ihre grossen Leistungen erinnern». Denn die beiden Mönche und ihre Nachfolger haben ab dem späten 6. Jahrhundert dem Christentum und damit der europäischen Kultur eine neue, stärker verinnerlichte und sich an Idealen ausrichtende Form gegeben.
Rund hundert Klostergründungen, erzählte Cornel Dora, Stiftsbibliothekar von St.Gallen, werden heute mit Kolumban und seinen Schülern in Verbindung gebracht. Diese Mönche, so Dora, waren Europäer in einem neuen Sinn. In einem Brief an Papst Gregor den Grossen bezeugte Kolumban erstmals die Idee eines auch den Norden umfassenden, christlichen Europas.

Die Schöpfungsbotschaft

Der Kolumbansweg, merkte Josef Schönauer an, Präsident der Pilgerherberge St. Gallen, hätte wie jeder Pilgerweg eine spirituelle Kraft. Denn er könne den Menschen aus seiner Gewohnheit und aus seinen Verkrustungen persönlicher wie sozialer Art herauslocken.
Zudem sei er mit einer Perlenschnur vergleichbar, denn auf seinem Weg lägen bedeutende Perlen der Spiritualität: Besondere Ortschaften, unzählige Kirchen und Kapellen, mit ihrer ganz eigenen Ausstrahlung. «Diese wirken ganzheitlich über alle Sinne. Bilder, Skulpturen und die Ausstattung der religiösen Räume können Fragen aufwerfen. Die Antworten darauf findet man dann vielleicht erst zu Hause», erklärte Schönauer. Zur Spiritualität eines Pilgerwegs gehöre die Schöpfung, meinte der Präsident der Pilgerherberge St. Gallen weiter. Sie weite unseren Blick über die eigene gewohnte Behausung hinaus und liesse in uns Freude aufkommen über den Garten Eden. Diese Freude nähre aber auch die Verantwortung, für diesen Garten zu sorgen, was ganz dem päpstlichen Schreiben «Laudato si» entspreche.

Ganzheitliche Gesundheit

Franz With, der neben seiner Vorstandsarbeit für die IG zudem die Initiative Gesundheitsland Schweiz betreibt, sagte an der offiziellen Eröffnung, dass der Kolumbansweg auch ein Weg der Entschleunigung sei und damit ideal zur Plattform www.gesundheitsland.ch passe. «Die frühmittelalterliche Medizin wurde in den Klöstern im grossen Stil angewandt, woraus sich in der Schweiz im Laufe der Zeit eine nachweislich einzigartige und nachhaltige Naturmedizin entwickelte», meinte er. Er wünsche sich, dass die Schweiz wieder vermehrt als Land für natürliche Heilmethoden wahrgenommen werde. Mit der Plattform wolle man den künftigen Pilger*innen des Kolumbanswegs deshalb noch zusätzliche Anregungen mitgeben. So wie Orte zum Krafttanken und für Stillesuchende oder vielfältige Impulse für Körper, Geist und Seele in Form von Informationen zu Naturheilmittelherstellern oder Gesundheitswegen in der Schweiz.
Die angekündigte Entschleunigung vom Alltag merkt man dann wenig später, als Teil der Pilgergruppe, schon von der ersten Minute an, in der man losläuft. Über Brücken und Waldwege hält man sich an den Strom, lässt alles andere hinter sich und ruht in der Natur und in sich selbst.

Sarah Stutte (14.7.20)


Die Strecke

Der Schweizer Kolumbansweg führt in 21 Etappen ab Basel dem Rhein bis nach Koblenz (AG), dann der Aare bis nach Baden und der Limmat bis nach Zürich und dem Zürichsee entlang. Nach einem Abstecher in Einsiedeln geht es Richtung St.Gallen und von dort nach Arbon. Von hier aus hat man entweder die Möglichkeit, mit dem Schiff über den Bodensee oder zu Fuss durch das Naturschutzgebiet des Rheindeltas nach Bregenz zu gelangen. Von Bregenz auf der vorarlbergischen Seite geht es südwärts durchs Fürstentum Liechtenstein nach Chur. Ab Hohenems führt ein Alternativweg nach Grabs, wo Gallus sich aufhielt, und über Buchs-Sargans-Bad Ragaz nach Maienfeld und Chur. Dann geht es weiter über die Lenzerheide, den Septimerpass und von Bivio nach Chiavenna, denn oberhalb von Bivio gibt es einen Kolumbansee. Soweit möglich folgt man markierten Wanderwegen. Alle Einzeletappen inklusive Wissenswertes zur jeweiligen Umgebung und Übernachtungstipps sowie die ganze Strecke sind auf der Webseite www.kolumbansweg.ch und in einer App einsichtig, die auf Deutsch, Englisch und Französisch verfügbar ist.
 

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Quelle: Sarah Stutte
Wolfgang Sieber, Josef Schönauer und Franz With (v.l.n.r.) bei der Enthüllung der Kolumbansweg-Plakette vor dem Gasthof Sternen beim Kloster Wettingen.
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Quelle: Sarah Stutte
Die Plakette ist das Erkennungszeichen auf dem Kolumbansweg und wird an verschiedenen Unterkünften, historischen Stätten und Gebäuden zu sehen sein.
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Quelle: Sarah Stutte
Die Pilgergruppe unterwegs von Wettingen zum Kloster Fahr.

 

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Quelle: Sarah Stutte
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Quelle: Sarah Stutte
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Quelle: Sarah Stutte
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Quelle: Sarah Stutte
 
 
 

Kommentare

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Christian Corson

09.03.2023, 18:02

A la suite du pèlerinage depuis Saint Coulomb en Bretagne avec mon épouse, nous avons rejoint l'Abbaye Saint Colomban à Luxeuil les bains à l'automne dernier
Nous repartons de Luxeuil mercredi 15 mars 2023 pour rejoindre Bregenz dans un premier temps et reprendrons le chemin vers Bobbio à l'automne si Dieu le veut !
Nous sommes à l'affût et donc intéressés par tout type d'hébergement "pèlerins" qui pourrait nous accueillir en Suisse.
Avez-vous un guide ou une liste de ces hébergement disponible ?
Merci de votre aide
Courtoisement
Christian
forumKirche

09.03.2023, 23:36

Voyeuz www.pilgerherberge.ch

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