Vereinigung Regenbogen hilft Menschen, die um ein Kind trauern

Am 8. Dezember gedenken Angehörige und Freunde in Schaffhausen in einer gemeinsamen Feier ihrer verstorbenen Kinder, Geschwister und Enkelkinder und entzünden für jedes Kind eine Kerze.

Luna, Silvan, Celestine, Michael. Die Kerzen in den mit Herzen, Sonnen und Sternen verzierten Lichtertüten hüllen die Namen auf der Vorderseite in ein warmes Licht. Jeder Name steht für ein verstorbenes Kind. In der Schweiz verlieren jährlich rund 1200 Familien einen Sohn oder eine Tochter. Die Vereinigung Regenbogen bietet für Menschen, die um ein Kind trauern, schweizweit Selbsthilfegruppen an. Sie werden von Eltern moderiert, die in ihrer Trauer ein Stück weiter sind. «Wir teilen dasselbe Leid, das schafft ein besonderes Verständnis füreinander», sagt Wolfgang Pfalzgraf von der Regenbogengruppe Schaffhausen. «Es spielt keine Rolle, wie alt ein Kind war oder wie es starb, kein Verlust wiegt schwerer als ein anderer.» Bei den Treffen frage man nach, wie die Woche gelaufen sei, was belastet habe: «Viele Leute glauben, nach einem Jahr sei die Trauer vorbei, aber so funktioniert das nicht. Sie begleitet uns als Teil der Familiengeschichte für immer.»

Konfessionell neutral

Jeweils der zweite Sonntag im Dezember ist der «Internationale Gedenktag für verstorbene Kinder», 1996 ins Leben gerufen durch den amerikanischen Verein verwaister Eltern Compassionate Friends. An diesem Tag gedenken weltweit Angehörige und Freunde ihrer verstorbenen Kinder, Geschwister und Enkelkinder, in dem sie eine brennende Kerze ins Fenster stellen. Dieses Jahr fällt der Gedenktag auf den 8. Dezember: «Wir treffen uns um 17 Uhr in der Kirche St. Johann in Schaffhausen», sagt Wolfgang Pfalzgraf, der die Feier zum Thema «Ich bin nicht allein mit meiner Trauer» mitgestaltet. Der öffentliche Anlass lädt alle Menschen zum Kommen ein, die um ein Kind trauern. Das Leitungsteam setzt sich aus Wolfgang Pfalzgraf, den reformierten Pfarrpersonen Andreas Egli und Wolfram Kötter sowie Andrea Honegger, Pastoralassistentin des katholischen Pfarramts Neuhausen zusammen. Trotzdem ist die Gedenkfeier kein ökumenischer Anlass: «Wir gestalten die Feier bewusst konfessionell neutral, sprechen zum Beispiel anstelle eines ‹Vater unser› einen irischen Segen», so Pfalzgraf. «Wir möchten, dass die Namen unserer verstorbenen Kinder einmal im Jahr hier Raum bekommen. Deshalb nennen wir alle Namen und entzünden für jedes Kind eine Kerze.»

«Krebs ist doof»

Wolfgang Pfalzgraf ist Vater von vier Kindern. Sein jüngster Sohn Silvan starb im Alter von siebeneinhalb Jahren an Krebs. Er war fünf Jahre alt, als der Krebs ausbrach. Wolfgang Pfalzgraf erzählt ruhig und gefasst während lautlose Tränen seine Augen füllen. Wie Silvan über Bauchschmerzen klagt. Wie die Ärzte im Kinderspital Zürich einen Tumor an der Niere entdecken. Wie das Wort «Krebs» zum ersten Mal fällt. Was Silvans Diagnose vor allem für seine drei älteren Geschwister bedeutet, dokumentiert der SRF DOK-Film «Krebs ist doof». Die Kamera begleitet die Familie durch Silvans erstes Therapiejahr. Der Film zeigt den kleinen Jungen mit den blauen Augen im Krankenhausbett, auf dem OP-Tisch, während der Chemotherapie. Aber auch zu Hause, beim Spielen, mit den Geschwistern auf dem Trampolin im Garten. Der Film endet während einer Therapiepause, der Krebs scheint zurückgeschlagen. Doch ein paar Wochen später kehrt er zurück. Schlimmer als zuvor.

Mit der Trauer leben

Ein zweites Therapiejahr bringt eine noch grössere Operation und weitere Chemotherapien. Leider ohne Erfolg. Sechs Monate nach dem zweiten Rückfall stirbt Silvan. «Silvan ist ganz bewusst gestorben. Während dem letzten palliativen halben Jahr bei uns zu Hause, konnten wir uns lange und intensiv mit den Fragen des Abschieds auseinandersetzen », sagt sein Vater. Man kann Kindern nichts vormachen: «Wir Erwachsenen sollten in der Lage sein, mit unseren Kindern über Krankheit und Tod zu reden, so wie sie es ihrem Alter entsprechend verstehen. » Auf die Frage, was ihm und seiner Familie nach dem Tod von Silvan am meisten geholfen habe, sagt er: «Silvan gab uns den Auftrag: Für euch geht es weiter! Er hat uns aufgetragen, weiterzuleben, fröhlich zu sein, Feste zu feiern, auch ohne ihn. Das hilft mir am meisten, zu lernen, mit der Trauer zu leben.»

Adriana Schneider/Red. (19.11.19)


  • Selbsthilfegruppen für Menschen, die um ein Kind trauern: www.verein-regenbogen.ch
  • Gedenkfeier für verstorbene Kinder: Sonntag, 8. Dezember, 17 Uhr, Kirche St. Johann, Schaffhausen. 

     

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Am 8. Dezember dieses Jahres gedenken Eltern weltweit ihrer verstorbenen Kinder.

Bild: Adriana Schneider

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