Die Kindergruppe der MCLI und der Versuch einer «Verheutigung»

Am 19. Juni feierte die katholische Kirche Fronleichnam – nicht gerade das bekannteste Fest der katholischen Religion. Die Kindergruppe der MCLI Schaffhausen wagte sich trotzdem an dieses Fest heran. Kirche ohne Grenzen hat mit Rosetta Rambone (59) über die Beweggründe für diese Entscheidung gesprochen.

Was für eine Gruppe leiten Sie?
Die Gruppe heisst «Oratorio». Unsere Zielgruppe sind Kinder von 4 bis 12 Jahren, wobei die älteren als Leiter*innen miteinbezogen werden. Wir treffen uns monatlich von 11 Uhr bis 16 Uhr und beten, spielen, essen, singen, basteln. Dabei lernen wir den Glauben zu Jesus besser kennen.

Warum gestalten Sie mit den Kindern eine Fronleichnamsprozession?
Einige Kinder haben die Erstkommunion empfangen. Das ist ein wichtiger Schritt, den wir gerne mit ihnen vertiefen, aber auch gemeinsam feiern wollen. Das Fest des Corpus Domini ist dafür die perfekte Gelegenheit. Hinzu kommt, dass wir nächstes Jahr mit den Kindern über Talente und Leidenschaften sprechen werden und darüber, wie sie diese innerhalb der Gesellschaft und der Kirche einsetzen können. Der Gottesdienst ist ein wunderbarer Raum, wo dies geübt und erlebt werden kann. In Verbindung mit der Prozession ergeben sich neue Aufgaben und somit mehr 'Vielfalt': Künstler*innen, Blumenkinder, Sänger*innen, Leser*innen, Ministrant*innen und vieles mehr. Die Kinder sollen die Erfahrung machen, gemeinsam «ein Leib mit vielen Gliedern» zu sein. Jede*r kann mit ihren*seinen Gaben etwas zum Fest beitragen. 

Ist eine Prozession nicht etwas Veraltetes?
Je nachdem, was man unter veraltet versteht. Ich kenne Prozessionen von meinem Heimatort in Sizilien. Diese Art von Prozession wäre in unserem Kontext vielleicht nicht sinnvoll. Es geht uns aber nicht um versteinerte Traditionen, sondern darum, «das Gute von gestern» zu bewahren und zu «Verheutigen». Es gibt Menschen, die Angst haben vor der Moderne und andere, die sich vor der Vergangenheit fürchten. Ich glaube, man lebt am besten ohne Berührungsängste. Wie Paulus rät: «Prüft alles, behaltet das Gute.» In unserer digitalen Welt erfahren die Kinder die Realität immer weniger mit allen Sinnen. Prozessionen stammen aus einer Zeit, in der ein Grossteil der Bevölkerung nicht lesen und schreiben konnte. Sie mussten Glauben erleben, spüren, sehen und sich handwerklich und mit all ihren Gaben einsetzen. An dieses Potenzial wollen wir anknüpfen. Die Kinder sollen vom Glauben nicht nur hören, sie sollen ihn nicht nur im Kopf und im Herzen lernen, sondern mit all ihren Sinnen und Gaben erfahren.

Was wollen Sie den Kindern vermitteln?
Einerseits ist der inhaltliche Aspekt ein Anliegen. Eucharistie bedeutet «Danksagen». Heute gehen viele in die Kirche, um für die Lösung ihrer eigenen Probleme zu beten. Das ist natürlich auch wichtig. Aber unser Glaube liegt in der Überzeugung, dass wir bereits gerettet sind und dass Gott unsere Sorgen und Nöte kennt, bevor wir sie überhaupt aussprechen. Kinder Gottes zu sein, ist somit das Privileg, auch in schwierigen Zeiten darauf vertrauen zu können, dass Gott bei uns ist und für uns bereits einen Ausweg bereithält. So kann man immer für die Dankbarkeit offen sein. Daneben ist es wichtig, zu erläutern, wie wertvoll die Kommunion ist. Viele unserer Kinder leben in einer Welt von Superhelden und alle haben ihre Superkräfte. Jesus ist unsere Superkraft. Er hat uns versprochen, dass wir in seinem Namen Grösseres bewirken können als er und dass er bei uns bleiben wird bis zum Schluss. Die Kommunion ist also ein besonderer Weg, auf dem wir Jesus nahe sein können. Der dritte Aspekt ist die Kirche als Leib Christi. Die Kinder sind Kirche und sie sind genauso wichtig wie der Priester, die Katechetin und alle anderen. Es geht also auch um Berufung.

Warum sollen die Kinder miteinbezogen werden?
Ein Priester sagte, dass jedes Kind eine Prophetie in sich birgt. Das hat mich sehr berührt. Gott fängt immer bei den Kleinen an, weil er Geduld hat und sich tiefe Wurzeln wünscht. Wir wollen an der Verwirklichung dieser zahlreichen Prophezeiungen mitarbeiten und deshalb sollen sich die Kinder als wichtiger Bestandteil der Gemeinschaft und der Liturgie wahrnehmen und erleben.

Text & Übersetzung: Daria Serra, 21.06.2022


Nel 2022 una processione del Corpus Domini?!

I bambini protagonisti nella chiesa

Il 19 giugno la chiesa cattolica festeggia il Corpus Domini. Il gruppo dell’oratorio della MCLI Sciaffusa si avvicina a questa festa per riscoprirne la bellezza. Kirche ohne Grenzen ha parlato con Rosetta Rambone (59) delle motivazioni.

Come mai avete scelto proprio la festa del Corpus Domini?
Crediamo che questa solennità dia la possibilità di approfondire tre aspetti importanti. Il primo è che a messa si va prima di tutto per ringraziare e festeggiare il grande amore di Dio per noi. Eucaristia infatti significa «rendimento di grazie». La processione poi sottolinea la preziosità della comunione. E poi c’è l’aspetto dell’essere noi stessi Corpo di Cristo. Quindi attraverso la preparazione e partecipazione di questa messa si impara a collaborare, a scoprire i propri doni e a metterli a disposizione della comunità.

La processione non è una cosa vecchia?
Dipende. Ci sono persone che hanno paura delle cose antiche e persone che hanno il terrore delle cose moderne. Noi siamo convinte che si vive meglio senza paure. San Paolo consiglia di vagliare tutto e mantenere il buono. Questo è il nostro intento. Prendere una tradizione e aggiornarla.
 

Kinder gestalten eine Dankesblume
Quelle: Daria Serra
Eucharistie bedeutet Danksagung. Alle Kinder gestalten eine Dankesblume für die Gabenbereitung.

 

 

 

Kinder
Quelle: Daria Serra
Die Kinder sollen in das Geheimnis des Leibes Christi eingeführt werden.

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