Der Gottesdienst mit Geschichten aus dem Leben

Ein Stück Schnur, eine Kerze, ein Stück Brot und etwas zu trinken. Dazu die Bereitschaft, sich auf ungewohnte Weise auf Gott und Spiritualität einzulassen. Eine gewisse digitale Affinität sowie ein Internetzugang: Mehr ist nicht nötig, um den ökumenischen Zoom-Gottesdienst «Brot & Liebe» gemütlich von zu Hause aus mitzufeiern. Kirche ohne Grenzen wollte von Meinrad Furrer mehr über dieses innovative Gottesdienstformat erfahren. Furrer ist katholischer Theologe und Leiter des Teams der «Citykirche» Peterskapelle in Luzern. 

Meinrad Furrer, was ist «Brot & Liebe»?
Ein wichtiges Anliegen von «Brot & Liebe» ist es, nicht zu predigen, sondern ganz in der Nachfolge von Jesus vor allem durch Geschichten und Zeichenhandlungen zu berühren und eine innere Bewegung bei den Menschen auszulösen. «Brot & Liebe» denkt Gottesdienst mit den Mitteln digitaler Tools neu. Entscheidend dabei ist, dass Zoom ganz neue Formen der Beteiligung bietet. Mit dem Chat, mit gemeinsamen Zeichenhandlungen, die sich über die Kacheln hinaus verbinden, und mit dem Einsatz von Interaktionsplattformen können sich die Gottesdienstbesuchenden aktiv einbringen. Zudem bietet die Verknüpfung mit unserem Instagram-Kanal weitere Interaktionsmöglichkeiten. Im Zoom-Gottesdienst feiern wir jeweils auch Abendmahl. Es erinnert an die vielen Abendmahlgemeinschaften Jesu, bei denen er Menschen Nähe und Würde vermitteln konnte. «Brot & Liebe» entstand ursprünglich in einer evangelischen Gemeinde in Berlin während der Pandemie und wurde später, als das Format auch in der Schweiz Fuss fasste, ökumenisch. Seit zwei Jahren gibt es nun den Gottesdienst zweimal im Monat – am zweiten Sonntag aus der Schweiz und am letzten Sonntag im Monat aus Berlin. An hohen Festtagen wie Weihnachten, Ostern oder Pfingsten gestalten wir jeweils den Gottesdienst gemeinsam, meistens am zweiten Feiertag. 

Geschichten sind bei «Brot & Liebe» zentral, warum?
In jedem «Brot & Liebe»-Gottesdienst werden drei Geschichten zu einem Thema erzählt. Die Geschichten werden jeweils speziell für den Gottesdienst geschrieben. Die Geschichtenerzähler*innen berichten von etwas Selbsterlebtem oder -gehörtem. Die Nähe zum Alltag und die Authentizität sind wichtig für diese Art des Storytellings, also des Geschichtenerzählens. Manchmal werden biblische Geschichten in ganz neuem Kontext erzählt. Wir versuchen auch, auf eine Moral der Geschichte zu verzichten, überlassen es also den Zuhörenden, ihre eigenen Schlüsse aus dem Gehörten zu ziehen. Die Themen der Gottesdienste folgen jeweils dem Jahreskreis oder der Aktualität. So gibt es in der Fastenzeit einen Gottesdienst mit Geschichten «vom Leer» und im Mai einen mit Geschichten «von Bad Girls». Dies nimmt sowohl auf ein Stück am Luzerner Theater Bezug als auch irritierenderweise auf den Muttertag.

Für wen ist dieses digitale Format geeignet?
Da von zu Hause aus gefeiert werden kann und die Mitfeiernden die Möglichkeit haben, sich zu zeigen oder auch die Kamera ausgeschaltet zu lassen, ist der Zugang sehr niederschwellig. Auf unserer Website findet jede*r stets den Zoom-Direktlink, ohne Voranmeldung, und kann von überallher dabei sein. Die Bandbreite der Teilnehmenden ist erstaunlich. Die Beteiligung auf dem Sofa erleichtert zudem den Zugang für Familienmenschen. Es sind auch regelmässig einige betagte Menschen und Singles dabei. Die meisten jedoch bewegen sich irgendwo am Rande der beiden Kirchen. Ihnen ist spirituelle Gemeinschaft wichtig. Sie suchen aber nach neuer Sprache und Ästhetik und schätzen die Verankerung der religiösen Sprache im Alltag.

Ist dieses digitale Format ein Mehrwert für die Kirche in der Schweiz?
Das Format ist ganz unabhängig von den liturgischen Büchern und auch von der Rolle der Priester. Es bietet angstfrei ganz neue Möglichkeiten. Auch das Abendmahl, das jeweils gefeiert wird, kann einen ganz neuen Zugang zu einer stärkenden Abendmahlspraxis ermöglichen. Durch die neuen Medien mit den Möglichkeiten der aktiven Teilnahme im vertrauten Umfeld – sei es zu Hause oder auf Social Media – werden Menschen angesprochen, für die die Schwellen zu Kirchenräumen und traditionellen Formaten unüberwindbar geworden sind.

Interview & Übersetzung: Romina Monferrini, 14.03.2023


La «Messa» in scena digitale


Il servizio con storie dalla vita

Un pezzo di spago, una candela, un pezzo di pane e qualcosa da bere. Una certa affinità digitale e accesso ad Internet. Più di quanto qui elencato non è necessario per celebrare comodamente da casa la liturgia ecumenica «Brot & Liebe» («Pane & Amore») su Zoom. L`Intervista di Kirche ohne Grenzen con Meinrad Furrer, Teologo cattolico e capo del team Peterskapelle «Citykirche» a Lucerna, scopri di più su questo innovativo formato digitale. 

Signor Furrer, cos'è «Brot & Liebe»?
Una preoccupazione importante di «Brot & Liebe» non è predicare, ma toccare, seguendo Gesù, soprattutto attraverso storie e azioni simboliche, e suscitare un movimento interiore nelle persone. «Brot & Liebe» ripensa il culto utilizzando strumenti digitali. Il fattore decisivo qui è che Zoom offre forme di partecipazione completamente nuove. Con il chat, con azioni comuni di disegno che si connettono oltre le tessere e con l'utilizzo di piattaforme di interazione, i fedeli possono contribuire attivamente. Inoltre, il link al nostro canale Instagram offre ulteriori possibilità di interazione. Nel servizio Zoom celebriamo anche un pasto. Ricorda i tanti pasti di Gesù, dove ha saputo trasmettere vicinanza e dignità alle persone. 

A chi è adatto questo formato digitale?
Tutti possono sempre trovare il collegamento diretto Zoom sulla nostra Homepage, senza previa registrazione, e possono essere presenti da qualsiasi luogo. Ci sono famiglie e anche alcune persone anziane e single che frequentano regolarmente «Brot & Liebe». 
 

Meinrad Furrer (2. v. l.) mit dem restlichen Team von «Brot & Liebe»
Quelle: zVg
Meinrad Furrer (2. v. l.) mit dem restlichen Team von «Brot & Liebe»

Kommentare

+

Neuen Kommentar hinzufügen

Der Inhalt dieses Feldes wird nicht öffentlich zugänglich angezeigt.

Klartext

  • Keine HTML-Tags erlaubt.
  • Zeilenumbrüche und Absätze werden automatisch erzeugt.
  • Website- und E-Mail-Adressen werden automatisch in Links umgewandelt.
CAPTCHA
Diese Sicherheitsfrage überprüft, ob Sie ein menschlicher Besucher sind und verhindert automatisches Spamming.
Bild-CAPTCHA
Geben Sie die Zeichen ein, die im Bild gezeigt werden.