Ein Lächeln ins Gesicht zaubern

Gesundheitsclowns bringen Freude

Lachen tut bis in die Seele hinein gut und verbindet Menschen miteinander. Gesundheitsclowns möchten dieses Lachen vor allem zu Menschen bringen, deren Leben nicht von Leichtigkeit geprägt ist. Claudia Duff ist Humortrainerin und Gesundheitsclownin. Sie setzt ihre besondere Qualifikation auch in Wohngruppen der Mansio ein, wo sie als Seelsorgerin tätig ist. 

«Lächeln ist der kürzeste Weg zwischen zwei Menschen», so die Theologin. Es eröffnet einen Raum für Begegnung, ohne ein Wort und ohne dass sich jemand erklären muss. Es ist egal, was man ist, was man kann oder macht. In einem Lächeln steckt die Botschaft: Schön, dass du da bist. Es hat sogar die Kraft, einen Streit zu entschärfen. «Und Lachen öffnet, befreit und ist gesund», sagt Claudia Duff, die dem Vorstand des Vereins ProClowns angehört. Die Gesundheitsclowns des Vereins trifft man in Spitälern, Langzeitinstitutionen und Einrichtungen für Menschen mit Beeinträchtigungen an. Seit Januar 2022 besuchen sie auch alle zwei Wochen drei Wohngruppen der Mansio in Münsterlingen, die Menschen mit körperlichen, geistigen und psychischen Beeinträchtigungen betreut (www.mansio.ch).

Wertschätzung des anderen
Die Gesundheitsclowns sind immer zu zweit unterwegs. Zu Beginn bereiten sich die Clowns vor, kleiden und schminken sich. «Jeder Clown hat einen eigenen Charakter», bemerkt Claudia Duff. Dann wird ein Thema ausgewählt, das sich an der Jahreszeit oder aktuellen Ereignissen orientiert. So sind die beiden Clowns auf der Suche nach einem Skilift, kommen als Putz-Team, Künstler*innen oder Fotograf*innen. «Wir wollen einen Farbtupfer in das Leben dieser Menschen bringen, ihnen ein Lächeln ins Gesicht zaubern, das von Innen kommt», beschreibt Claudia Duff das Ziel. Dies darf auf keinen Fall auf Kosten von anderen gehen. Auch schwarzer Humor oder Satire sind tabu. Die Begegnungen sind von einem wertschätzenden Umgang geprägt und laden ein, sich zu öffnen, Belastendes loszulassen und sich spielerisch dem Leben zu nähern. 

Auch am Sterbebett
Das Vorgehen der Clowns erfordert von ihnen eine hohe Sensibilität für die Menschen, denen sie begegnen, und deren besondere Situation. Beim Besuch einer bettlägerigen Klientin sei sie ganz einfach vor deren Bett stehen geblieben, erzählt Claudia Duff: «Ich habe sie angeschaut, sie hat mich angeschaut. Dann hat sie ihre Hände ausgestreckt und einfach angefangen zu lachen. Danach habe ich ein Lied mit ihr gesungen und plötzlich sind der Frau die Tränen heruntergelaufen. » Es kommt auch vor, dass die Menschen in Bewegung kommen, aufstehen und zu tanzen anfangen. 
Humor hat auch am Sterbebett Platz. Das schildert Claudia Duff am Beispiel zweier Brüder. Der eine habe die Hand des sterbenden Bruders genommen und ihn aufgefordert: «Komm, wir lachen nochmals miteinander. » Da habe dieser die Augen geöffnet, seinen Bruder angeschaut und sie hätten miteinander gelacht. «Das hat mich sehr berührt», so die Seelsorgerin.

Humor fördern
Humor weckt eine tiefe Freude, die das ganze Leben durchzieht. Er lässt die Bedeutung von Status und Leistung schrumpfen, ermöglicht es, im Scheitern Abstand zu gewinnen, über sich selbst zu schmunzeln und kreativ mit den Problemen umzugehen. Lachen und Freude, die von Innen kommt, sind immer heilsam. Deshalb ist es für Claudia Duff so wichtig, den Humor in sich zu fördern: Lustige Filme schauen, offen sein für komische Momente im eigenen Leben, lustige Comics lesen, miteinander lachen und Freude haben, den inneren Clown entdecken. Für sie hat Humor eine spirituelle Dimension und damit auch einen wichtigen Platz in unseren Kirchen. Humor hilft die Distanz zum Heiligen zu überwinden, ermöglicht es, sich ihm zu nähern, es zu berühren. «Wir haben ja Anteil am Heiligen - wir sind Licht», sagt die Seelsorgerin. 

Detlef Kissner, forumKirche, 16.02.2022

■ Nähere Infos unter www.proclowns.ch. ProClowns lädt vom 8. bis 15. Mai in Winterthur zu einem Clown-Festival ein: www.clownfestival.ch.