Die Karprozessionen der kolumbianischen Stadt Popayán

Popayán ist die Hauptstadt des Departements Cauca im Südwesten Kolumbiens. Ihre Prozessionen während der Osterwoche wurden von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt. Kirche ohne Grenzen hat in Gesprächen mit Alcira Pinilla und Miguel Palma, die aus Popayán stammen, und der Junta Permanente Pro Semana Santa de Popayán mehr über diese Stadt und ihre Prozessionen erfahren.

Warum wird Popayán «die weisse Stadt» genannt?
In Popayán, einer Stadt mit Kolonialarchitektur, beschloss man vor etwa 200 Jahren, alle Häuser mit Kalk zu streichen, um ein durch ein Insekt verbreitetes Virus auszurotten. Dieses Insekt verursachte Infektionen, die bei den erkrankten Menschen zu Fussamputationen führte. Daher kommt der Name «die weisse Stadt».

Wie werden die Prozessionen der Karwoche durchgeführt?
Die Prozessionen der Karwoche, die auf das Jahr 1556 zurückgehen, haben die Payaneses – so nennt man die Menschen, die in Popayán geboren sind – von den Spaniern übernommen. Die Prozessionen beginnen am Donnerstag vor Palmsonntag mit dem Pregón. Das ist eine kulturelle Veranstaltung, bei der ein Gastredner zum Auftakt der Karwoche einen Vortrag hält, um die religiöse Tradition zu eröffnen. Am Tag darauf folgt die erste der sechs Prozessionen. Jede Prozession besteht aus einer bestimmten Anzahl von Pasos, grossen religiösen Skulpturen, die auf hölzernen Plattformen getragen werden und mit Gold- und Silberstickereien, Kerzen, Blumen und anderen Elementen geschmückt sind. Auch die Musik ist ein wesentlicher Bestandteil während dieser Zeit. Die Musikkapellen der Schulen begleiten die Prozessionen. Auch Kinder nehmen an den Prozessionen teil. Ihr Beitrag wird Semana Santa Chiquita genannt. So wird schon den Kleinsten die Liebe zu einer Tradition vermittelt, die Teil der Identität der Payaneses ist. Dieses Fest spiegelt die Multikulturalität der Region wider, in der sich das Erbe der spanischen Traditionen mit dem historischen Erbe der indigenen, afroamerikanischen und bäuerlichen Bevölkerung vermischt.

Wer ist für die Organisation zuständig?
Die Junta Permanente Pro Semana Santa de Popayán, 1939 gegründet, arbeitet mit der Erzdiözese und den Behörden zusammen. Die Junta kümmert sich um die Mittelbeschaffung, sie kontrolliert, ob die Teilnehmer*innen die Vorschriften einhalten, und sorgt dafür, dass die religiösen Aktivitäten feierlich, geordnet und sicher durchgeführt werden. All diese Vorbereitungen dauern fast ein Jahr. Alle zwei Jahre ist dieses Gremium in Popayán ausserdem Organisator und Gastgeber des spanischen und lateinamerikanischen Kongresses der Bruderschaften und Karwochengremien. Dort werden neue Ideen für die Feier entworfen.

Wer nimmt an den Prozessionen teil?
Die Teilnehmenden nehmen unterschiedliche Rollen ein: Der Kehrer fegt die Strassen, damit die Prozession vorbeimarschieren kann. Der Ministrant läutet eine Glocke, um böse Geister zu vertreiben. Die Sahumadora zieht vor ihrem jeweiligen Paso – der Statue – her und trägt ein Gefäss aus Ton, das Weihrauch abgibt. Die Hauptfiguren sind die Cargueros, die das Gewicht des Paso und die grosse Verantwortung dafür tragen. Es gibt auch den Alumbrante, der in der Nähe seines Paso marschiert und dafür verantwortlich ist, dass dessen Kerzen immer brennen. Daneben gibt es noch weitere Rollen. 

Wer sind die Cargueros und wie sind sie gekleidet?
Sie sind diejenigen, die die Pasos tragen. Sie gehen schweigend, ihre Kleidung ist sehr schön und speziell. Sie sind entsprechend des jeweiligen Prozessionstages gekleidet. Auf ihren Schultern tragen sie ihren jeweiligen Paso, der zwischen 350 und 600 Kilo wiegen kann. Die Rolle des Carguero wird vererbt und gilt als Ehre. Die harte Hornhaut, die sich auf der Schulter bildet, erfüllt die Cargueros mit Stolz.

Welche besonderen Gerichte werden in der Karwoche zubereitet?
Die Region verfügt normalerweise über eine reichhaltige Küche, aber während dieser Zeit wird gefastet, wobei Fisch das Hauptnahrungsmittel darstellt. Die Karwoche ist vor allem eine Zeit der spirituellen und liturgischen Andacht, in der man sich immer wieder besinnt. Es ist keine Zeit des Feierns, sondern eine Zeit des Pilgerns, des Kennenlernens und des Erlebens der Passion Christi in Trauer. Wenn der Herr von den Toten aufersteht, dann wird gefeiert, vorher aber nicht.

Interview & Übersetzung: Andrea Metzger, 12.03.2024


La ciudad blanca y su más famosa tradición

Procesiones de Semana Santa en Popayán, Colombia

Popayán, capital del departamento del Cauca, en el suroccidente de Colombia. Sus procesiones de Semana Santa han sido declaradas Patrimonio Cultural Inmaterial de la Humanidad por la UNESCO

Hace aproximadamente 200 años, en Popayán, ciudad de arquitectura colonial, se tomó la decisión de pintar todas las casas con cal para erradicar un virus causado por un insecto. De ahí el nombre de «la ciudad blanca».

Las procesiones de Semana Santa, que datan de 1556, es algo que los payaneses han adoptado de los españoles, al igual que la arquitectura. Las procesiones inician el jueves anterior al Domingo de Ramos. Durante la Semana Santa se celebran seis procesiones. La música acompaña las procesiones, impregnando solemnidad y misticismo. Esta celebración refleja la multiculturalidad que existe en la región, donde se mezclan la herencia de las tradiciones españolas, con el legado histórico de los pueblos indígenas, afroamericanos y campesinos.

La Junta Permanente Pro Semana Santa de Popayán organiza, conserva y restaura las imágenes y garantiza que las actividades religiosas se desarrollen de manera solemne, ordenada y segura.

Las personas que llevan sobre sus hombros los denominados pasos se llaman cargueros. Caminan en silencio y su indumentaria es bella, sutil y especial. En sus hombros llevan el paso que puede pesar entre 350 a 600 kilos. El oficio del carguero es hereditario y considerado un honor. El duro callo que se ha formado en el hombro es motivo de orgullo.

La Semana Santa en Popayán, no es un tiempo de fiesta, sino más bien es un tiempo de peregrinación, oración, reflexión y aumento de la fe en Dios.
 

Karprozession
Quelle: zVg
Die Sahumadora mit ihrem farbenfrohen Kostüm geht vor dem Paso und trägt ein Räuchergefäss aus Ton, das mit Blumen des Prozessionstages geschmückt ist.

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