Eine Weihnachtsreportage aus dem Caritas Baby Hospital

George leidet an einer seltenen Krankheit. Seit vielen Jahren wird er im Caritas Baby Hospital im Westjordanland betreut. Das Spital übernimmt zum grossen Teil die Behandlungskosten. Ohne diese Unterstützung wäre George schon lange gestorben.

Sein erstes Weihnachtsfest verbrachte der kleine George notfallmässig im Caritas Baby Hospital (CBH) im Westjordanland. Rasch erkannte man dort, dass er in Lebensgefahr schwebte. Der Neugeborene wurde in ein Spital nach Jerusalem überwiesen, wo komplexe chirurgische Eingriffe durchgeführt werden können. Die Diagnose lautete: Morbus Hirschsprung.

Seltene Krankheit

Anfänglich waren die Ärzte überzeugt, dass nach einer Darm-Operation alles gut sei. Doch es stellte sich heraus, dass George an einer besonders schweren Form dieser seltenen Krankheit leidet. Innerhalb von zwei Jahren wurden ihm daher der gesamte Dickdarm und Teile des Dünndarms entfernt. «Dass George lebt, grenzt an ein Wunder», sagt Dr. Hiyam Marzouqa, Chefärztin des CBH. Dort wird George betreut, seit alle Operationen durchgeführt sind. Mindestens zweimal im Monat bekommt er im CBH für mehrere Stunden eine lebensrettende Infusion. Ausserdem wird die Familie von den Sozialarbeiterinnen des Krankenhauses betreut.

Eine Goldmedaille beim Lesewettbewerb

Trotz Einschränkungen lebt George ein einiger massen normales Leben mit seinen Eltern und seiner jüngeren Schwester Sidra. Er geht in eine christliche Schule und es stört ihn wenig, dass er wegen der Krankheit nicht am Sportunterricht teil - nehmen kann und gerade einmal halb so viel wiegt wie seine Klassenkameraden. «Dafür bin ich im Lesen besser», erklärt er stolz. «Darin habe ich sogar eine Goldmedaille gewonnen.» Am Anfang fragten die anderen Kinder, warum er einen Schlauch in der Nase trägt. «Das hat mit meiner Krankheit zu tun», gab er knapp zur Antwort. Damit sei alles gesagt, findet George. Pflege zu Hause Über diesen Schlauch, die Nasen-Magensonde, wird er rund um die Uhr mit sättigender Milch versorgt. George kann und soll zwar alles essen – besonders mag er Hühnchen und Pizza – aber sein Körper nimmt aus der normalen Nahrung nicht genügend Nährstoffe auf. Die fehlenden Kalorien, lebenswichtigen Proteine, Enzyme und Vitamine werden ihm via Tabletten, Tropfen und Infusionen verabreicht. Georges Mutter Riham übernimmt zuhause alle pflegerischen Aufgaben. «George möchte das so. Und sein Wunsch ist mir Befehl.» Die 34-Jährige lächelt schulterzuckend. Oft schläft sie nur drei Stunden in der Nacht. Auf die Frage, wie sie das alles durchstehe, antwortet sie ohne zu überlegen: «Meine Kraft ist ein Geschenk Gottes.»

Keine Krankenversicherung

Trotz eines regelmässigen Einkommens haben die Eltern keine Möglichkeit neben den laufenden Ausgaben und den Schulgebühren auch für die Kosten der Behandlung aufzukommen. Sie besitzen, wie die meisten Familien in Palästina, keine Krankenversicherung. Hinzu kommt, dass Krankenkassen die anspruchsvolle Behandlung und die umfassende Betreuung, die das CBH anbietet, nicht zahlen würden. «Wir sind dankbar, dass das Spital einen Grossteil der Kosten übernimmt», sagt Riham. «Die Behandlung rettet ihm das Leben.»

Auf Weihnachten freuen

Seit langem schon freut sich George auf Weihnachten, das zwei Tage nach seinem Geburtstag ist. In der Schule basteln er und seine Schwester eifrig Weihnachtsschmuck, den sie dann zuhause an den Christbaum hängen. Noch ist er unschlüssig, was er sich wünschen soll. Eine Gitarre? Eine Trommel? Schelmisch grinsend schiebt er nach: «Am besten beides.» Er ist schlagfertig und selbstbewusst und liebt das Leben, auch wenn es nicht immer einfach ist und er oft Schmerzen hat. Aber er lässt sich von der Krankheit nicht unterkriegen: «Ich doch nicht», sagt er.

Kinderhilfe Betlehem/Red.


Caritas Baby Hospital

Finanziert und betrieben wird das Caritas Baby Hospital im Westjordanland von der Kinderhilfe Bethlehem in Luzern. Das Behandlungskonzept bindet die Mütter eng in den Heilungsprozess ihrer Kinder mit ein. Ein wichtiger Aspekt ist die Betreuung von Kindern mit chronischen Erkrankungen. Neben der Einzelberatung, wie bei der Familie von George, betreuen die Sozialarbeiterinnen auch verschiedene Selbsthilfegruppen für Kinder mit Cystischer Fibrose, Epidermolysis Bullosa (Schmetterlingskrankheit) oder Diabetes. Gleichzeitig treffen sich die Eltern dieser Kinder zu Gesprächen. Der Sozialdienst des CBH hat im Jahr 2017 mehr als 7000 Beratungsgespräche durchgeführt und etwa 50'000 Kinder und Babys wurden stationär oder ambulant betreut. Alle Kinder erhalten Hilfe, unabhängig von Herkunft und Religion. Nur dank Spenden kann das Spital seine Aufgaben erfüllen und Kinderleben retten.
www.kinderhilfe-bethlehem.ch 


 

Im Caritas Baby Hospital im Westjordanland wird der kleine George, hier mit seiner Mutter, medizinisch versorgt.

George lässt sich von seiner Krankheit nicht
unterkriegen und freut sich, zusammen mit
seiner Schwester, auf Weihnachten.

Bilder: © Meinrad Schade / © Livia Leykauf

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