Café «Grüezi»in Sirnach  

Vor rund einem Jahr wurde das Café «Grüezi» in Sirnach eröffnet. Ursprünglich vor allem für Flüchtlinge gedacht, besuchen auch nicht wenige Einheimische jeweils am Mittwoch zwischen 17 und 19 Uhr regelmässig das Café.

Hell und grosszügig sind die Räumlichkeiten des Café «Grüezi» an der Obermattstrasse 2 in Sirnach. Es gibt sogar einen separaten Raum mit zahlreichen Spielsachen für die Kinder. Im eigentlichen Hauptraum, zu dem man durch eine kleine Küche gelangt, stehen verschiedene Tische mit farbigen Stühlen; zudem hat es Büchergestelle als Raumteiler und Sitzmöglichkeiten, um sich etwas zurückzuziehen. «Diese Rückzugsmöglichkeiten werden gerne von den Müttern genutzt, währenddem die Kinder im Nebenzimmer spielen», sagt Stephan Wälti, Leiter des katholischen Sozialdienstes des Pastoralraums Hinterthurgau. Als er vor rund einem Jahr seine Stelle antrat, war die Idee des Cafés schon weit fortgeschritten.  

Trägerverein gegründet

Hauptinitiator des Cafés ist der Präsident der evangelisch-reformierten Kirchgemeinde Sirnach, Martin Buser, der gleichzeitig für die Diakonie zuständig ist. Laut Buser gab es ein Vorgängerprojekt der politischen Gemeinde Sirnach, die in diesen Räumlichkeiten zwei Jahre lang Deutschkurse für Flüchtlinge anbot. «Die politische Gemeinde überlegte sich gar, in Sirnach ein Kompetenzzentrum für Flüchtlinge einzurichten», sagt Buser. Dieses Angebot hätte von den umliegenden Gemeinden genutzt und entsprechend auch mitfinanziert werden sollen. Doch der Alleingang der Gemeinde Sirnach stiess bei den betroffenen Gemeinden auf Widerstand und das Projekt wurde schliesslich versenkt. Das war der Moment, als Martin Buser ins Spiel kam. «Sirnach hatte einen guten Zulauf an Flüchtlingen, deshalb sollte das Projekt in abgewandelter Form weiterbestehen», so Buser. Er holte die katholische Kirchgemeinde mit ins Boot und zusammen gründeten sie einen Trägerverein. Dies erlaube es, Entscheide selber zu treffen, lautet Busers Begründung. Nebst der katholischen und evangelischen Kirchgemeinde, welche das Café finanzieren, sind zusammen mit Wälti und Buser noch drei weitere Interessierte im Vorstand vertreten. Der Verein zählt rund 25 Mitglieder.  

Unterschiedliche Stammgäste

Die Anzahl der Besucherinnen und Besucher im Café schwankt. Im Schnitt sind es zwischen 15 und 20 Personen, die von zwei bis vier Helferinnen und Helfern des Vereins betreut werden. Nebst sieben Flüchtlingsfamilien, die regelmässig kommen und die aus Eritrea, der Elfenbeinküste oder aus dem Kongo stammen, schauen gerne auch zwei Italiener im Ruhestand und ebenso pensionierte Schweizerinnen und Schweizer vorbei. Diese Durchmischung hat gemäss Wälti gleich mehrere positive Aspekte: Im Gespräch werden die Deutschkenntnisse der Zugewanderten in einem ungezwungenen Rahmen verbessert und die oft allein oder im Heim lebenden Seniorinnen und Senioren geniessen die willkommene Abwechslung. Nicht selten kümmern sich Seniorinnen um die Kinder und irgendjemand bringt etwas zu deren Beschäftigung mit: Entweder Knetmasse oder Pflanzensamen, die dann zusammen angesät werden. Für die Erledigung der Hausaufgaben lässt sich meist eine motivierte Person finden. Während die Kinder beschäftigt sind, haben die Mütter Zeit, abzuschalten oder sich zu einem Gespräch zurückzuziehen.  

Viele Spenden und Schenkungen

Die Sirnacher Bevölkerung scheint den Flüchtlingen, die zum Teil schon länger hier leben, wie auch dem Café durchaus wohlgesinnt zu sein. Davon zeugen Kleiderstücke, die gespendet werden. Viele Spielsachen und weitere Gebrauchsgegenstände, vor allem für Kinder, werden immer wieder abgegeben. Sogar ein Klavier wurde dem Verein zur Verfügung gestellt. Gespendet werden aber nicht nur Sachgegenstände, sondern auch Gebäck und Sandwiches. «Die Bäckerei-Konditorei Botti in Sirnach kam auf uns zu und spendiert uns jeweils diejenigen Produkte, die nicht verkauft wurden, aber noch einwandfrei sind», sagt Wälti. Es sind Getränke wie auch Material und Einrichtungsgegenstände, für die die Kirchgemeinden finanziell aufkommen. Somit ist das Café Grüezi gut gerüstet für ein neues Jahr. Der Name übrigens wurde gemäss Buser aus folgendem Grund ausgewählt: «Grüezi ist zwar nicht das einfachste Schweizer Wort, aber doch das erste, das ein Flüchtling in der Schweiz lernt.»

Claudia Koch (27.5.19)

    

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Der grosszügige Raum des Cafés bietet viele Möglichkeiten für Gespräche und Spiele.

Bild: Claudia Koch
 

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