Neue Formen der Friedhofsgestaltung

Auf unsere Titelgeschichte «Bestattung im Wandel» (forumKirche 22/20) meldete sich die selbständige Landschaftsarchitektin Sabine Stauffer aus Uesslingen. Auch sie nimmt wahr, dass sich viele Friedhöfe gerade in einem Veränderungsprozess befinden, denn derzeit gestaltet sie mehrere Anlagen im Thurgau um: Mit neuen Gemeinschaftsgräbern, grosszügigen Treff und Abdankungsbereichen oder einladenden Eingangsbereichen.

«Im Artikel wurde erwähnt, dass viele Friedhöfe nur noch zu etwa 40 Prozent belegt sind. Genau aus diesem Grund denke ich gerade einige Friedhöfe im Thurgau weiter», so die Landschaftsarchitektin Sabine Stauffer, die in Uesslingen ihre Firma Grünplan betreibt. Gerade durch den gewonnenen Freiraum bestehe die Chance, mehreren Bedürfnissen gerecht zu werden, erklärt sie. Auf diese Art und Weise könnten innerhalb eines Friedhofsareals neue kirchliche Treffpunkte entstehen, es gäbe offener angelegte Kircheneingänge, grössere Abdankungsplätze, Gemeinschaftsgräber, die mehr Geltung erlangten sowie individuellere Grabformen.

Der Lichterweg

«Die Nutzbarkeit freier Flächen sowie die Problematik, dass die bereits bestehenden Gemeinschaftsgräber an ihre Kapazitätsgrenzen stossen, ist derzeit bei vielen Kirchgemeinden ein Thema», sagt Sabine Stauffer. In Uesslingen und Kreuzlingen konnten die Grünplan-Konzepte bereits erfolgreich umgesetzt werden, in Basadingen, Matzingen und Schlatt sind Projekte in Planung. So entstand etwa auf dem evangelischen Friedhof Kreuzlingen das Projekt Fried-Park mit einem nach aussen geöffneten Aufenthaltsbereich hinter der Kirche, einem gross - zügigen Abdankungsplatz und einem so - genannten Lichterweg. «Das ist eine Neuentwicklung von uns. In eine gemeinschaftliche Bepflanzung innerhalb eines frisch an - gelegten Birkenhains kann das Grab mit einem persönlich ausgesuchten, natürlichen Stein markiert und die Urnen einzeln ein gesenkt werden. Ein wichtiger Aspekt, denn viele Menschen stören sich an der Zusammenlegung der Asche, was nicht dem individuellen Gedanken entspricht. Der Stein kann die Initialen der bestatteten Person und eine Vertiefung für ein Grablicht enthalten», erklärt Sabine Stauffer.

Parkähnliche Atmosphäre

Die Landschaftsarchitektin sieht, angesichts des zunehmenden Wandels in Nutzung und Bewirtschaftung, die Chancen der heutigen Friedhofsgestaltung in der Integrierung dreier Elemente. Einerseits in grosszügigen Abdankungsplätzen oder -hallen, die vor allem in kleinen Gemeinden oft noch fehlen, einladenden Kircheneingängen und einer parkähnlichen Atmosphäre mit Erholungs- sowie Spazierbereichen. Angesichts der künftigen Friedhofsnutzung sollten sich die Gemeinden neben den klassischen Urnen- und Erdbestattungen, auch auf individuellere Bestattungsmöglichkeiten ausrichten. «Die Gestaltung entfernt sich von den bisherigen streng geometrischen Strukturen und langen Grabreihen und bewegt sich hin zu einer freieren Bepflanzung und vermehrt themenbezogenen Gemeinschaftsgräbern, die beispielsweise durch verschiedene Skulpturen Akzente setzen», erklärt Sabine Stauffer. Bei der Anlage von Gemeinschaftsgräbern sei ihr wichtig, diese schön und grosszügig anzulegen. «Einerseits sollen sie nicht in Verbindung stehen mit den früheren Armengräbern, andererseits auch individuell sein. Die meisten bisherigen Urnengräber bieten keinen Platz für den Blumenschmuck der Angehörigen. Wir haben ein Konzept entwickelt, dass zwischen individuellen Steinzeichen kleine Metallröhrchen vorsieht, die als fixe Blumenvasen dienen», erklärt Sabine Stauffer.

Flexibilität gefordert

Die Friedhofsgestaltung sei jedes Mal anders, so die Landschaftsarchitektin. Sie achte vor Ort sehr stark auf Bedürfnisse, Funktion und den speziellen Ort. Friedhöfe seien langfristige Projekte, die man für zwanzig bis dreissig Jahre vorausplane und in Etappen verwirkliche. Es sei deshalb wichtig, einerseits auf die bestehenden Strukturen Rücksicht zu nehmen und diese mit den neuen Elementen zu verbinden. Andererseits stets flexibel zu bleiben, um künftige Wünsche in die Konzepte miteinfliessen zu lassen. Sabine Stauffer ist davon überzeugt, dass die Nachfrage nach individuellen und themenbezogenen Gemeinschaftsgräbern noch zunehmen werde. Von Alternativen wie Beisetzungen im eigenen Garten hält sie nicht viel. «Ich bin der Meinung, dass die Menschen auf den Friedhöfen bestattet werden sollen, damit die Angehörigen in ihrer Trauer nicht alleine sind. Zudem ist ein Friedhof ein gesicherter Ort, an den man immer hingehen kann».

Sarah Stutte, forumKirche, 28.12.20

Weitere Infos: www.gruenplan.ch
 

Lichterweg auf dem evangelischen Friedhof Kreuzlingen.
Quelle: zVg
Lichterweg auf dem evangelischen Friedhof Kreuzlingen.

Kommentare

+

Neuen Kommentar hinzufügen

Der Inhalt dieses Feldes wird nicht öffentlich zugänglich angezeigt.

Klartext

  • Keine HTML-Tags erlaubt.
  • Zeilenumbrüche und Absätze werden automatisch erzeugt.
  • Website- und E-Mail-Adressen werden automatisch in Links umgewandelt.
CAPTCHA
Diese Sicherheitsfrage überprüft, ob Sie ein menschlicher Besucher sind und verhindert automatisches Spamming.
Bild-CAPTCHA
Geben Sie die Zeichen ein, die im Bild gezeigt werden.