Namhafte Gläubige reagieren auf den Kirchenaustritt prominenter Frauen

Über 300 Personen, die pastoral tätig sind, fordern in einem Schreiben die Gleichwertigkeit der Geschlechter innerhalb der katholischen Kirche. Damit reagieren sie auf den Kirchenaustritt sechs prominenter Feministinnen (siehe forumKirche Nr. 23). Das Schreiben geht auf eine Initiative der Theologinnen Jacqueline Keune und Monika Hungerbühler zurück.

«Wir werden uns mit der Ungerechtigkeit in unserer Kirche nicht abfinden und an der Forderung umfassender Gleichwertigkeit festhalten», heisst es in der Medienmitteilung, die innerhalb von vier Tagen von über 300 Personen unterschrieben wurde, wie Jacqueline Keune auf Anfrage sagte. Sie möchten mit dem Schreiben darauf hinweisen, dass es beim Austritt der sechs Frauen nicht bloss um die Worte des Papstes gehe, der Abtreibung mit Auftragsmord verglich. Sondern es gehe um die «Blindheit» der katholischen Kirche, «ihre kranken und krankmachenden Strukturen zu erkennen». Strukturen nämlich, die «Weisse, Reiche, Heterosexuelle und Männer bis heute als die wertvolleren Menschen erachten als Farbige, Arme, LGBT (Englische Abkürzung für Lesben, Schwule, Bisexuelle und Transmenschen) und Frauen», heisst es im Schreiben.

Eine Frage der Gerechtigkeit

Die Gleichstellung von Männern und Frauen sei keine Frage der Sympathie oder päpstlicher Barmherzigkeit, «sondern ist eine Frage von Gerechtigkeit». Die Verwirklichung von Gerechtigkeit aber sei die Verwirklichung von Gottes Willen, der «Frau und Mann nach göttlichem Ebenbild geschaffen hat». Die Theologinnen und Theologen rufen die Kirche «zur Umkehr auf, jede Herabsetzung von Frauen, von Menschen, endlich aus all ihrem Denken, Glauben, Reden, Schreiben und Tun zu verbannen». Unterzeichnet ist das Schreiben von 312 Personen, darunter bekannte Namen wie Hildegard Aepli, Initiantin des Pilgerprojekts «Für eine Kirche mit den Frauen», Simone Curau-Aepli, Präsidentin des Schweizerischen Katholischen Frauenbunds, die Dominikanerin Ingrid Grave, die Theologin und Journalistin Jacqueline Straub, Silvia Schroer, Professorin für Altes Testament an der Universität Bern, Edmund Arens, emeritierter Professor für Fundamentaltheologie an der Universität Luzern, Leo Karrer, emeritierter Professor für Pastoraltheologie an der Universität Freiburg, Luc Humbel, Präsident der Römisch-Katholischen Zentralkonferenz, ebenso deren Generalsekretär Daniel Kosch und viele andere.

«Sich gleichwertig machen»

Das Schreiben geht auf eine Initiative der beiden katholischen Theologinnen Jacqueline Keune, Theologin aus Luzern, und Monika Hungerbühler, Theologin an der Offenen Kirche Elisabethen in Basel, zurück. «Die Austritte der sechs Feministinnen machen uns nicht nur betroffen, wir sind auch selber beteiligt, weil es um die Unrechtsstrukturen innerhalb des Systems Kirche geht», erläutert Keune die Hintergründe, die zum Schreiben geführt haben. Sie hätten zuerst Leute aus ihrem Bekanntenkreis, die in der Pastoral tätig seien, via Mail kontaktiert. Dies habe rasch eine Eigendynamik entwickelt, sodass innerhalb von vier Tagen über 300 Unterschriften zusammengekommen seien, sagte Keune gegenüber kath.ch. Die meisten der Unterzeichnenden seien Theologinnen und Theologen. Das Schreiben ging an die Medien, so Keune. Sie hätten bisher noch keine Verantwortungsträger in der Kirche kontaktiert. Wie es weitergeht, sei derzeit noch offen. Keune appelliert aber an die Mitverantwortung aller: «Es ist Aufgabe jedes und jeder Einzelnen, sich gleichwertig zu machen in der Kirche.»

Zum Gespräch einladen

Die Austritte der sechs Frauen beschäftigte auch die Schweizer Bischofskonferenz (SBK). Das Präsidium der SBK – dazu gehören Charles Morerod, Felix Gmür und Urban Federer – möchte sich allerdings nicht via die Medien dazu äussern, «sondern lieber das Gespräch mit ihnen suchen, wie es dies auch in anderen Fällen getan hat», sagt Mediensprecherin Encarnacion Berger-Lobato auf Anfrage. «Zu diesem Zweck wird eine Delegation der SBK die sechs Frauen gerne zu einem Gespräch einladen», stellt die Sprecherin in Aussicht.

kath.ch/Red.

Justitia sollte auch in der Kirche für Gleichheit sorgen.

Bild: pixabay.com

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