Vom Franziskanerbruder zum evangelischen Diakon

Der ehemalige Franziskanerbruder Beno Kehl ist am 6. Juni von der evangelischen Landeskirche Thurgau als Diakon ordiniert worden. Warum er sich in beiden Konfessionen daheim fühlt und sich auch um Bienen kümmert, erzählt er im Interview mit forumKirche.

Der 55-jährige Beno Kehl hat einen sehr bunten Lebensweg hinter sich: Vom Franziskanerbruder auf der Insel Werd hin zum Familienvater und frisch ordinierten Diakon der evangelischen Kirchgemeinde Sirnach. Was sich als roter Faden durch sein Leben zieht, ist sein diakonisches Wirken, sein Dienst am Menschen. Sei es als Gassenarbeiter in Zürich, der sich um Randständige, Drogenabhängige und Obdachlose kümmert. Oder als Entwicklungshelfer, der sich für Wasserprojekte in Afrika einsetzt. Oder eben als Diakon mit dem Segen der evangelischen Landeskirche Thurgau, um in Sirnach tätig zu sein. «Das ist genau der Ausgleich, der mir gefällt», sagt Kehl, der sich für das Gespräch aus seinen Familienferien meldet. Einerseits hat er es mit Menschen zu tun, die sich ums Überleben bemühen, andererseits mit «gesunden» Pfarreimitgliedern, mit denen er Gottesdienst feiert. 

Flair für Bienen

Nach Sirnach kam er auf eine ganz sympathische Art, wie er beschreibt. «Ich wurde angefragt, ob ich eine Konfirmationsklasse übernehmen würde, da der Pfarrer in einem Sabbat-Jahr war», sagt Kehl. Er fand die Idee speziell und antwortete darauf: Ja, aber dann lasse ich mich ebenfalls konfirmieren. Zu jener Zeit war er nach dem Klosteraustritt als freischaffender Seelsorger und Diakon tätig, da ihm die katholische Kirche wegen seiner Heirat keine Arbeitsmöglichkeiten mehr gab und ihm die «Missio» entzog, auch wenn er gültig geweihter Diakon blieb. Kehl sagt dazu: «Ein Katholik ist auch immer evangelisch und reformiert sich ständig.» Deshalb freute er sich über die selbst gegossene Statue des Heiligen Ambrosius aus Bienenwachs, dem Patron der Bienen und Imker. Diese hat er von der evangelischen Kirchenvorsteherschaft geschenkt bekommen. Zu den Bienen hat Kehl eine besondere Beziehung. «Seit zehn Jahren engagiere ich mich mit randständigen Menschen für die geschwächten Tiere», erklärt Kehl. Durch diese Aufgabe würden Gottes Spuren mitten in der Schöpfung erlebbar. Er ist Teilzeit in der Pfarrei angestellt und Teilzeit in der franziskanischen Gassenarbeit beschäftigt. Daneben wird er auch als freischaffender Seelsorger für Trauungen und Beerdigungen gebucht.

Christus-Moment entdecken

Dass er keinen Groll gegen die katholische Kirche hegt, zeigt sich darin, dass er mit einigen Mitbrüdern weiterhin Kontakt hält. Eben erst hat der gelernte Schreiner einen Tabernakel für sie angefertigt. Aus der Ortskirche ist er zwar ausgetreten, zahlt jedoch einen vergleichbaren Betrag in den katholischen Solidaritätsfonds der Diözese ein. Ihm geht es um das Wesentliche der Kirchen, das Innerste, das aus seiner Sicht in jeder Konfession vorkommt. «Wichtig ist, bei sich selber anzukommen, den Christus-Moment zu entdecken», sagt Kehl. Was er in seinen vielen suchenden Jahren gefunden hat, ist die Erkenntnis: «Man ist nie fertig, alles ist im Werden». 

Claudia Koch, forumKirche, 20.8.21
 

Beno Kehl zwischen Konstanz und Einsiedeln auf dem Jakobsweg.
Quelle: zVg ©Seraina Kehl
Beno Kehl zwischen Konstanz und Einsiedeln auf dem Jakobsweg.

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