Gewinner und Verlierer bei den Wildtieren

Für Haie und Rochen war 2021 kein gutes Jahr. Der Bartgeier und der Iberische Luchs gehören zu den Gewinnern im Tierreich, wie die Jahresbilanz 2021 des WWF zeigt.

Laut aktueller Internationaler Roter Liste sind von den 142'500 erfassten Arten nun über 40'000 in Bedrohungskategorien eingestuft – mehr als jemals zuvor. Der WWF warnt angesichts der neuen Zahlen vor einer katastrophalen Zuspitzung des weltweiten Artensterbens. Rund eine Million Arten könnten innerhalb der nächsten Jahrzehnte aussterben. Doch auch 2021 gab es Gewinner im Tierreich, wie die WWF-Jahresbilanz zeigt. Dort, wo Menschen intensiv am Natur- und Artenschutz arbeiten, zeigen sich positive Beispiele.

Verlierer 2021
In Zeiten der Klimakrise erreichten im Sommer 2021 die Waldbrände im Mittelmeerraum eine neue Dimension. In Griechenland, der Türkei und in Italien loderten gewaltige Brände – die meisten davon auf Brandstiftung oder Fahrlässigkeit zurückzuführen. Diese wahren Feuerstürme zerstören in immer kürzerer Zeit wichtige Lebensräume von Wildkatzen und Braunbären, im trockenen Süden aber auch von Schakalen, Wildziegen und diverser Schlangenarten. Laut der Weltnaturschutzunion IUCN ist auch ein Drittel aller Haie und Rochen vom Aussterben bedroht. Die Überfischung ist der Hauptgrund für den Rückgang der Bestände, aber auch Lebensraumverlust und die Klimakrise sind für die prekäre Situation verantwortlich. Ferner ergab eine Analyse von Online-Anzeigen, dass in mehreren afrikanischen Ländern ein besorgniserregender – meist illegaler – Markt für afrikanische Graupapageie wächst. Mit 366 Exemplaren und einem Rückgang von acht Prozent innerhalb eines Jahres hat der zu den Glattwalen gehörende Atlantische Nordkaper den niedrigsten Stand seit zwanzig Jahren erreicht. Nur noch etwa ein Viertel davon sind Weibchen, die Nachwuchs bekommen könnten. Die grössten Bedrohungen für diese Walart sind Kollisionen mit Schiffen und das Verfangen in Fischereileinen oder anderem Fischereiequipment. Während in Indien, Nepal und Russland die Bestände von wildlebenden Tigern wachsen, sinken sie in Vietnam, Laos und Kambodscha. Die illegale Fallenjagd, befeuert durch den kriminellen und hochlukrativen Handel mit Wildtieren, fegt die Wälder förmlich leer. Geschätzte zwölf Millionen heimtückische Drahtfallen in diesen Ländern sind massgeblich dafür verantwortlich, dass Tiger heute dort als ausgerottet gelten.

Gewinner 2021
Der Bestand des in Spanien und Portugal beheimateten Iberischen Luchses hat sich in den letzten zwanzig Jahren mehr als verzehnfacht – und zwar von 94 Luchsen im Jahr 2002 auf 1111 im Jahr 2020. Insgesamt gibt es 239 fortpflanzungsfähige Weibchen (im Vergleich zu 27 im Jahr 2002), was die Chancen für das Überleben der bedrohten Grosskatze bedeutend erhöht. Seit vielen Jahren arbeitet der WWF in Nepal daran, Panzernashörner und ihren Lebensraum zu schützen. Mit Erfolg: Der Bestand ist im Vergleich zur letzten Schätzung 2015 von 645 auf 752 Tiere angewachsen. Die Bestände der gehörnten Schwergewichte litten in der Vergangenheit vor allem unter dem Verlust ihres Lebensraums und der Wilderei für ihr Horn. 2021 war für die Bartgeier ein absolutes Erfolgsjahr. Im gesamten Alpenraum gab es einen Zuwachs von fünfzig Junggeiern. In den Alpen fliegen damit wieder über 300 Bartgeier. Die Auswilderungen der eindrücklichen Vögel werden fortgesetzt, um den noch sehr kleinen Genpool der Alpenpopulation zu vergrössern. Ein Pilot-Projekt in Indonesien hat bewiesen, dass an Fischernetzen befestigte Pinger zur Rettung der Flussdelfine beitragen können. Pinger sind akustische Geräte, welche Töne aussenden, um Flussdelfine zu warnen. Die Resultate mit 40 Fischern nach sechs Monaten zeigten, dass die Delfine diese Kiemennetze meiden. Ein später Erfolg für die Flussdelfine: Weltweit gibt es nur noch sechs Flussdelfin-Arten – alle sind stark gefährdet oder vom Aussterben bedroht. Anfang September 2021 gelang einem Forscher-Team des WWF und des kambodschanischen Umweltministeriums ein sensationeller Fund: Auf einer nächtlichen Feldmission entdeckte das Team acht Jungtiere des vom Aussterben bedrohten Siam-Krokodils im Srepok Wildlife Sanctuary im Osten Kambodschas. Das Besondere: Es ist die erste, nachgewiesene Fortpflanzung in der Natur dieser vom Aussterben bedrohten Süsswasserkrokodile in Kambodscha seit über zehn Jahren.

WWF Schweiz/Red., 6.1.22
 

Bartgeier
Quelle: Copyright: Hansruedi Weyrich / WWF-Switzerland
Bartgeier vor blauem Himmel.

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