Ein Interview mit Helena Jeppesen-Spuhler

Wie geht es weiter mit dem synodalen Prozess? Die Allianz Gleichwürdig Katholisch fordert ein nationales synodales Treffen. «Viele engagierte Katholik*innen befürchten, dass einige Themen gar nicht bis nach Rom kommen», sagt Helena Jeppesen-Spuhler (55), Mitglied bei der Allianz.

Was unterscheidet den aktuellen synodalen Prozess von früheren Synoden?
Der wichtigste Unterschied ist, dass es nicht nur um ein Thema geht, sondern um eine neue Art, Kirche zu sein. Frühere Synoden haben nach einer kurzen Vernehmlassung bei den Bischofskonferenzen Themenfelder diskutiert, zum Beispiel «Jugend» oder «Familie». Nun haben wir aber eine Synode zum Wesen der Kirche. Papst Franziskus sagt im Vorbereitungsdokument: «Genau dieser Weg der Synodalität ist das, was Gott sich von der Kirche des dritten Jahrtausends erwartet.»

Das heisst?
Synodales, partizipatives Denken, Arbeiten und Entscheiden müssen wir uns jetzt auch in der Schweiz unbedingt aneignen und einüben. Es wird in diesen Tagen oft geschrieben, dass die Berichte aus den Diözesen an die Schweizer Bischofskonferenz (SBK) und dann nach Rom gehen würden. Aber das ist so nicht vorgesehen.

Wie ist es denn geplant?
Diese diözesanen Berichte gehen an die SBK, dann gibt es aber noch einen Zwischenschritt: Im Vademecum (Leitfaden, Anm. d. R.) zur Synode steht, dass die Berichte in einer nationalen synodalen Versammlung diskutiert und zusammengefasst werden sollen. Alle Berichte aus den Bistümern wie auch der zusammengefasste Bericht für die Schweiz, der nach Rom geht, sollen publiziert werden.

Warum ist die nationale synodale Versammlung wichtig?
Viele engagierte Katholik*innen befürchten, dass einige Themen von der SBK nicht aufgenommen werden und ihre Anliegen gar nicht bis nach Rom kommen. Deshalb haben sich verschiedene kirchliche Akteure an die einzelnen Bischöfe und an die Bischofskonferenz gewandt mit dem Anliegen, dass es ein schweizerisches synodales Treffen gibt und dass der Schlussbericht partizipativ erarbeitet wird. Auch wir von der Allianz Gleichwürdig Katholisch haben dies in unserer Medienmitteilung zur synodalen Versammlung in Basel klar formuliert.

Wie geht der synodale Prozess dann weiter?
Einerseits kann in den Bistümern bereits an den Ergebnissen der Umfrage gearbeitet werden, die auf diözesaner Ebene diskutiert und umgesetzt werden können. Andererseits sollte eine nationale Arbeitsgruppe in Zusammenarbeit mit den Bischöfen das erste «Instrumentum Laboris» studieren, das im September oder Oktober vom Synodenbüro an die Bischofskonferenzen verschickt wird. Diese Arbeitsgruppe könnte auch den Beitrag der Schweiz für die europäische kirchliche Versammlung vorbereiten, die vor März 2023 stattfindet und die ein Abschlussdokument erarbeiten wird. Dieses Abschlussdokument wird dann in die zweite Fassung des Arbeitsdokuments der Synode einfliessen.

Steht schon fest, wer von der Schweiz an der europäischen Versammlung teilnehmen wird?
Nein, aber die schweizerischen Anliegen sollen nicht nur die Bischöfe vertreten. Die Schweizer Kirche mit ihrem dualen System kann sehr viel synodale Erfahrung zum weltweiten Prozess beitragen. Aber wir müssen aus der klerikalen Falle herauskommen. Der katholischen Kirche steht eine spannende Zeit synodalen Lernens bevor!

Interview: Stefanie Stahlhofen/Red., 16.02.2022
 

Helena Jeppesen-Spuhler
Quelle: zVg
Helena Jeppesen-Spuhler in Rom

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