Eritreische Flüchtlinge über ihre zweite Chance

Die Unzufriedenheit vieler Einwohner Eritreas über ihren Präsidenten und das damit verbundene Einparteiensystem, wobei keinerlei Gewaltentrennung besteht, bewegt sie zur Flucht. Ihr Fluchtweg ist von vielen Hindernissen und Gefahren geprägt. In dem Asylland angekommen, müssen weitere Hindernisse überwunden werden. Kirche ohne Grenzen sprach mit Amanuel Debreitson (28) und Samuel Arya (34), die momentan mit weiteren Flüchtlingen im Pfarreihaus der Kirche St. Peter in Schaffhausen wohnen, über ihre Erfahrungen und Ängste.

Amanuel, was war dein Beweggrund um in die Schweiz zu kommen?

In Eritrea habe ich zwölf Schuljahre absolviert, wobei das letzte als eine Art Militärausbildung zu sehen ist. Danach musste ich dem «Nationaldienst» beitreten, ohne dass ich den Ort oder Inhalt des Dienstes wählen konnte. Dieser Dienst ist zeitlich unbeschränkt und eine Aussicht auf Entlassung gibt es ebenfalls nicht. So verbrachte ich elf Monate eines Jahres an einem anderen Ort als meine Familie, und konnte nur einen Monat mit meiner Frau und meinen zwei Kindern verbringen. Leider ist die Bezahlung so schlecht, dass ich uns kein eigenes Heim finanzieren konnte und wir deshalb noch mit meinen Eltern und Geschwistern leben mussten. Eines Tages sagte ich mir, dass das so nicht weitergehen kann. Also fing ich an, meine Flucht zu planen.

Welche Bedeutung schreibst du Ostern zu?

Bereits vor meiner Flucht wusste ich, dass es ein schwerer Weg für mich sein würde und dass das Risiko bestand, dass ich diesen, wie viele meiner Mitflüchtlinge, möglicherweise nicht überleben würde. Um meiner Familie eine bessere Zukunft ermöglichen zu können, nahm ich das Risiko dennoch auf mich. Nachdem ich Asyl in der Schweiz gesucht habe, wurde ich abgelehnt, durfte aber natürlich auch nicht zurück nach Eritrea, da ich dort um mein Leben fürchten müsste. Es war eine Tortur, welche mich nicht zur Ruhe kommen liess. Mit Hilfe eines Freundes und vor allem der Rechtsberatung des Schweizerischen Arbeiterhilfswerk SAH hier in Schaffhausen ging mein Kampf um das Asylrecht weiter bis zum Europäischen Gerichtshof. Kurz vor Weihnachten vergangenen Jahres bekam ich dann endlich meinen Ausweis F (vorläufige Aufnahme), welcher mir ermöglichte hier zu arbeiten. Die damit verbundene Erleichterung ist kaum zu beschreiben. Ich fühlte mich von vielerlei Sorgen erlöst und geradezu neu geboren, das war eine Art Auferstehung für mich. Natürlich muss ich jetzt zunächst einen Arbeitgeber finden, der mir eine Chance gibt, mich zu beweisen. Nach einer Bewährungszeit von mindestens einem Jahr könnte ich dann meine Familie, die ich nun seit dreieinhalb Jahren nicht mehr gesehen habe, endlich in die Schweiz holen und in meine Arme schliessen.

Wie bereitest du, Samuel, dich als orthodoxer Christ auf Ostern vor?

Unsere Fastenzeit beginnt etwas früher als diejenige der Katholiken und dauert somit 55 Tage. Während dieser Zeit verzichte ich vollkommen auf tierische Produkte wie Milch, Fleisch und Eier, und alle Lebensmittel, die dies enthalten. In der letzten Woche vor Ostern darf dann nur vor Sonnenaufgang und nach Sonnenuntergang gegessen werden. In der Osternacht treffen wir uns in der Kirche und feiern einen mehrstündigen eritreischen Gottesdienst, der musikalisch von Trommeln und Gitarren begleitet wird.

Fehlt dir dabei etwas in der Schweiz?

Glücklicherweise haben wir viele Möglichkeiten, unsere Bräuche und Traditionen hier ähnlich wie in Eritrea zu pflegen. Was mir jedoch fehlt ist das Osterfest mit meiner Familie. Seit zweieinhalb Jahren habe ich nun meine Frau und meine drei Kinder nicht mehr gesehen, das schmerzt. Oft erwache ich schweissgebadet, weil ich selbst in meinen Träumen fürchte, dass ihnen jemand etwas antun könnte, da ich nicht da bin, um sie zu beschützen. Ich kann ein Osterfest ohne meine Familie nicht freudig feiern. Deshalb bete ich, dass ich Ostern nächstes Jahr hier mit meinen Liebsten verbringen kann.

Text & Übersetzung: Katarina Dujmović


«Život u Švicarskoj kao uskrsnuće»

Izbjeglice iz Eritreje opisuju kako su došli do druge šanse

Od 2015. godine Eritrejci su najveća skupina azilanata u Švicarskoj. Razlog tome je nezadovoljstvo Eritrejaca s političkim sustavom u državi i njihovim autoritarnim predsjednikom. Bijeg iz Eritree popraćen je raznim preprekama i opasnostima, a mnoge izbjeglice nažalost takav put i ne prežive. Kirche ohne Grenzen razgovarala je s Amanuelom Debreitsonom (28) i Samuelom Arya (34), koji trenutno s nekoliko drugih izbjeglica žive u župnoj kući župe Sv. Petra u Schaffhausenu, o njihovim iskustvima i strahovima.

«U Eritreji djeca pohađaju 12 razreda škole, a zadnja godina školovanja slična je služenju vojnog roka», prisjeća se Amanuel. Nakon obrazovanja svi imaju radnu obvezu, dok im se za njihov rad plaća jako malo a radna obveza traje neograničeno. Na taj način mladi ljudi se ne mogu osamostaliti i osnovati obitelj u vlastitom domu. Tako je i Amanuel Debreitson do prije tri i pol godine živio sa ženom i dvoje djece u kući svojih roditelja, zajedno sa svojom braćom i sestrama, sve dok se nije odlučio promijeniti sudbinu svoje obitelji planirajući bijeg i život u slobodnoj zemlji.

Unatoč tome što je prošao veliku kalvariju bijega, došavši u Švicarsku njegove muke nisu završile. Odbijen mu je zahtjev za pravo na azil, te se tako njegova borba nastavila uz pomoć njegovog skrbnika u Schaffhausenu. Tek kratko prije Božića prošle godine odobreno mu je pravo na boravak u Švicarskoj, što je bilo njegovo osobno uskrsnuće i ponovno mu je probudilo nadu u bolji život.

Samuel kao pravoslavni krščanin prakticira korizmu koja traje 55 dana. U to se vrijeme potpuno odrče životinjskih proizvoda kao što su mlijeko, sir, meso i ostali mesni proizvodi. Zadnji tjedan korizme od izlaska do zalaska sunca posti tako što ništa ne jede i ne pije. Život u Švicarskoj i njemu je otvorio nove mogućnosti. Zato se sada nada, da će mu negdje pružiti šansu za posao, kako bi se mogao dokazati kao radnik i onda dovesti svoju ženu i troje djece u novi život.


Ausgabe Nr. 7/2018

 

Menschen aus Eritrea feiern miteinander Gottesdienst. Fern von ihrer Heimat gibt ihnen das Halt.

Bild: zVg

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