Jubla-Scharen erlebten Abenteuer im Wilden Westen

Nach sechs Jahren war es wieder soweit: Die 20 Scharen der Jungwacht Blauring (Jubla) Thurgau verbrachten eine Ferienwoche miteinander im Kantonslager (Kala), das dieses Mal seine Zelte rund um den Emerzer Weiher (TG) aufschlug. Die ca. 1000 Teilnehmenden wurden dabei in die Welt des Wilden Westens entführt. forumKirche sammelte während dieser Zeit Eindrücke von Verantwortlichen, Eltern und Kindern.

Der Platzherr
Einmal pro Jahr vermietet Bauer Stefan Lüscher eine seiner Wiesen an Jugendverbände. Dann entstehen dort bunte Zeltstädte. Die Plätze sind sehr gefragt. «Die Wartefrist beträgt ungefähr drei Jahre», sagt Stefan Lüscher. Vor dem Lager wird die Wiese nochmals abgemäht. Danach muss sie sich erst einmal erholen. «Normalerweise entsteht kein Flurschaden. Im Herbst gibt es wieder den vollen Ertrag», erklärt Stefan Lüscher. Wie es nach dem starken Regen während des Aufbaus aussieht, kann er jetzt noch nicht abschätzen. Vielleicht muss er nach diesem Lager Gras nachsäen. Zudem ist das Kala mit seinen über 1´000 Menschen eine Nummer für sich. Denn sonst zelten hier nur etwa 50 bis 100 Personen. 

Die Programmmacherinnen vor dem Start
Sarah Anner und Jeannette Meier sind schon von klein auf bei der Jubla gewesen und haben bereits zwei Kalas miterlebt. Beim Kala21 sind sie für das Rahmenprogramm verantwortlich. «Wir haben immer gern Geländespiele organisiert», sagt Jeannette. «Wir sind kreative Köpfe. Es hat uns gereizt, für so viele Leute etwas auf die Füsse zu stellen», ergänzt Sarah. Drei Jahre lang haben sie getüftelt und gefeilt – vom Grobkonzept bis hin zur Materialbestellung. Als Berufstätige haben sie sich dazu viel an Wochenenden getroffen, im letzten Jahr einmal pro Monat einen Sonntag lang.

Weil bei einer Umfrage an der Basis die traditionellen Start- bzw. Abschlussveranstaltungen wenig Punkte erhalten hatten, entschieden sich die beiden, auf diese Anlässe zu verzichten und gleich mit einem grossen Geländespiel zu beginnen. «Neu sind auch das Foodfestival und die Take-Away-Angebote», erklärt Jeannette. Letztere sind Programmblöcke wie Baseball oder Bubble Soccer, die einzelne Scharen für einen Vormittag buchen und bei sich auf dem Platz durchführen können.

Im Blick auf Corona hatten sich die beiden Leiterinnen verschiedene Varianten für die einzelnen Programmpunkte überlegt. Sie sind froh, dass alles uneingeschränkt durchgeführt werden kann. Allenfalls das Wetter könnte ihnen noch einen Streich spielen. Schlaflose Nächte hatten sie vor dem Kala keine. Nur bei der Arbeit schweiften in den letzten Wochen die Gedanken hier und da in Richtung Kala ab. «Da fiel mir plötzlich etwas ein, das ich gleich aufschreiben musste», sagt Sarah. Jetzt müssen sich die beiden noch um die Deko im Hauptlager kümmern. «Es soll einen Wow-Effekt geben. Die Kinder sollen staunen, wenn sie auf den Platz kommen», so Jeannette. 

Achtsame Begleiter*innen
Jede Jubla-Schar hat ihre*n Präses, die*den sie selber wählt. Manche gehören dem Seelsorgeteam an, die meisten sind Ehrenamtliche, meist ehemalige Jubla-Mitglieder. Zu ihrer Aufgabe gehört es, die Scharleitung zu beraten und zu begleiten, ein Netzwerk zu der Pfarrei, den Eltern, den Ehemaligen und den kantonalen Stellen aufzubauen und darauf zu achten, dass der Glaube lebendig bleibt. Dieser spirituelle Auftrag kommt nach Ansicht von Silvia Kummer-Huber, Kantonspräses der Jubla Thurgau, ohne grosse Aktionen aus: «Unser Grundsatz ist 'Glauben leben'. Und das findet bereits in vielfältiger Weise statt.» Schon die Kleinsten dürfen mitbestimmen, jede*r kann mitmachen, in den Scharen herrscht ein gutes Miteinander, es wird auf fairen Einkauf geachtet, ein nachhaltiger Lebensstil gepflegt, die Kinder werden für die Kostbarkeit der Natur sensibilisiert, Abfall wird getrennt…

«Ein*e Präses achtet vor allem auf die kleinen Dinge im Miteinander, spricht sie an und macht sie bewusst», erklärt Silvia. Darüber hinaus habe sie*er eine Schlüsselfunktion in ganz besonderen Momenten - da zu sein, ein Gebet oder einen Lagersegen zu sprechen oder einen Gottesdienst mit der Schar zu feiern.

Die Daheimgebliebenen
Cornelia und Peter Keller haben vier Jungen. Die beiden ältesten, Flurin (12) und Nino (10), sind zusammen mit ihrer Schar von Bischofszell aus ins Kala geradelt. Ihre Mutter konnte sie gut ziehen lassen: «Ich weiss ja, dass sie in guten Händen sind.» Ausserdem ist es für Flurin schon das dritte Lager. «Beim ersten Lager war es schon speziell, eine Woche lang nichts von ihm zu hören», erinnert sich Cornelia Keller. Inzwischen wissen sie und ihr Mann, wenn sie nichts von den beiden hören, geht es ihnen gut. Mit den beiden jüngeren Brüdern schauen sie manchmal die Bilder auf der Kala-Webseite an, die täglich neu hochgeladen werden. Die beiden geniessen es, mehr Aufmerksamkeit von den Eltern und Grosseltern zu erhalten. Cornelia Keller war selbst bei Blauring, ist aber nie bei einem Zeltlager mitgegangen. Im Rückblick findet sie es ein wenig schade: «Hätte man mir ein 'Schüpfli' gegeben, hätte ich mich vielleicht auch getraut.»

Impressionen vom Foodfestival
Zur Halbzeit im Kala steht das grosse Foodfestival auf dem Programm. Auf dem Hauptplatz warten über 20 Marktstände, an denen die Leiter*innen köstliche Spezialitäten anbieten. Es duftet nach gegrilltem Poulet und Schokolade, Fruchtspiesse konkurrieren mit Falafel-Bällchen. Die Kinder und Jugendlichen, die nach einem genauen Zeitplan scharweise durch das grosse Tor einziehen, erhalten zur Begrüssung einen Erfrischungstrunk. Nach einem Willkommensgruss und einem gemeinsamen Tanz zum Country-Klassiker «Cotton Eye Joe» kann das Festival beginnen. Ein kleiner Junge hat sich mit seinem grösseren Bruder zusammen für das Schoko-Fondue entschieden. Die Spuren um seinen Mund zeugen untrüglich davon. Eine kleine Gruppe der Jubla Gachnang geniesst Schoko-Bananen. «Besonders empfehlen können wir aber das Schlangenbrot von unserem Stand», meint einer von ihnen. Manche mögen es exotisch. Drei Mädchen der Jubla Sirnach schwören auf Dumplings, kleine chinesische Teigtaschen. «Die haben richtig gut geschmeckt», schwärmt eine, die sich damit auskennt. 

Die beiden Programmverantwortlichen betrachten zufrieden das grosse Treiben. «Voll gut», meint Jeannette. «Ich finde es toll, wie sich alle an die Regeln halten», ergänzt Sarah im Blick auf die Corona-Vorgaben. Auch das Geländespiel sei bei den Kindern gut angekommen, sie hätten den «Schuh des Jublatu» (siehe Kasten) gefunden. Was die Bastelateliers in zwei Tagen angeht, sind sie ebenso optimistisch: «Wenn das Foodfestival funktioniert, laufen die Ateliers auch, weil sie im kleineren Rahmen stattfinden.»

Ein Tag aus der Sicht von Janik
«Wir haben am Morgen ein Spiel im Wald gemacht zusammen mit der Jubla Pfyn. Das hat mir voll Spass gemacht. Zum Zmittag gab es verschiedene Salate und eine feine Wurst. Es hat mir geschmeckt. Am Nachmittag haben wir ein Recycling-Game gespielt. Es war nicht das beste Game, aber es hat mir Spass gemacht. Am Abend gingen wir auf den Hauptplatz und da konnte ich verschiedene Dinge essen. Alles fand ich lecker. Dann gab es eine coole Feuer-Show und die fand ich sehr cool. Danach gingen wir auf unseren Platz zurück und dann ins Bett.»

Die Netzwerkerinnen
«Kein Netz», meldet so manches Handy auf den Lagerplätzen. In den meisten Scharen sollen die Kinder und Jugendliche auch kein Handy benutzen. Da gewinnt die gute alte Post wieder an Bedeutung. Die Fachstelle Kinder und Jugend (KIJU) der katholischen Landeskirche Thurgau hat einen solchen Dienst im Kala eingerichtet. «Jeden Vormittag fahren zwei Mitarbeiter*innen die Lagerplätze der Scharen ab, bringen Post und nehmen Briefe und Päckli aus den Postsäcken wieder mit», erzählt Joel Meier von der KIJU. Damit werden die Lagerteilnehmer*innen nicht nur untereinander vernetzt, sondern auch mit der «Aussenwelt». Freunde und Angehörige können ihnen über ein Postfach in Weinfelden ebenso kleine und grosse Post zukommen lassen. Auch an die Verbindung «nach oben» wurde gedacht: Besucher*innen des «Postamts» können inspiriert durch indianische Traumfänger ihre Träume auf Zettel schreiben und diese an Schnüren aufhängen.

Ehemalige
Martin Buri wurde von der Kala-Leitung angefragt, ob er das Lager-Radio übernehmen würde. Als alter Jublaner konnte er nicht Nein sagen, aber seine kleine Familie wollte er nicht eine Woche lang alleine lassen. So entstand die Idee, ein Zeltlager für Ehemalige und ihre Familien auf dem Hauptplatz einzurichten. Der Einladung sind insgesamt 12 Familien gefolgt. «Es haben sich nicht alle untereinander gekannt, weil sie aus unterschiedlichen Scharen kommen», erzählt Martin Buri. Er findet es toll, dass die Familien am Hauptplatz angesiedelt sind. Damit bekommen alle, auch die Kleinsten, etwas vom grossen Lagerleben mit. Ausserdem geniesst er es, sich so unkompliziert mit Gleichgesinnten treffen zu können. Die Gruppe der Ehemaligen wird im Kala wie eine eigene Schar behandelt. Das bedeutet, dass sie z. B. zum Foodfestival mit einem eigenen Essensstand beitragen.

Detlef Kissner, 27.7.21


Der Schuh des Jublatu

Beim Kala hat jede Schar ihren eigenen Lagerplatz und ihr eigenes Programm. Doch drei Mal in der Lagerwoche treffen sich alle Scharen zu einem gemeinsamen Anlass auf dem Hauptplatz. Im Kala21 begleitet die Teilnehmer*innen dabei die Geschichte vom «Schuh des Jublatu»: Als die Indianerstämme eine Goldader auf ihrem Land entdecken, unterzeichnen sie gemeinsam einen Landvertrag. Diesen Vertrag verstecken sie im Schuh des Jublatu, den Akando an einen sicheren Ort bringen soll. Dieser wird aber vom Gangsterclan gefangen genommen. Akando gelingt es in letzter Sekunde, den Schuh in den Wald zu werfen. Wer findet den Schuh mit dem wertvollen Plan wieder? Beim Geländespiel machen sich alle auf die Suche.
 

Willkommen im KALA
Quelle: Detlef Kissner
Sarah Anner (30) und Jeannette Meier (29) mit dem Material für das Geländespiel

 

 

 

 

 

Kantonspräses Silva Kummer-Huber
Quelle: Detlef Kissner
Silvia Kummer-Huber vor dem Lager-Café, wo sie für Leiter*innen da ist.

 

 

 

 

 

Peter und Cornelia Keller
Quelle: zVg
Peter und Cornelia Keller

 

 

 

 

 

Janik aus Tobel
Quelle: Detlef Kissner
Janik (11), Jungwacht Tobel

 

 

 

 

 

 

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