Sich 7 Wochen lang in Geduld üben

Jedes Jahr initiiert die evangelische Kirche in Deutschland in der Fastenzeit die Aktion «7 Wochen ohne…». Dieses Jahr hat sie sich für das Thema «Üben! Sieben Wochen ohne Stillstand» entschieden. Was darunter zu verstehen ist und worin der Sinn des Fastens liegt, dazu gibt Ursula Ott Auskunft, Mitglied im Kuratorium der Aktion. 

Warum fasten wir überhaupt?
Die Fastenzeit nach biblischer Vorstellung kommt daher, dass Jesus 40 Tage nach seiner Taufe durch die Wüste wanderte  und quasi ausgestiegen ist aus dem normalen, üblichen Leben – um sich darüber klar zu werden, ob er dem Weg Gottes wirklich folgen sollte. Wir würden heute vielleicht sagen: So etwas wie eine Einkehr oder eine Umkehr. Es tut ganz gut, einmal innezuhalten, uns zu besinnen und das  Jahr damit auch ein bisschen zu strukturieren. Nicht umsonst gibt es solche Fastenzeiten in fast allen Weltreligionen.

Verzichten wir in Zeiten von  Corona nicht schon genug?
Ja, wir verzichten auf vieles. Aber genau das hat uns auch gelehrt, zu merken, was uns wirklich wichtig ist. «7 Wochen ohne» ist jedoch nicht nur auf Verzicht angelegt. Das althochdeutsche Wort Fasten oder Fastan heisst eigentlich eher: Etwas festhalten, sich entscheiden. Deswegen ist diese evangelische Aktion gar nicht nur sieben Wochen ohne Fleisch oder ohne Alkohol, sondern sieben Wochen etwas anders machen, mich entscheiden, mich auf den Weg zu machen.

«7 Wochen ohne» findet in diesem Jahr schon zum 39. Mal statt. Was ist unter dem diesjährigen Motto «Üben! Sieben Wochen ohne Stillstand» zu verstehen?
Ich finde, das Motto passt dieses Jahr besonders gut. Stillstand erleben wir ja bisweilen. Das Wort «Üben» ist dazu wirklich ein gutes Gegenmittel. Nimm dir eine kleine Sache vor, vielleicht einmal dein Velo zu reparieren. Nimm dir vor, eine Fremdsprache zu lernen - vielleicht Japanisch? Nimm dir vor, israelisch zu kochen. Beim ersten Mal wird es nicht so wahnsinnig gut gelingen. Aber dann ist dieser Satz: «Hallo, ich übe noch!», einfach wahnsinnig entlastend. Und in sieben Wochen kann man schon ein bisschen Erfahrung bekommen mit neuen Dingen, die man ausprobiert.

Was üben Sie in der Zeit zwischen Aschermittwoch und Ostern?
Ich befinde mich in guter Gesellschaft mit dem Durchschnitt der Bevölkerung, die wir durch das Umfrageinstitut Kantar Emnid befragt haben: «Was üben Sie denn in nächster Zeit?». An erster Stelle stand die Fremdsprache. Aber an zweiter Stelle kam schon: Ich will üben, geduldiger zu sein. Und das will ich auch gerne üben. Ich war gerade zwei Wochen in Isolation. Schon nach zehn Tagen war ich so ungeduldig und habe an einem Tag vier Covid-19-Tests gemacht, bis endlich dieser zweite Strich verschwunden ist. Neben der Geduld will ich ausserdem üben, im Yoga (worin ich ganz schlecht bin) wenigstens mal diesen Yoga-Liegestütz so hinzukriegen, dass es ein bisschen so aussieht wie in dem Yogavideo. 

Wenn ich nun also in diesem Jahr auch üben und den Stillstand bekämpfen will: Wie kann ich mitmachen bei «7 Wochen ohne»?
Am besten besorgt man sich den Kalender der Aktion, den es als grossen Wandkalender und als kleinen Tischkalender gibt. Dort findet sich jeden Tag eine motivierende Bibelstelle oder ein anderer schöner Text zum Lesen und ein Bild zum Thema «Üben». Das Ganze gibt es natürlich auch auf Social Media: Auf Instagram und facebook. Oder man abonniert die Fasten-Mail und bekommt einmal in der Woche einen Text und Post von Frank Muchlinsky. Wer es ganz intensiv machen will, schliesst sich einer Fastengruppe an. Dort kann man zusammen mit anderen die gemachten Erfahrungen austauschen, was zu Corona-Zeiten selbstverständlich auch per Zoom geht. Hauptsache ist, das man anfängt. 

Interview: Johannes Popp, 7 Wochen ohne/Red., 02.03.2022
 


Weitere Infos zur Aktion: www.7-wochen-ohne.de

 Motto
Quelle: ©7 Wochen ohne
Das diesjährige Motto der Aktion.

 

 

 

 

 

 

 

Öfter mal etwas Neues ausprobieren.
Quelle: ©pixabay.com
Öfter mal etwas Neues ausprobieren. Als Anregung für die Fastenzeit 2022.

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