Urs Brosi wird neuer RKZ-Generalsekretär 

Am 26. März wählte die Plenarversammlung der Römisch-Katholischen Zentralkonferenz der Schweiz (RKZ) Urs Brosi einstimmig als ihren neuen Generalsekretär. Der 56-jährige Theologe und Kirchenrechtler war seit 2008 Generalsekretär der Katholischen Landeskirche Thurgau. Am 1. November tritt er die Nachfolge des bisherigen RKZ-Generalsekretärs Daniel Kosch an. Im Interview blickt er zurück auf seine Arbeit in der Landeskirche und nach vorne auf sein neues Amt. 

Woran erinnern Sie sich nachhaltig in Bezug auf Ihre 14-jährige Arbeit als Generalsekretär der Landeskirche Thurgau?
Als spannendes Projekt empfand ich die Neugestaltung des Finanzausgleichs, weil ich mich in diesen Bereich stark einarbeiten musste. Dann natürlich die fast neunjährige Arbeit an der grossen Revision des Kirchenorganisationsgesetzes (KOG), mit dem Erlass einer neuen Verfassung, eines Landeskirchen- und eines Kirchgemeindegesetzes. Als persönlich eindrücklich empfand ich die Planung beim Bau des neuen Zentrums Franziskus. Es hat mir viel Freude bereitet, daran konzeptionell mitzuwirken. Der Neubau war eine wichtige Wegetappe für die Landeskirche und deren Mitarbeiter*innen. 

Was waren Ihre grundlegenden Aufgaben während dieser Zeit?
Im Generalsekretariat war die Unterstützung von Kirchenrat und Synode vordergründig. Die Aufgaben umfassten sowohl die Protokollführung und die Organisation der nötigen Unterlagen als auch die Gespräche mit den verschiedenen Kommissionen zur Vorbereitung dieser Entscheidungen. Des Weiteren habe ich zusammen mit dem ganzen Sekretariatsteam die sogenannten Querschnittsbereiche geführt, also die Finanzen, das Personal sowie die Infrastruktur. Auch die Beratung der Kirchgemeinderäte, vor allem in Rechtsfragen, gehörte zu meinen Tätigkeiten.  

Was reizt Sie am Amt des RKZ-Generalsekretärs?
Hauptsächlich, dass kirchenpolitische Fragen hier viel zentraler sind als auf kantonaler Ebene. In der Auseinandersetzung mit der Schweizerischen Bischofskonferenz (SBK) zu überlegen, wie die RKZ mit ihren vergleichsweise beschränkten finanziellen Mitteln, die ihr auf gesamtschweizerischer Ebene zustehen, kirchliche Themen befördern kann. Im Moment ist die neue Schwerpunktlegung der Migrationspastoral ein grosses Thema, vor einigen Jahren war es der Medienbereich, der uns immer noch beschäftigt. 

Wie bereiten Sie sich auf die neue Tätigkeit vor?
Ich möchte meine Französischkenntnisse aufbessern und werde deshalb im Sommer einen siebenwöchigen Sprachaufenthalt in Frankreich machen. Daneben werde ich mich noch eingehender in die rechtlichen Strukturen und Zuständigkeiten der RKZ vertiefen. Die duale Struktur ist hier anders ausgestaltet als in der Landeskirche. Die Mitfinanzierung von RKZ und SBK ist ein mehrstufiges Gebilde, was es nicht immer klar ersichtlich macht, wer wo sowohl finanzielle wie auch inhaltliche Entscheidungen trifft.

Welche Schwerpunkte möchten Sie künftig setzen?
In den nächsten Jahren werden sich die Strukturen auf allen kirchlichen Ebenen sehr verändern, insbesondere aufgrund des rasch steigenden Personalmangels. Dieses Thema war mir bereits während meiner Tätigkeit in der Landeskirche ein Anliegen. Auf Ebene der RKZ möchte ich weiterhin versuchen, künftige Schwierigkeiten zu antizipieren und dementsprechend gewisse Szenarien zu entwickeln. Ein Stück weit bedeutet das auch Trauerarbeit, weil wir uns von dem Gedanken einer gesellschaftsrelevant mächtigen Kirche mit einer pastoralen Vollversorgung verabschieden müssen. Gleichwohl bin ich der Meinung, dass es kleiner und bescheidener weitergehen wird. 

Was könnte Ihnen bei der Umsetzung dessen Probleme bereiten?
Es ist natürlich anspruchsvoll in dieser dualen Struktur miteinander unterwegs zu sein. Manchmal erfordert dies auch, unangenehme Entscheidungen zu treffen. Das wird sicher nicht einfach sein in der sehr unterschiedlich gearteten Kirchenkultur.

Welche kirchenpolitischen Themen sind Ihnen wichtig und wie wollen Sie diese künftig mitdenken?
Wichtig ist mir die kirchliche Medienarbeit. Gerade, weil immer weniger Menschen eine lokale Verankerung in einer Pfarrei haben und kirchlich distanzierter sind. Essenziell ist für mich auch die Anderssprachigenseelsorge. In Zusammenhang mit der Integrationsfrage ist es hierbei unerlässlich, Verständnis zu schaffen für Gläubige mit Migrationshintergrund, die weiterhin ihre traditionelle Kirchenkultur leben möchten. Die Frage ist, wie die Pfarreien vor Ort diese Menschen noch mehr ansprechen und ihnen eine religiöse Beheimatung geben können. Ein dritter Punkt ist die Thematik der sexuellen Übergriffe. Hier müssen wir einerseits möglichst schnell unabhängige Anlaufstellen schaffen, genauso wie kirchenrechtliche Voraussetzungen in Bezug auf den Umgang mit den eigenen Mitarbeiter*innen. 

Interview: Sarah Stutte


Die Römisch-Katholische Zentralkonferenz
Die RKZ ist die Vereinigung aller katholischer Landeskirchen und kantonalkirchlicher Körperschaften der Schweiz. Als Verein organisiert, existiert sie seit 50 Jahren. Ihre Hauptaufgabe liegt in der finanziellen Unterstützung verschiedener kirchlicher Organisationen auf gesamtschweizerischer aber auch sprachregionaler Ebene. 
 

Urs Brosi
Quelle: Sarah Stutte
Urs Brosi verabschiedet sich nach 14 Jahren von Weinfelden und der Landeskirche Thurgau.

Kommentare

+
Erich Häring

02.04.2022, 9:37

Vielen Dank an Urs Brosi und alles Gute für seine neue Aufgabe. - Zu seiner Nachfolgerin (hoffentlich), oder seinem Nachfolger, einen Ausschnitt aus einem Interview der NZZ vom 2. April 2022 mit Thomas Schlag zum „Bless-U2“, einem Segensroboter: „ Die Landeskirchen sollten ihre Präsenz im Internet unbedingt ausbauen. Der Auftritt im Netz muss attraktiver werden. Prägnanter, bunter und bilderreicher muss er sein. Da sind die Kirchen enorm herausgefordert.“
Manuel Bilgeri

04.04.2022, 8:37

Erich, vielen Dank für die Grüsse und auch deinen Input zum Ausbau der Präsenz im Netz.
Liebe Grüsse, Manuel Bilgeri

Neuen Kommentar hinzufügen

Der Inhalt dieses Feldes wird nicht öffentlich zugänglich angezeigt.

Klartext

  • Keine HTML-Tags erlaubt.
  • Zeilenumbrüche und Absätze werden automatisch erzeugt.
  • Website- und E-Mail-Adressen werden automatisch in Links umgewandelt.
CAPTCHA
Diese Sicherheitsfrage überprüft, ob Sie ein menschlicher Besucher sind und verhindert automatisches Spamming.
Bild-CAPTCHA
Geben Sie die Zeichen ein, die im Bild gezeigt werden.