Wie die Sternsinger Corona trotzen wollen

Auch dieses Jahr ermuntert Missio die Kinder zum Sternsingen. Nach der Rekord- Spendensumme vom Januar geht es unter Corona-Vorzeichen primär darum, dass die Aktion überhaupt stattfindet. Thema ist die Arbeitsmigration.

Spenden per Smartphone-App Twint oder Münzen im Spenden-Kescher deponieren: Solche Lösungen schlägt das Missionswerk Missio für die Sternsinger-Aktion im kommenden Januar vor (siehe Kasten). Denn trotz der Corona-Pandemie will Missio auch dieses Jahr nicht auf das Sternsingen verzichten. Laut Direktor Martin Brunner-Artho soll das Motto «Aktion Sternsingen 2021 – aber sicher!» deutlich machen, dass Kinder im Süden weiterhin auf Solidarität angewiesen sind. Dabei habe das «aber sicher» eine doppelte Bedeutung: einerseits sei es im Sinn von «klar doch», andererseits als Verweis auf die notwendigen Schutzmassnahmen gemeint.

Auf erneuten Lockdown vorbereitet

Gemäss Brunner ist noch nicht klar, in welchem Ausmass sich diesmal die Pfarreien beteiligen werden. Bereits jetzt habe man aber Zusagen. Ein Teil der jeweils Beteiligten habe die jüngsten Anordnungen des Bundesrats abgewartet. «Diesmal steht im Vordergrund, dass die Sternsinger-Aktion überhaupt stattfinden kann», sagt Kathrin Staniul, bei Missio für die Aktion Sternsingen verantwortlich. Sie hofft, dass es in der Schweiz nicht ausgerechnet im Januar zum erneuten Lockdown kommt. Doch selbst für diesen Fall sind alternative Wege vorgesehen, um die Aktion dennoch in angepasster Form durchzuführen. «Die Pandemie zwingt uns, kreativ zu werden», so Staniul. «Sternsinger*innen sind Friedens- und Hoffnungsboten und gestalten Kirche mit. Ihre Botschaft und der Sternsinger-Segen sind in der heutigen Zeit besonders wichtig, denn aus ihnen schöpfen die Menschen Zuversicht», so Staniul weiter. Ausserdem sei das Sternsingen für viele Kinder ein unvergessliches Erlebnis, das sie ungern verpassen würden.

Arbeit der Caritas-Tageszentren

Anhand einer packenden Videodokumentation können sich die Sternsinger ein Bild machen, worum es bei der anstehenden Solidaritätsaktion geht. Die Aktion Sternsingen rückt diesmal die Arbeitsmigration in den Vordergrund. Unter dem Motto «Kindern Halt geben – in der Ukraine und weltweit» dient die Ukraine als Beispielland. Im osteuropäischen Land lassen viele Eltern ihre Kinder bei den Grosseltern oder anderen nahen Verwandten zurück, weil sie keine näher gelegenen Erwerbsmöglichkeiten haben. Im Nachbarland Polen beispielsweise finden sie hingegen Arbeit, so etwa saisonal in der Landwirtschaft. Für die Kinder bedeutet das, dass sie über längere Zeit von ihren Eltern getrennt sind. Mit der bevorstehenden Solidaritätsaktion sollen gemäss Staniul elf Caritas-Tageszentren sowie ein Kinderheim unterstützt werden. «Onkel und Tanten, junge Grosseltern sind oftmals selbst noch berufstätig oder anderweitig gefordert. Die Tageszentren stellen sicher, dass die Kinder in ihrer emotional fragilen Situation Bezugspersonen haben sowie sinnvolle Freizeitmöglichkeiten.»

Lockdown, Krieg, Naturkatastrophen

Die Videodokumentation entstand im vergangenen Januar – und erkennbar vor dem Lockdown. «Die Caritas-Zentren sind während dieser Zeit weiterhin über digitale Kanäle in Kontakt mit den Kindern geblieben », weiss Staniul. Klar sei, dass die Pandemie, der Krieg in der Ostukraine und Naturkatastrophen die wirtschaftliche Not in der Ukraine weiter verschärft hätten. Umso notwendiger sei es, die Projekte über längere Zeit finanzieren zu können. «Wir unterstützen zusätzlich auch viele weitere Projekte in anderen Ländern», sagt Staniul. In der Regel seien es pro Jahr gegen 200. Teils gehe es dabei ebenfalls um Arbeitsmigration, aber nicht nur. «Wir wollen Projekte auch nicht überfinanzieren.» Bei der Aktion von 2020, bei der die Sternsinger die Rekordsumme von 1,65 Millionen Franken gesammelt haben, floss die finanzielle Unterstützung schliesslich in 40 Projekte im Beispielland Libanon. Total wurden 160 Projekte unterstützt.

Ueli Abt/Red., 17.11.20


Regeln für Sternsinger*innen

In einem Leitfaden hat Missio detailliert aufgezeigt, wie die Sternsinger trotz Pandemie sicher unterwegs sein können. Das Ankleiden soll gestaffelt vor sich gehen, auf das Schminken der Gesichter soll besser verzichtet werden. Singen in den Häusern ist nicht möglich. Das Einhalten des Mindestabstands von 1,5 Metern gelinge, wenn die Sammelbüchse mit ausgestrecktem Arm hingehalten werde, und wenn zudem die spendende Person ebenfalls den Arm ausstrecke. Man könne auch einen Fisch-Kescher zum «Spendenkescher» umfunktionieren oder einen Beutel am Stern-Stab anbringen.
 

Lebensrealität in der Ukraine: Weil ihre Eltern im Ausland arbeiten, leben Tanja, Denis und Maxim (v. l.) bei ihrer Grossmutter, die auch berufstätig ist.
Quelle: © Bettina Flitner, Kindermissionswerk
Lebensrealität in der Ukraine: Weil ihre Eltern im Ausland arbeiten, leben Tanja, Denis und Maxim (v. l.) bei ihrer Grossmutter, die auch berufstätig ist.

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