Trauben pressen als Teil des Religionsunterrichts

Die dritte Religionsklasse aus Ermatingen war im Weinberg Bussnang bei Rebmeister Rolf Eichenberger zu Gast. Die Kinder durften Hand anlegen beim Ablesen und Pressen der Trauben. In einem katechetischen Impuls erfuhren sie, was der Wein mit Jesus zu tun hat. 

Die fröhliche Kinderschar, die Katechetin Sandra Cipolletta und die Begleitpersonen lauschten bei schönstem Sonnenschein gespannt, was Rebmeister Rolf Eichenberger ihnen im kleinsten Weinberg zwischen Nollen und Thur rund um die Trauben erzählte. Die Kinder durften sich dann auch selbst beim Schneiden der reifen Trauben betätigen. Diese konnten sie später selbst zu Traubensaft pressen. «Meine Religionsklasse hat sich sehr gefreut auf diesen besonderen Anlass. Mir ist es wichtig, dass ich, wenn immer möglich, etwas Praktisches in den Religionsunterricht einbauen kann», sagte Cipolletta. Da der Wein ein wichtiger Bestandteil der Eucharistiefeier ist, passte dieser Anlass sehr gut zur Vorbereitung auf die Erstkommunion. 

Trauben mit Sonnenbrand 

Den Weinberg, welcher 2013 wieder neu angelegt wurde, gab es bereits Anfang des 19. Jahrhunderts. Die Reblaus machte damals fast allen Weinbergen in Europa den Garaus. Der Weinbauverein Bussnang kümmert sich seit 2013 um die rund 700 Solaris-Weinstöcke. «Von Februar bis September gibt es viel zu tun im Weinberg Bussnang», betonte Eichenberger. Im letzten Jahr gab es vom kleinen Rebberg 970 Flaschen Weisswein. In diesem Jahr wird der Ertrag, bedingt durch den nassen Sommer, bestimmt kleiner ausfallen. Damit die Trauben nicht noch von Essigfliegen, Wespen und Vogelfrass gefährdet sind, wurde jede Einzelne in ein Säcklein gepackt. «Allein dies benötigte 100 Arbeitsstunden», sagte der Rebmeister. «Die oberen noch gesunden Blätter, die man normalerweise entfernen würde, mussten wir stehen lassen, weil die unteren von Mehltau befallen sind. Es sind die gesunden Blätter, welche den Trauben den Zucker verleihen», sagte Eichenberger zu den Kindern. Im Weinberg Bussnang werden keinerlei Spritzmittel angewendet. «Wir haben hier einen hundertprozentigen Bio-Anbau», so Eichenberger. Dass Trauben sogar einen Sonnenbrand einfangen können, darüber staunten die Kinder. «Deshalb müssen wir vorsichtig sein, wieviel wir vom Laub entfernen.» Eichenberger sagte den Kindern auch, dass man in einem Weinberg oft Rosenstöcke finde. Dies sei nicht etwa wegen dem schönen Aussehen, sondern weil die Rosen erster Empfänger für den Mehltau sind. Dies nutzt dann der Rebmeister als Warnsignal. 

Jesus der Weinstock

Norbert Schalk, ehemaliger Katechet und Präsident des Weinbauvereins, leitete im Rebhüsli über zum Trauben pressen. Jedes der Kinder durfte sich darin versuchen und Schalk unterstützte sie, wenn mehr Kraft gefordert war. «Ich hätte nicht gedacht, dass Wein pressen so streng ist», sagte ein Junge. Für den katechetischen Impuls setzten sich die Kinder in einen Kreis und beantworteten Fragen zu «Was bin ich?» und den Arbeiten im Weinberg. Schalk leitete mit dieser Frage über zur Aussage von Jesus «Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben.» Er verdeutlichte dies mit einem noch kahlen, tief verwurzelten Weinstock, an den er Blätter, Blüten und Trauben anbrachte. Damit zeigte er den Kindern, wie die Menschen als Reben Kraft von Jesus dem Weinstock tanken können. «Was passiert denn, wenn eine Rebe abbricht?», fragte er weiter. «Sie stirbt ab und es gibt keine Trauben mehr», sagte ein Schüler. Eine Schülerin bemerkte dazu: «Auch wir können abbrechen, wenn wir uns von Jesus entfernen. «Was kann denn dazu führen, dass wir uns von Jesus entfernen, oder nicht mehr an ihn glauben?», fragte Schalk weiter. «Wenn ein Mensch stirbt, den man geliebt hat», antwortete eine Schülerin. Norbert Schalk betonte, dass es auch die andere Seite, die des Aufblühens gebe. Die Kinder gaben zum Aufblühen Antworten wie: «Ich blühe auf an Weihnachten, an Ostern, am Geburtstagsfest, wenn ich im Fussball ein Tor schiesse, wenn ich in der Schule gute Noten mache.» «Der Mensch blüht auf, wenn er fröhlich durch das Leben geht. Die Trauben werden auch nur dann süss, wenn das Umfeld stimmt», betonte Schalk. Es gibt aber auch saure oder gar bittere Trauben. «Wenn wir einander helfen, dann sind wir süss», sagte daraufhin ein Mädchen. Und ein anderes ergänzte: «Wir müssen daher fest darauf achten, dass wir süss bleiben». 

Ursi Vetter, 27.9.2021
 

Beim katechetischen Impuls lernen die Kinder, was das Absterben und Aufblühen der  Reben mit dem Glauben zu tun hat.
Quelle: ©Ursi Vetter
Beim katechetischen Impuls lernen die Kinder, was das Absterben und Aufblühen der Reben mit dem Glauben zu tun hat.

 

 

 

Rebmeister Rolf Eichenberger zeigt einer Schülerin, wie man die reifen Trauben schneidet.
Quelle: ©Ursi Vetter
Rebmeister Rolf Eichenberger zeigt einer Schülerin, wie man die reifen Trauben schneidet.

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