Kinderlieder für einen guten Zweck

In Sulgen stellt man sich eine bessere Welt nicht nur vor, man gestaltet sie auch aktiv. Mit Liedern für Kinder und den Frieden. Der Erlös aus dem Projekt, das die Psychomotorik- und Kunsttherapeutin Béatrice Buschor zusammen mit Primarschülerinnen und Schülern realisierte, geht vollumfänglich an Kinderspitäler in Kambodscha.

«Fride für dii, Fride für mii, Fride für üs alli, Gross und Chlii, Fride im Huus, Fride im Land, chumm, mir läbed fridlich mitenand! » So lautet der Text eines mit Ethno-Klängen und Trommelschlägen untermalten Liedes auf der CD «Fridensdrops». Hier wird von Kindern für Kinder gesungen, doch nicht nur. «Die Lieder haben auch uns Erwachsenen etwas zu sagen. Die einfache Sprache zeigt oftmals mehr Wirkung, als unsere komplizierte Art des Ausdrucks.» Davon ist Béatrice Buschor überzeugt. Die Sulgener Psychomotorik- und Kunsttherapeutin, die seit 35 Jahren für verschiedene Thurgauer Kindergärten und Schulen mit Kindern arbeitet, hat die 15 Lieder auf der CD geschrieben und komponiert. Zusammen mit zwölf Schülerinnen und Schülern der 3. und 4. Klasse von Christoph Stäheli und Priska Schweizer übte sie seit September 2017 jede Woche mehrere Stunden für ihr Herzensprojekt. Gesanglich beteiligt waren an einigen Liedern auch die Leiterin des ökumenischen Jugendchors Schilfrohr, Sabine Thalmann, sowie die Sechstklässlerin Samira Piccirillo aus Bürglen.

Krieg im Wohnzimmer

Es ist nicht Béatrice Buschors erste Kinder-CD. Schon 2014 erschien «Mir gönd ufd Reis, Lieder wo üs stärked für underwägs» und zwei Jahre später «Ufsteller, Lieder, wo üs beweged». Musik sei für sie schon immer von Bedeutung gewesen. Mit ihren eigenen, mittlerweile erwachsenen vier Kindern, hätte sie früher jeden Tag am Klavier gesungen. Zum Schreiben von eigenen Liedern für Mädchen und Jungen kam sie jedoch vor über acht Jahren durch ihre Arbeit. «Bewegung und Tanz unterstützen den therapeutischen Prozess. Dadurch sind immer wieder spontan Lieder entstanden. Beim nächsten Treffen wollten die Kinder diese wieder singen. Ich fing an, sie aufzuschreiben und so entstand die erste CD», erklärt sie. Dass sie für die neuen Aufnahmen das Thema Frieden wählte, hatte einen guten Grund. Vor zwei Jahren sei eine ihrer Töchter als Delegierte des Internationalen Roten Kreuzes in der Ostukraine gewesen. Die andere Tochter hätte sich in einem Kunstprojekt in Südkorea engagiert. «Was sie gesehen, erlebt und erzählt haben, hat mich sehr nachdenklich und betroffen gemacht. Plötzlich war der Krieg in mein Wohnzimmer und mir nahe gerückt. Also habe ich mir überlegt, was ich selbst für den Frieden machen kann», so Béatrice Buschor.

Faszination Tonstudio 

Aus der Motivation heraus, dass die «Fridensdrops» etwas Heilendes in uns bewirken oder auch nur Süssigkeiten sind, die uns einfach gut tun, sind nun ganz unterschiedliche Melodien entstanden. Ob Jazz oder Polka, heiter oder besinnlich – eingebettet in positive Texte, die die Kinder stärken und das Miteinander betonen. Auf Mundart verfasst, weil der Dialekt näher bei den Kindern ist und diese dadurch näher bei sich selbst. Während eines halben Jahres wurde ganz intensiv an den Kompositionen gefeilt. Auch Béatrice Buschors langjähriger Klavierlehrer sei ihr in dieser Zeit eine grosse Hilfe gewesen und hätte ihr immer mit wertvollen Tipps zur Seite gestanden. Im Januar dieses Jahres ging es für die Hobbymusikerin und die aufgeregten Primarschülerinnen und -schüler dann ab ins Tonstudio in Flawil. «Die Mikrofone und die Kabel, das Aufnahmepult mit den vielen Knöpfen – das hat sie total fasziniert. Jedes Lied mussten sie drei bis vier Mal singen und sie haben es toll gemacht», lobt die Pädagogin.

Engagement aus Überzeugung 

Nicht nur die Kinder freuten sich, als sie ihre CD wenig später in den Händen hielten. Für Béatrice Buschor sind alle ihre bisher gemachten Aufnahmen im doppelten Sinne für einen guten Zweck. Den gesamten Erlös ihrer CDs spendete sie über die Jahre den Kambodschanischen Kinderspitälern des kürzlich verstorbenen Schweizer Arztes Beat Richner. «Ich habe sein Engagement dort von Anfang an mitverfolgt. Um Geld für seine Spitäler zu sammeln, trat er in der Schweiz als Cellist und Musikclown auf. Das hat mich beeindruckt. Ich war bewegt, als ich selbst in Kambodscha war und die vielen Mütter gesehen habe, die mit ihren Kindern vor den Spitälern warteten», sagt Béatrice Buschor. Als sie die erste CD produzierte, sei ihr deshalb schnell klar gewesen, wohin das gesamte Geld aus dem Verkauf gehen sollte. Um dies zu verwirklichen, illustriert sie auch die Bilder für die Booklets selber und hat die Hälfte der Produktionskosten an der neuen CD aus ihren eigenen Mitteln finanziert. Der übrige Beitrag wurde durch die Primarschulgemeinde Sulgen geleistet. Ob sie noch eine CD produzieren würde, wisse sie nicht. Sie sitze aber an einem Buchprojekt mit allen Texten ihrer drei CDs.

Sarah Stutte



Bestellung CD unter: beatricebuschor@yahoo.de
Kosten pro CD: 23 CHF (zzgl. Porto/Verpackung 2 CHF) 


 

 

Engagiert: Béatrice Buschor

 

Die Sulgener Schülerinnen und Schüler präsentieren stolz ihre CD.

Bilder: zVg

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