Kochabende im Pfarreizentrum Klösterli

Am 12. und 19. November konnten sich Interessierte in Frauenfeld am Zubereiten biblischer Köstlichkeiten erfreuen. Nebst dem gemeinsamen Kochen und Geniessen, diskutierten die Teilnehmenden auch passende Texte aus der Bibel. 

Der Duft von Olivenöl, Kreuzkümmel und frisch gehackten Zwiebeln zieht durch das Pfarreizentrum Klösterli in Frauenfeld. Bei jeder möglichen Kochgelegenheit sind drei oder vier Personen daran, Speisen zuzubereiten. Hummus, Okra in Tomatensosse und Fladenbrot stehen u. a. auf dem heutigen Menüplan. Das tönt ganz nach einem trendigen Kochkurs. Doch weit gefehlt! Viele der Zutaten werden schon seit tausenden von Jahren angebaut und haben als Speisen auch Einzug in die Bibel gehalten. Das ist der Grund, warum sich an diesem Abend 20 Personen zu diesem speziellen Kochabend treffen. «Wir wollen gemeinsam die Speisen zubereiten, Texte aus der Bibel lesen und die biblischen Köstlichkeiten zusammen geniessen», sagt Diakon Alex Hutter. Der Bibeltext des heutigen Abends stammt aus dem Lukasevangelium und bezieht sich auf den Besuch Jesu bei einem Pharisäer (Lk 11,37-42). Diese Szene wurde gekonnt von einer Teilnehmerin mit Schwarzenberger Krippenfiguren dargestellt. Doch bevor die Gemeinschaft ihre Kochkünste unter Beweis stellen kann, erzählt die Bibelgruppenleiterin Monika de Anta bei einem schmackhaften Bulgur-Salat viel Wissenswertes und Erstaunliches über die verschiedenen Zutaten. Hätten Sie zum Beispiel gewusst, dass sowohl Hirse wie auch Kichererbsen schon vor mehr als 8000 Jahren kultiviert wurden?

Neuer Zugang zur Bibel 

Nachdem der Salat gegessen, die Informationen zu den Zutaten und ein Bibeltext verinnerlicht wurden, machen sich vier Gruppen tatkräftig an die Arbeit. Teig wird zu kleinen Fladenbroten ausgewallt, Zwiebeln und Peterli für die Tomatensosse gehackt und Kichererbsen für den Hummus püriert. «Wo hat es eine Knoblauchpresse?», ruft eine Teilnehmerin. Schubladen werden aufgezogen und Kästchen geöffnet. Eine andere Teilnehmerin weiss noch vom letzten Kochabend, wo sich eine solche befinden sollte. «Am ersten Abend kochten wir ein Linsengericht, das auf die Geschichte von Jakob und Esau und dem Erstgeburtsrecht aus dem Alten Testament Bezug nimmt», sagt Monika de Anta. Die Bibelgruppenleiterin hat nebst den Rezepten für zu Hause auch Bücher aufgelegt. «Zu Gast bei Moses» lautet eines, ein anderes gar provokativ «Höllisch gut» und bietet darin «himmlische Gerichte aus dem Alten und Neuen Testament» an. Es sei der etwas andere Zugang zur Bibel, der diese Kochabende ins Leben gerufen hat, sagt Monika de Anta. Die erfahrene Bibelgruppenleiterin stellte ein immer geringeres Interesse an Bibelkursen fest. «Wie konnten wir die Leute wieder mehr für die biblischen Geschichten begeistern?», fragte sie sich. Bei einem Gespräch mit Gleichgesinnten kam die Idee auf, Gerichte aus der Bibel zu kochen und so einen anderen, neuen Zugang zur Bibel zu finden. 2014 führte sie die ersten Bibelkochabende in Weinfelden durch, in Frauenfeld sind es nun bereits die zweiten. 

Gebote kontra Gewissen

Nach dem gemeinsamen Geniessen der biblischen Köstlichkeiten und der Feststellung, dass die Tomatensosse mit Chili grosszügig abgeschmeckt wurde, wird der Bibeltext ein zweites Mal vorgelesen. Alex Hutter hat dazu Fragen notiert, die intensiv diskutiert werden. Hutter erklärt die Bedeutung der Pharisäer und die Vorbehalte, die Jesus ihnen gegenüber hatte. «Jesus hielt sich nicht an alle Regeln der Pharisäer, trotzdem wurde er zum Essen eingeladen», sagt Hutter. «Vielleicht wollten sie ihn herausfordern, da sie wussten, dass Jesus die Worte anders auslegt», sagt eine Teilnehmerin. Ein zweiter Bibeltext, das Gleichnis vom Pharisäer und vom Zöllner (Lk 18.9- 14), bietet noch mehr Diskussionsstoff. Es geht um Selbsterhöhung und um Gerechtigkeit. «Liegt es an uns, zu entscheiden, was gerecht ist?», fragt eine Teilnehmerin. Zum Stichwort «entscheiden» sagt Alex Hutter, dass es zwar Gebote gibt, an die man sich halten sollte, diese aber durch das Gewissen beeinflusst werden. Wenn es etwa um Liebe und Wertschätzung geht, sind Ausnahmen manchmal gerechtfertigt.

Claudia Koch

 

Über dampfenden Kochtöpfen wurden biblische Köstlichkeiten zubereitet.

Bilder: Claudia Koch

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