Soziales Engagement während der Pandemie in Schaffhausen 

«Ostern findet statt». Daneben ein einsames Pflänzchen, das aus dem Boden wächst. Die Karte mit einem Schreiben des römisch-katholischen Pastoralraums Schaffhausen-Reiat ging an rund 6000 Haushalte. In locker-vertrautem Ton rief der Brief zum gemeinsamen Feiern an Ostern auf – wegen des Corona-Virus dieses Jahr nicht in der Kirche, sondern im eigenen Wohnzimmer. Neben dem Live-Stream auf der Pastoral-Website übertrugen auch das lokale Radio und Fernsehen die Gottesdienste – damit auch diejenigen ohne Internetanschluss mitfeiern können. «Normalerweise geben die Kirche und das Pfarreileben Gläubigen einen Rahmen und Halt. Jetzt, wo die Rituale weggefallen sind, zeigen wir, dass wir trotzdem für sie da sind – mit den vertrauten Menschen, mit der vertrauten Musik. Das schafft Geborgenheit», sagt Pascal Eng, Vikar in Schaffhausen. 

Kirche digital

Schweizer Pfarrei-Seelsorgerinnen und -seelsorger haben sich schon einiges einfallen lassen, um trotz Einschränkungen nahe bei den Menschen zu sein. Denn persönliche Gespräche vor Ort sind ausser bei einem Sterbefall nicht mehr erlaubt, auch Gottesdienste, Taufen oder Hochzeiten sind verboten. «Die Situation verlangt gerade einiges von uns allen ab, aber es ist auch eine gemeinschaftsbildende Zeit. Es entwickeln sich viele kreative Ideen», sagt Pascal Eng. So wird unter anderem über Videokonferenz-Tools gemeinsam gebetet, es gibt Predigten per WhatsApp aufs Mobiltelefon oder Videobotschaften vom Pfarrer auf der Website: Die Einschränkungen durch die Corona-Pandemie treiben auch bei der Kirche die Digitalisierung voran. 

Seelsorge per Telefon

Statt vor Ort findet Seelsorge jetzt hauptsächlich per Telefon statt. «Die Leute freuen sich, wenn der Pfarrer am Telefon ist», sagt Pascal Eng, der jetzt rund 40 Personen regelmässig anruft – einige kannte er vorher noch gar nicht. Von einigen Gläubigen hatte man in Schaffhausen bereits die Telefonnummern, weitere Nummern wurden mit Hilfe von Frauen- und Seniorengemeinschaften und anderen lokalen und regionalen Vereinen und Gruppierungen zusammengetragen. «Viele ältere Leute leiden darunter, dass sie ihre Enkelkinder nicht mehr sehen dürfen. Oder vermissen die Gesellschaft von Bekannten», sagt Pascal Eng. «Noch drehen sich die Gespräche um Einsamkeit und fehlende Sozialkontakte. Doch längerfristig werden auch die wirtschaftlichen Sorgen und Folgen ein Thema werden», ist der Priester überzeugt. 

Primeli für die Ältesten

Neben dem Zuhören und Mut machen sehe er es auch als seine Aufgabe an, die Leute auf Hilfsangebote aufmerksam zu machen. «Gerade ältere Leute tun sich schwer damit, Hilfe anzunehmen. Wir machen ihnen im Gespräch klar, dass es Sinn macht, wenn zurzeit andere für sie einkaufen gehen oder sonst etwas für sie erledigen.» Während ältere Leute im Heim weiterhin auf feste Strukturen zählen können und versorgt sind, ist der Lockdown besonders problematisch für die Seniorinnen und Senioren, die in ihren eigenen vier Wänden leben und alleinstehend sind. «Es ist wichtig, dass wir uns um sie kümmern. Sie fallen sonst durch alle Maschen. Die meisten sind sehr dankbar, wenn wir sie anrufen.» Bereits vor ein paar Wochen stellten Ministranten und andere Jugendliche den Älteren Primeli mit einer Grusskarte vor die Türe. 

Noch weiss niemand, wie lange die Pandemie mit ihren Einschränkungen andauert. Die fehlende Planungssicherheit sei eine kommunikative Herausforderung, sagt Vikar Pascal Eng. «Man muss Tag für Tag schauen, was und vor allem wie man kommuniziert.» Aber die jetzige Zeit sei auch eine Chance für die Kirche. «Wir erfahren eine neue, breitere Wahrnehmung in der Gesellschaft. Die Leute sehen, dass wir nicht nur Gottesdienste feiern, sondern uns auch diakonisch-sozial engagieren.»

Corinne Landolt/Red. (28.4.20)

Teaserbild: pixabay.com

 

Für die Mitmenschen da – auch nach der Corona-Krise

Gerade in schwierigen, unsicheren Zeiten rückt wieder ins Bewusstsein, wie wichtig soziale Kontakte und Begegnungen sind – und was für einen grossen Beitrag Seelsorgende tagtäglich leisten. Dabei zeigt die Pandemie einmal mehr, wie spannend und vielfältig die verschiedenen Berufe sind, dass sie eindrückliche Begegnungen mit Menschen ermöglichen und viel Raum für persönliche Gestaltung und für Kreativität lassen. «Chance Kirchenberufe» macht die Vielfalt der Arbeitsmöglichkeiten in der katholischen Kirche bekannt. Engagierte Berufsleute wecken in Porträts auf der Website www.chance-kirchenberufe.ch oder jeweils im Herbst auf Plakaten das Interesse am Arbeiten in der katholischen Kirche. 
 

Primeli
Ostersäckli Schaffhausen
Bild: © Hans Hug

 

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