Bern, 24. November (cfd). Am 25. November startet die Kampagne «16 Tage gegen Gewalt an Frauen». Dieses Jahr steht der Feminizid im Fokus.

Gewalt an Frauen ist auch in der Schweiz leidvoller Alltag. Mindestens jede zweite Woche wird in der Schweiz durchschnittlich eine Frau oder eine als Frau gelesene Person getötet, meist von ihrem Partner oder Expartner. Jede Woche überlebt eine Frau oder eine als Frau gelesene Person einen versuchten Feminizid. «Gewalt an Frauen kennt viele Formen. Feminizide sind die massivste Form», erläutert Kampagnenleiterin Anna-Béatrice Schmaltz von der feministischen Friedensorganisation cfd Christlicher Friedensdienst. Feminizide sind auch in der Schweiz ein grosses Problem.

Fehlende Statistik
Offiziell wird in der Schweiz der Begriff Feminizid nicht verwendet. Es gibt keine Statistiken zu Feminiziden. 2021 wurden 20 Frauen und Mädchen durch häusliche Gewalt getötet. Feminizide sind jedoch mehr als Tötungen durch häusliche Gewalt. Das Rechercheprojekt «Stop Femizid» hat 2021 26 Feminizide gezählt. Schmaltz betont: «Durch die fehlenden Definitionen und Statistiken bleibt die charakteristische Dynamik von Feminiziden im Dunkeln. Das trägt zu Nichtbeachtung und Fehleinschätzungen bei und erschwert es deutlich, gegen diese geschlechtsspezifische Gewalt vorzugehen.» Gewalt kann nur verhindert werden, wenn das Ausmass und die Hintergründe bekannt sind.

Nährboden für Feminizide
Einem Feminizid gehen häufig Gewalterfahrungen wie kontrollierendes Verhalten, häusliche Gewalt oder Stalking voraus. Die meisten Feminizide werden während oder nach Trennungen verübt. Ein Täter versucht damit, den vermeintlichen Kontrollverlust zu kompensieren. Toxische Männlichkeitsbilder, patriarchale Geschlechterrollen, Sexismus und Besitzansprüche an Frauen bilden den Nährboden für Feminizide. «Der Staat muss Verantwortung übernehmen und Frauen konsequent vor Gewalt schützen», fordert Schmaltz. Dafür braucht es genügend finanzielle Ressourcen für Täterarbeit, Opferschutz und Frauenhäuser sowie die konsequente Umsetzung der Istanbul-Konvention.

Grösste Präventionskampagne der Deutschschweiz
Die 16 Aktionstage finden dieses Jahr zum fünfzehnten Mal statt. Die Präventionskampagne wird durch cfd koordiniert. Es beteiligen sich über 180 Organisationen in der ganzen Deutschschweiz, in Teilen der Romandie und in Liechtenstein mit über 180 Veranstaltungen und Aktionen: mit Podiumsdiskussionen, Lesungen, Filmvorführungen, Strassenaktionen und vieles mehr. Mit den vielen Anlässen beleuchten die Organisationen das Thema Feminizid vertieft und regen das öffentliche Gespräch darüber an. Alle Beteiligten setzen gemeinsam ein starkes Zeichen gegen geschlechtsspezifische Gewalt.

Symbol der Schuhe
Die 16 Aktionstage starten am 25. November, dem Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen, mit einer Lancierungsaktion um 12.30 Uhr in Bern auf dem Bahnhofplatz. Durch Schuhe wird die Anzahl der verübten Feminizide des Jahres 2022 verdeutlicht. Das Symbol der Schuhe knüpft an weltweite Proteste an. Die Kampagne ermöglicht einen breiten Diskurs zu Feminiziden sowie Gewalt an Frauen, steigert die Bekanntheit von Beratungs- und Unterstützungsangeboten und stärkt Gewaltprävention.

cfd/Red.

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