Erste Ergebnisse zur «Wir sind Ohr»-Umfrage

Knapp 5´400 Menschen haben sich an der «Wir sind Ohr»-Umfrage zum synodalen Prozess im Bistum Basel beteiligt. Nun liegen die Ergebnisse vor.

«Ganze 77 Prozent stimmen der Aussage zu, dass Frauen in der katholischen Kirche nicht die gleichen Rechte erhalten wie Männer», schreibt das Meinungsforschungsinstitut GFS Bern in einer Studie für das Bistum Basel. «Über 60 Prozent sehen LGBTQI+-Menschen und Geschiedene als aussen vor gelassen. Weiter sind 56 Prozent der Dialoggruppen der Auffassung, dass Jugendliche sich oft nicht zugehörig fühlen, da die kirchlichen Ausdrucksformen nicht auf sie zugeschnitten sind», heisst es weiter. 65 Prozent fühlen sich von «Führungspersonen im Bistum Basel» nicht gehört oder verstanden, nur 46 Prozent hingegen nicht von Papst Franziskus.

«Enttäuschende oder verletzende Erfahrungen»
Als Hindernis, «besser aufeinander hören zu können», nennen 59 Prozent «enttäuschende oder verletzende Erfahrungen mit der Kirche». Für 55 Prozent erschwert das Zuhören, dass es «unumstössliche Wahrheiten» gebe, über die nicht diskutiert werden dürfe. Für die heissen Eisen haben sich die Menschen mehr interessiert als für Themenfelder, «die näher an der Synodalität selber sind», wie GFS Bern schreibt.
Knapp 5´400 Menschen haben an der Umfrage teilgenommen. Bei rund einer Million Katholik*innen im Bistum Basel entspricht das 0.54 Prozent. Allerdings war durch das zum Teil mehrstündige Diskutieren in Gruppen der Prozess deutlich aufwändiger als bei klassischen Meinungsumfragen. An den Gruppen haben mehr Frauen (knapp 60 %) als Männer teilgenommen.

Wer gehört zur Kirche?
Vor allem das Zugehörigkeitsgefühl wird laut Studie fürs Kirche-Sein als wichtig empfunden. «Die meisten Dialoggruppen (46%) kommen zum Schluss, dass das eigene Zugehörigkeitsgefühl darüber entscheidet, ob man zur Kirche gehört oder nicht», schreibt die Studie. «Jeweils 44 Prozent knüpfen die Mitgliedschaft zur Kirche an das Sakrament der Taufe.» Weiter heisst es: «Weitere 41 Prozent ziehen die Grenze der Mitgliedschaft bei den christlichen Glaubensrichtungen.» Weder die Beichte noch das Bezahlen von Kirchensteuern würden als besonders relevant angesehen.

«Reformstau» wirkt entmutigend
An der Basis werde der Glauben häufig viel stärker so gelebt, wie es den heutigen Lebensrealitäten und Wünschen der Gläubigen entspreche. «Das steht immer wieder auch im Widerspruch zur geltenden Doktrin.» Die Studie spricht auch von einer gewissen Frustration, weil sich die Gläubigen «durch die fehlende Reflexion und Handlung von Seiten der Kirche nicht ernst genommen» fühlten und «Zuhören alleine nicht ausreichend» sei. Der «Reformstau» wirke «zunehmend entmutigend» und führe zu Resignation. Doch auch konservative Gruppen fühlten sich nicht gehört, schreibt die Studie: «Allen Wünschen nach einer moderneren und progressiveren Kirche zum Trotze gibt es ganz klar auch Stimmen, die sich wieder eine stärkere Rückbesinnung auf traditionelle Werte wünschen.»
Die Ergebnisse der Umfrage werden in einer synodalen Versammlung diskutiert. Daraus wird ein Bericht erstellt, der erst in der Bischofskonferenz diskutiert wird und dann nach Rom geht.

Raphael Rauch/Red., 26.01.2022

Bischof Felix Gmür
Quelle: © Bistum Basel
Bischof Felix Gmür bei der Eröffnung der Kampagne «Wir sind Ohr».

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