Zum Tod von Uta Ranke-Heinemann

Mit dem traditionellen Christentum konnte sie zuletzt nicht mehr viel an - fangen. Die deutsche Theologin Uta Ranke-Heinemann brachte in ihrem Leben gleich mehrere Wenden hinter sich. Sie verstarb mit 93 Jahren.

Sie schonte die katholische Kirche nicht. Sie sah in ihr eine sexualfeindliche Institution, in der «alle Hirten Männer und alle Frauen Schafe sind». Das Kirchenrecht nannte sie «ein Kompendium maskuliner, hierarchischer Arroganz» und den Vatikan «ein frauenloses Terrarium». Uta Ranke-Heinemann wurde zur weltweit ersten katholischen Theologieprofessorin berufen – musste den Lehrstuhl aber wieder räumen. Die zu Provokation und Polemik neigende Wissenschaftlerin machte in Büchern, Talkshows und auf politischem Parkett von sich reden. In den letzten Jahren wurde es stiller um sie. Am 25. März ist sie im Alter von 93 Jahren gestorben.

Konversion zum Katholizismus

Ranke-Heinemann wurde 1927 in Essen geboren – in eine evangelische Familie und als älteste Tochter des späteren Bundespräsidenten Gustav Heinemann. Gegen Ende des Zweiten Weltkriegs fand sie Schutz vor den Bomben beim evangelischen Theologen Rudolf Bultmann in Marburg, der sie mit seinem Pazifismus beeindruckte. «Mit Auszeichnung» machte sie ihr Abitur und studierte in Oxford, Bonn, Basel und Montpellier evangelische Theologie. 1953 nahm Heinemann die katholische Konfession ihres Partners Edmund Ranke an, den sie ein Jahr später heiratete. Nach der Konversion studierte sie in München katholische Theologie. Ihr Mitstudent damals: Joseph Ratzinger, der später Erzbischof, Chef der Glaubenskongregation und Papst werden sollte. Nach ihrer Promotion war sie Dozentin an einem Katechetinnenseminar in Bonn und an der Pädagogischen Hochschule in Neuss. Als erste Frau der Welt habilitierte sie sich 1969 in Theologie und wurde Professorin in diesem Fach.

Lehrbefugnis entzogen

In massiven Konflikt mit ihrer Kirche geriet Ranke-Heinemann nach einem TV-Interview, in dem sie das Dogma von der Jungfrauengeburt Jesu anzweifelte. Der damalige Ruhrbischof Franz Hengsbach entzog der Essener Theologin daraufhin im Juni 1987 die Lehrbefugnis. Sie musste mit 60 auf einen kirchenunabhängigen Lehrstuhl wechseln und lehrte bis zur Emeritierung 1990 Religionsgeschichte. Als Pazifistin startete sie auch politische Initiativen. So traf sie 1972 in Nordvietnam mit dem kommunistischen Ministerpräsidenten Pham Van Dong zusammen. Auch Kambodscha und Moskau waren Reiseziele «um des Friedens willen». In den 80er Jahren engagierte sie sich für die Friedensbewegung.

Kirchenkritik und Glaubenszweifel

Im 1988 erschienenen Buch «Eunuchen für das Himmelreich» rechnete Ranke- Heinemann mit der katholischen Sexualmoral ab, etwa dem Verbot von Verhütungsmitteln und homosexueller Liebe. Im Buch «Nein und Amen» bekundete sie 2002 verstärkte Glaubenszweifel, «ins - besondere seit mich der Tod meines Mannes aus der Verankerung riss». In Jesus sah sie nur einen Menschen und keinen Gott. Und einem Gott, der seinen einzigen Sohn am Kreuz «mit blutigen Händen» opfert, könne sie nicht folgen. Bei allen Zweifeln habe Rudolf Bultmann sie aber stets begleitet, so Ranke-Heinemann. Er habe sie gelehrt, «dass auch der Skeptiker ein Christ sein kann, wenn auch nicht auf die herkömmliche Weise».

Andreas Otto, kna/Red. forumKirche, 29.3.21
 

Uta Ranke-Heinemann vor dem Porträt ihres Vaters
Quelle: Stuart Mentiply/Wikimedia Commons
Uta Ranke-Heinemann vor dem Porträt ihres Vaters

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