Berner Ostermarsch 2024

Ungefähr 500 Menschen zogen am diesjährigen Ostermarsch unter dem Motto «Demilitarisierung statt Aufrüstung» zum Berner Münster. kath.ch ist mitmarschiert.

Die Teilnehmenden sind sich einig: keine Waffenexporte. «Lieber Care statt Militär» fordern die Theologin Esther Gisler Fischer und ihr Mann Peter Fischer, Mitglied der reformierten Kirchensynode Zürich. Statt Waffen über Deutschland in die Ukraine zu liefern, solle die Schweiz die EU-Sanktionen gegen Russland vollumfänglich umsetzen und Care-Arbeit anerkennen, sagt Peter Fischer gegenüber kath.ch. Sogar eine Schweizer Abrüstung fordert Anna. Ob diese Forderung nicht auf den militärischen Puffer der Nachbarländer baue? «Wenn alle so argumentieren, wird es immer Krieg geben. Vielleicht wäre es umgekehrt zu denken, dass wir mit Abrüstung andere Länder anstecken können», sagt sie. Luise denkt ähnlich und verweist auf die hiesige Tradition der «guten Dienste». «Wir sollten die Weltmächte zum Verhandeln bewegen.» 

Hoffnung statt Doppelmoral
Viele der Teilnehmenden sind jenseits der 50. Sie tragen ihre Friedensfahnen auch mit etwas Trotz. Denn Antworten, wie eine Friedenspolitik in einer Welt aussehen kann, in der einige Parteien keinen Frieden wollen, hat am heutigen Tag niemand. Auch Marionna Schlatter nicht. Aber für die Grünen-Nationalrätin heisst das nicht, dass die Schweiz vom Elend der Welt profitieren dürfe. «Ich bin Teil eines Parlaments, das seit dem Angriff Russlands auf die Ukraine gerade mal zustande gebracht hat, die Kriegsmaterialexport-Gesetzgebung zu lockern, sodass Schweizer Kriegsmaterial wieder in Länder exportiert werden kann, die Menschenrechte verletzen, nicht aber in die Ukraine.» Die Neutralität der Schweiz nennt sie eine «Profit-Neutralität», denn eine «Friedens-Neutralität» wäre unvereinbar mit «einer exportorientierten Rüstungsindustrie».

Leid in Gaza
Auch hinsichtlich des Krieges in Gaza dominiert Ratlosigkeit. Der jüdische Friedensaktivist Jochi Weil-Goldstein befürchtet in seiner Rede auf dem Münsterplatz, dass es für die Zweistaatenlösung, von der er vor 40 Jahren träumte, heute zu spät ist. Zu gross sei der Hass und das Misstrauen auf beiden Seiten. Einen Einblick in den Alltag der palästinensischen Bevölkerung, die sich auch im Westjordanland wie Menschen zweiter Klasse fühlten, gibt die palästinensisch-schweizerische Friedensaktivistin Shirine Dajani. Das Bild der palästinensischen Arbeiter, die Häuser für jüdische Siedler bauen und dafür morgens um 2 Uhr an Checkpoints Schlange stehen, macht betroffen.
Gute oder wenigstens hoffnungsvolle Stimmung ist an diesem Ostermarsch kaum spürbar. Das liegt nicht nur am schlechten Wetter, sondern auch an der Ratlosigkeit. Was kann man Konflikten und autoritären Machthabern entgegensetzen, um eine friedlichere Welt zu schaffen? Die grosse Frage bleibt offen. Aber kleine Antworten waren zu hören: weniger Doppelmoral, mehr Care und «weiterversuchen».

Annalena Müller, 09.04.2024
 

Peter Fischer, Mitglied der reformierten Kirchensynode Zürich, am Ostermarsch
Quelle: Annalena Müller
Peter Fischer, Mitglied der reformierten Kirchensynode Zürich, am Ostermarsch

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