Stadtzürcher Kirche investiert in YouTube-Kanal «URBN.K»

Junge Menschen verbringen bis zu acht Stunden am Tag am Smartphone. Der Bedarf an digitaler Spiritualität ist gross. Das Dekanat Zürich investiert deshalb 125'000 Franken für einen eigenen YouTube-Kanal, der mit seinen Inhalten eine jüngere Zielgruppe erreichen will.

Der neue YouTube-Kanal der Stadtzürcher Katholiken nennt sich «URBN.K» – was wortspielerisch eine urbane Kirche meint. Auch der Trailer des neuen Formats präsentiert ein junges und hippes Zürich, das sich mit seinen Inhalten an ein Publikum zwischen 18 bis 45 Jahren wendet und dabei explizit an kirchenferne Menschen. «Wir machen kein Geheimnis daraus, wer wir sind. Aber wir wollen auch keine katholische Werbesäule sein auf YouTube», erklärt Simon Brechbühler. Der 34-jährige Berner ist der Projektleiter und einer der drei Moderator*innen des neuen Kanals. Er leitet die Abteilung «Kirche Urban» des katholischen Stadtverbandes Zürich. Ihm ist klar, dass es nach der Firmung oft bis zur Hochzeit dauere, bis junge Menschen wieder in die Kirche kommen würden. Wolle Kirche heutzutage mit jungen Menschen in Kontakt treten, dann brauche es Videos und Posts im digitalen Raum.

Austausch mit Usern

Vervollständigt wird das YouTube-Trio durch zwei Frauen. Einerseits die 21- jährige Jana Hitz, die als Medizinische Praxisassistentin gearbeitet hat – sich dann aber für die Jugendarbeit in der Pfarrei Herz Jesu Wiedikon entschied. Das dritte Gesicht von «URBN.K» ist Romina Monferrini (32). Die Theologin und Bloggerin leitete einige Jahre in forumKirche die Rubrik Kirche ohne Grenzen, für die sie weiterhin als Autorin tätig ist und engagiert sich in Luzern als Seelsorgerin. Um das ambitiöse Projekt mit seinen wöchentlichen Folgen, die immer mittwochs auf YouTube zu sehen sind, finanziell tragbar zu machen, bewilligte die Stadtzürcher Kirche 125'000 Franken. Die Gesprächsrunden, die sich jeweils einem bestimmten Thema widmen, beschäftigen sich mit dem Verständnis von Heimat und Identität, aber es geht auch um Spiritualität oder Transgender- Fragen. «Alles, was junge Menschen bewegt. Wir möchten auch viel rausgehen. Auf die Langstrasse mit Streetworker*innen von Isla Victoria, die Sexarbeiter*innen beraten. Auf den Skateplatz. Oder zu Flüchtlingen auf Lesbos », so Simon Brechbühler. Er sieht in «URBN.K» kein Marketinginstrument für die Kirche, sondern in erster Linie eine Möglichkeit für digitale Seelsorge. «Wir stellen nicht nur Videos ins Netz, sondern interagieren mit der Community. Auch im Netz kann man eine Communio bilden», sagt der Berner Sozialarbeiter. Er weiss: Die Hemmschwelle ist gross, einen fremden Menschen um Hilfe zu bitten. Im Netz fällt es leichter, eine Frage zu stellen. «Wir freuen uns auf den Austausch mit unseren Usern».

Kooperation mit anderen kirchlichen Playern

Auf die Frage, warum er nicht mit Underkath kooperiere, dem jungen Kanal des Katholischen Medienzentrums oder den jungen Engagierten in der Jubla und in der Jugendarbeit sowie den Ministranten, antwortet Simon Brechbühler: «Wir streben Kooperationen mit anderen kirchlichen Playern an». Man könne sich ideal ergänzen. Allzu demokratisch funktioniere YouTube aber nicht. «Wir können nicht erst einmal alle abholen und dann los - legen», meint der Projektleiter. Die ersten beiden Folgen von «URBN.K» sind bereits auf YouTube zu sehen. Für die zweite Folge zum Thema «Glaube in den sozialen Medien» konnte sogar ein Promi gewonnen werden: Jana Highholder. Die deutsche Medizin-Studentin ist eine christliche Influencerin mit über 22’000 Followern. Jana Highholder hat im deutschsprachigen Raum mit dem Video- Projekt «Jana glaubt» für Furore gesorgt. Ein Vorbild, über das Simon Brechbühler sagt: «Challenge accepted.»

Raphael Rauch, kath.ch/Red. forumKirche, 26.1.21
 

Die drei Gesichter von «URBN.K»: Jana Hitz, Simon Brechbühler und Romina Monferrini (v.l.n.r.).
Quelle: Screenshot
Die drei Gesichter von «URBN.K»: Jana Hitz, Simon Brechbühler und Romina Monferrini (v.l.n.r.).

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