Ein Gespräch über die serbisch-orthodoxe Feier Slava
Die Slava ist eine zentrale Tradition der serbisch-orthodoxen Kultur – ein Fest, das Glaube, Familie und Geschichte miteinander verbindet. Jede Familie ehrt dabei einmal im Jahr ihren Schutzheiligen mit besonderen Ritualen, Gebeten und gemeinsamen Mahlzeiten. Im Interview mit Kirche ohne Grenzen erklärt Pfarrer Saric aus St. Gallen die religiöse Bedeutung dieser Feier, ihre unveränderte Form über Generationen hinweg und warum sie bis heute ein lebendiges Symbol serbischer Identität ist.
Was bedeutet die Slava für die serbisch-orthodoxen Gläubigen ?
Die Slava ist eines unserer wichtigsten Feste und hat somit einen hohen Stellenwert in unserer Religion. Sie wird im kirchlichen und familiären Kontext gefeiert. Die Slava ist eigentlich die Ikone der Liturgie, die Ikone der Messe. Bei der Slava werden Brot und Wein vom Hausherrn dargebracht, in der Kirche gesegnet und dann nach Hause gebracht. Dort feiert der Hausherr als « Erstpriester » seines Hauses Gott und den Patron, also den Heiligen, dessen Namenstag gefeiert wird. Die Slava wird von jeder serbischen Familie gefeiert. Jede Familie hat ihren eigenen Schutzheiligen, den sie einmal im Jahr ehrt. Es gibt natürlich mehrere Familien, die denselben Schutzheiligen haben, aber grundsätzlich hat jede Familie ihren eigenen heiligen Patron.
Wenn man in der Familie feiert : Welche religiösen Rituale gehören unbedingt dazu ? Welche Rolle spielt der Priester bei der Slava – sowohl in der Kirche als auch im familiären Rahmen ?
Rituale, die zur Slava gehören, sind sicherlich zuerst das Anzünden einer Kerze. Dann wird Weihrauch verwendet, um das Essen und die zuvor in der Kirche gesegneten Gaben zu reinigen. Auch die Gäste, die zum Gebet gekommen sind, werden so symbolisch gesegnet. Im familiären Rahmen spielt der Priester eigentlich keine direkte Rolle, dennoch ist er ein wichtiges Glied, weil nur er die Gaben segnen darf. Auch jede Kirche hat einen Schutzpatron. Der Patron unserer Kirche in St. Gallen ist der ehrwürdige Simon, der Mönch. Ihm zu Ehren haben wir am Wochenende vom 4. und 5. Oktober die Slava in unserer Kirche gefeiert.
Wie hat sich die Feier der Slava im Laufe der Zeit verändert ?
Eigentlich gar nicht. Man feiert heute fast genauso wie vor Hunderten von Jahren. Vielleicht hat sich das Essen oder Trinken etwas verändert, aber das Wesentliche ist gleich geblieben : das Brot, die Weizenkörner, die man für die verstorbenen Vorfahren darbringt, der Wein und die Kerze – das sind die vier zentralen Bestandteile jeder Slava. Das Brot ist eine Ikone des Leibes Christi. Wie der Priester in der Liturgie Gott jeden Sonntag Brot und Wein im Namen der Gläubigen darbringt, so segnet Gott diese Gaben und verwandelt sie in den wahren Leib und das Blut Christi.
Was würden Sie jungen Menschen sagen, damit diese die Tradition der Slava verstehen und weiterführen ?
Die Slava ist ein fester Bestandteil der serbischen Identität. In meiner Familie verehren wir den heiligen Stefan, der am 26. Dezember gefeiert wird – für mich wie ein dritter Name neben meinem Vor- und Nachnamen. Jede Familie vererbt den Schutzheiligen der Slava über die männliche Linie weiter – so wie den Familiennamen. Wer also die Slava feiert, trägt damit auch den geistlichen Namen seiner Vorfahren weiter. Zudem verbindet die Slava Glaube und Familie : Wie uns das Blut verbindet, vereint auch die Kommunion alle Gläubigen zu einer grossen Familie, die gemeinsam Gott und die Heiligen feiert.
Können Sie zum Schluss noch ein wenig über sich erzählen ?
Ich bin als zehnjähriger Junge in die Schweiz gekommen. Ich kam also als Kind zu meinen Eltern, die bereits in der Schweiz lebten, und besuchte in Kreuzlingen die Schule. Dort habe ich dann auch meine Lehre als Elektriker abgeschlossen. Nach dem Militärdienst habe ich geheiratet und mit meinem Theologiestudium begonnen. In der serbisch-orthodoxen Kirche ist es nämlich so, dass man verheiratet sein muss, um Pfarrer werden zu dürfen. Im dritten Studienjahr wurde ich in Zürich zum Diakon geweiht und diente dort sieben Jahre lang. Als dann die Pfarrstelle in St. Gallen frei wurde, ernannte mich der Bischof zu diesem Amt. Anfang Oktober hatte ich mein neunjähriges Jubiläum hier in St. Gallen.
Text und Übersetzung: Andrea Metzger, 24.11.2025
En nombre de los antepasados
Celebración de la Slava en la Iglesia ortodoxa serbia
La Slava es una tradición central de la cultura ortodoxa serbia, una celebración que une la fe, la familia y la historia. En una entrevista con Kirche ohne Grenzen, habla el Padre Saric, sacerdote de la Iglesia ortodoxa serbia en St. Gallen.
¿Qué significa la Slava para los creyentes ortodoxos serbios?
La Slava es parte esencial de la identidad serbia. Es una de nuestras celebraciones más importantes. Se festeja tanto en la iglesia como en el hogar. El cabeza de familia ofrece pan y vino bendecidos en la iglesia y llevados luego a casa, donde celebra a Dios y al santo patrón como «primer sacerdote» del hogar. Cada familia tiene su propio santo protector heredado por línea paterna y honrado una vez al año. En mi familia veneramos a San Esteban el 26 de diciembre. Este santo es para mí como un «tercer nombre».
¿Qué rituales son esenciales?
Entre los rituales, destacan encender una vela y usar incienso para bendecir los alimentos y a los invitados. El sacerdote no suele estar presente en cada casa, pero su función es indispensable, pues solo él puede bendecir las ofrendas. Por eso, acudir a la iglesia antes de la celebración es fundamental. Cada iglesia también tiene su propio santo patrón; el de nuestra iglesia en St. Gallen es el venerable Simón el Monje.
¿Ha cambiado la celebración con el paso tiempo?
Casi nada. Se celebra hoy igual que hace siglos. Tal vez la comida haya cambiado, pero los elementos centrales – pan, trigo, vino y vela – siguen siendo los mismos. El pan y el vino simbolizan el cuerpo y la sangre de Cristo, y el anfitrión representa, en cierto modo, al sacerdote. Quien celebra la Slava conserva el nombre espiritual de sus antepasados.
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