Wanderung von Hallau über Wunderklingen nach Trasadingen
Die Sommerserie widmet sich Wanderungen zu spirituellen Orten. Gestartet wird im Kanton Schaffhausen, wo sich sanfte Hügellandschaften abwechseln mit Reben, Feldern, Wäldern und Gewässern. Die Dörfer verfügen über Riegelhäuser, und einige Kirchen thronen auf einem Hügel. Immer wieder stösst man auf die Grenze zu Deutschland.
Der Ausgangsort der Wanderung, das Dorf Hallau, gehört zum Bundesinventar der schützenswerten Ortsbilder. Mit 150 Hektaren verfügt es über die grösste zusammenhängende Rebbaufläche der Deutschschweiz. Der Ort hat gut 2'300 Einwohner und ist neben dem Wein auch bekannt für das alkoholfreie Getränk Rimuss.
Wenn man mit dem öffentlichen Verkehr anreist, nimmt man den Zug von Schaffhausen nach Wilchingen-Hallau und steigt dort in den wartenden Bus nach Oberhallau um und verlässt ihn an der Haltestelle Gemeindehaus. An Wochentagen kann man sich vor der Wanderung noch mit einer Stärkung aus der Bäckerei eindecken. Gleich hinter der Bäckerei geht es steil aufwärts zum Wahrzeichen Hallaus. Dieses ist gleichzeitig das Highlight der Wanderung und von Weitem sichtbar : die Bergkirche St. Moritz.
Auf einer Grabstätte errichtet
Die Bergkirche thront auf einem Vorsprung, über den sich der Hallauerberg erhebt. Erbaut wurde sie im Jahr 1491 und ist dem heiligen Moritz oder Mauritius geweiht, der Legende nach Anführer der Thebäischen Legion in der Armee des römischen Kaisers Maximinius. Er wurde angeblich im ägyptischen Theben geboren und starb um 290 n. Chr. in Agaunum, dem heutigen St. Maurice im Wallis.
Bis zur Reformation wurde das Gotteshaus zu einer viel besuchten Wallfahrtskirche. Den grössten Umbau erlebte die Hallauer Bergkirche im Jahr 1598 / 99 aufgrund der Bevölkerungszunahme, indem die Südmauer abgerissen und um fünf Meter nach Süden gerückt wurde. Im Rahmen des europäischen Jahres für Denkmalpflege und Heimatschutz 1975 wurde die Bergkirche Hallau zum kantonalen Pilotprojekt gewählt. Das Restaurierungskonzept sah die Wiederherstellung der Kirche gemäss dem Willen der Erbauer vor. Die damit verbundenen archäologischen Untersuchungen führten zu interessanten Funden : zu alemannischen Gräbern aus dem 7. Jahrhundert. Die Kirche wurde auf der alemannischen Begräbnisstätte der ältesten Siedlung Hallaus erbaut.
Über den Hallauerberg
Der Wanderweg führt weiter aufwärts entlang der Reben und erlaubt beim Zurückblicken einen fast toskanisch anmutenden Blick über die Hallauer Rebberge. Es geht vorbei an einem Rastplatz und weiter hoch zu den Berghöfen. Von dort zweigt eine Naturstrasse ab nach links über den Hallauerberg. Sie führt zum Rötiweiher, der schon mehrmals verlandet ist und immer wieder hergestellt wurde, um den Fröschen, Kröten und Molchen einen Laichplatz zu ermöglichen.
Als Nächstes ist linker Hand ein markanter Baum zu sehen mit Steinquadern rundherum. Die Wanderung führt aber rechts abwärts weiter hinein in den Ruheraum rund um den Hallauerberg. Es geht entlang des Waldrands, während sich links im Gebiet Egg Wiesen und Felder ausbreiten und zwei Höfe zu sehen sind, danach weiter abwärts durch den Wald im Schärersgraben, bis man aus dem Wald tritt und zur Wutach gelangt. Das Flüsslein bildet die Grenze zwischen der Schweiz und Deutschland. Während von drüben eine Autostrasse zu hören ist, ist das Schweizer Ufer sehr idyllisch. Der Weg führt entlang des Wassers, bis man auf eine Teerstrasse kommt, die quert, und ein kleines Wasserkraftwerk sichtbar wird.
Wasser- und Kraftwerk
Das Kraftwerk gehört zum Weiler Wunderklingen. Dieser wird erstmals 1363 urkundlich erwähnt. 1457 kaufte die Gemeinde Hallau dem Junker Heinrich vom deutschen Erzingen den Bannbezirk und die Gerichtsbarkeit für 400 Gulden ab. Es wird angenommen, dass die Hallauer kurz nach dem Kauf an der Wutach eine Mühle errichteten. Einige Jahre später wurde die Mühle zurückversetzt und ein Wehr und ein Kanal gebaut. 1821 war die Mühle in derart schlechtem Zustand, dass sie neu erbaut werden musste. Da sich ihr Betrieb immer weniger lohnte, wurde sie 1876 verkauft. Heute befindet sich darin eine Gastwirtschaft. 1895 kauften die Hallauer die Mühle zurück, denn sie wollten ein Wasser- und Elektrizitätswerk bauen. Bei dessen Bau wurden römische Fundamente entdeckt. Die Wasserkraft aus dem ehemaligen Mühlenkanal liefert den Strom. Noch heute versorgt das Werk die Gemeinde Hallau mit Wasser und zu einem Teil mit Strom. Seit diesem Jahr wird die Anlage ausgebaut. Die Stromkapazität erhöht sich damit, sodass sie für etwa 600 Haushalte reicht.
Mühle Wunderklingen
Das Restaurant Mühle Wunderklingen ist eine gute Möglichkeit für eine Pause. Es bietet saisonale und regionale Gerichte an, inklusive vegetarische und Kindergerichte. Man merkt, dass die Wirtin und ihr Mann, der für die Bewirtschaftung des Hofs zuständig ist, selbst Eltern sind. Bei schönem Wetter kann man auf der Terrasse sitzen oder im Garten neben dem kleinen Spielplatz. In der kühlen Jahreszeit lässt es sich gemütlich in den beiden heimeligen Gaststuben speisen.
« Dicke Eiche » und Grenzsteine
Frisch gestärkt geht’s weiter mit der Wanderung. Achtung : Die Abzweigung in Richtung Wilchinger Berghaus kann leicht verfehlt werden. Sie befindet sich nicht weit vom Restaurant entfernt in Marschrichtung links hinter einem schon etwas rostigen grossen Fass. Wenn man genau schaut, schlängelt sich dort ein schmaler, halbschattiger Weg durch die Wiese des Gebiets Lochgraben. Hier ist es stellenweise matschig, dafür geht es teilweise direkt der Grenze entlang, die in Form von Grenzsteinen ersichtlich ist. Der Weg führt nicht nur der Grenze entlang, sondern auch an der « Dicken Eiche » vorbei, einem 600 Jahre alten imposanten Baum. Der Hof, den man rechter Hand sehen kann, liegt auf deutschem Gebiet.
Ziel : Grenzdorf Trasadingen
Bald erreicht man das Berghaus, den obersten Hof auf dem Wilchingerberg. Von dort schaut man hinunter in den Klettgau und sieht bereits das Ziel der Tour : Trasadingen, das letzte Dorf vor der Grenze. Leider geht es auf vorwiegend asphaltierter Strasse den Berg hinunter am Bruederhof vorbei und etwas später durch die Reben ins Tal und auf den Weg zum Dorf. Man erreicht das Dorfzentrum – je nachdem, welchen Weg man wählt, beispielsweise über den Tummihof und danach entlang dem Friedhof und durchs Neubauquartier. Es gibt hübsche Eckchen und liebevoll gestaltete Gärtlein zu sehen. Der Bahnhof Trasadingen liegt etwas ausserhalb des Dorfs. Von dort fährt der Zug alle halbe Stunde zurück nach Schaffhausen. Die Fahrt lohnt sich, denn sie führt mitten durch den Klettgau, der auch als Kornkammer gilt.
Béatrice Eigenmann, forumKirche, 16.06.2025
Grenzwandern in Schaffhausen
Dauer : 3 Stunden 25 Minuten
Länge : 13,1 km
Körperliche Anforderung : mittel
Höhendifferenz : aufwärts 340 m / abwärts 365 m
Ganzjährig begehbar, stellenweise asphaltiert
Verkehrsmittel ab Schaffhausen im Halbstundentakt : S 64 Richtung Erzingen, ab Wilchingen-Hallau Bus B 27 Richtung Oberhallau ; Rückfahrt nach Schaffhausen mit S 64 ab Trasadingen
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