Kreatives Miteinander, das verändert
Was passiert, wenn Menschen gemeinsam Farbe in den Alltag bringen – im wörtlichen wie im übertragenen Sinn ? Im luzernischen Emmen ist daraus ein überkonfessionelles Gestaltungsprojekt entstanden, das Nachbarschaften verändert, Hoffnung stiftet und Gemeinschaft neu denkt. EMMENfarbig zeigt : Zusammen geht’s wirklich besser. Kirche ohne Grenzen hat Initiator Peter Jans zum Interview getroffen.
Herr Jans, erzählen Sie bitte kurz, wie Sie mit dem Projekt EMMENfarbig verbunden sind.
Vor 17 Jahren bin ich einfach auf die Gemeinde Emmen zugegangen und habe gefragt, ob man gestalterisch etwas gemeinsam mit der Bevölkerung machen könnte. Die Reaktion war eher zurückhaltend – denn man hatte genug von Sprayereien. Ich schlug vor, einfach ein Beispiel zu machen. Einer der Gemeinderäte sagte zögernd zu, und so fing ich an, Menschen direkt anzusprechen. Heute haben über 1'200 Personen an einem unserer 26 Projekte mitgewirkt. Wir sind inzwischen ein Verein geworden und das Ganze wird von einem Team getragen. Das Grundprinzip : Es ist immer ein Gemeinschaftswerk.
Warum gerade Gestaltung ? Was ist die Idee dahinter ?
Es geht nicht einfach ums Malen, wir betonieren auch, z. B. Tierskulpturen als Sitzgelegenheiten auf Pausenhöfen. Der Kern ist : gemeinsam mit Menschen den öffentlichen Raum gestalten, Kreativität fördern und Lebensraum positiv verändern. Heute kommen Anfragen direkt von Quartiervereinen, Schulen oder der Gemeinde selbst. Auch Kirchen sind manchmal Projektorte. So haben wir zum Beispiel zur Adventszeit bereits mehrfach Krippeninstallationen mit lebensgrossen Figuren gestaltet – etwa mit Sans-Papiers, einer Frau mit 20 Einkaufstüten, Kindern oder Schwangeren – also mit echten Menschen, wie wir ihnen heute begegnen. Während des gesamten Advents kommen immer mehr Figuren hinzu, und sie nähern sich immer mehr der Krippe. Am Schluss – an Weihnachten – stehen sie gemeinsam bei der Krippe, die als Baugerüst aufgebaut ist. Eine Frau stand einmal weinend neben mir und sagte : « Jetzt verstehe ich, worum es geht. » Das ist Kirche mitten im Leben. Auch bei einem Kirchenjubiläum haben wir mit riesigen Fahnen und Heiligenzitaten gearbeitet – verständlich und nah am Alltag. Es geht darum, wie wir heute glaubwürdig Hoffnung vermitteln können. Unser Leitspruch « Z'ämme god's besser. » beinhaltet zugleich auch zwei Wortspiele, denn Emmen heisst im Dialekt Ämme und « god » heisst auf Englisch Gott.
Wie gelingt es, für die einzelnen Projekte so viele Menschen zu mobilisieren ?
Nicht mit Flyern – der persönliche Kontakt zählt. Wir sprechen Menschen an, gehen an Quartiertreffen, erzählen von den Projekten, hören zu. Einmal konnten wir innerhalb einer Stunde zehn Leute begeistern. Unser kleines Vereinsteam wird vor Ort jeweils durch die Bewohnerinnen und Bewohner ergänzt. Und während des Projekts sprechen wir einfach alle an, die vorbeigehen, und fragen sie, ob sie auch mitmachen wollen. Wichtig ist, Zeit für die Menschen zu haben – das verändert etwas.
Wer macht alles mit ?
Von Schulklassen bis Seniorengruppen, von Sans-Papiers bis Kirchgemeindemitgliedern – die Vielfalt ist riesig. Beim letzten Projekt, dem « Tunnelprojekt », haben etwa 174 Menschen mitgewirkt. Es ist eine Unterwasserwelt mit Gucklöchern (Augen), gestaltet aus Fantasie – und gleichzeitig mit tiefer Symbolik. Viele Motive haben biblischen Bezug, zum Beispiel der barmherzige Samariter oder die samaritanische Frau. Aber alles ist in die heutige Lebenswelt übersetzt und auf Gemeinschaft ausgerichtet : gemeinsam ein Fest machen, gemeinsam Familie sein, gemeinsam jemandem in Not helfen, gemeinsam das Leben schätzen und schützen. Eben : Zusammen geht's besser.
Was ist die Vision ?
Nicht jeder kann alles, aber jeder kann etwas beitragen. Unsere Projekte laden dazu ein, aus der Isolation und dem Individualismus auszubrechen und ins Gemeinsame hineinzufinden. Uns würde es riesig freuen, wenn andere diese Idee « kopieren » und auf ihre Art Gemeinschaftsprojekte initiieren würden wie Stricken, Kochen, Gestalten, Tanzen. Wir würden auch all jene beraten, die sich dafür interessieren, so etwas an ihrem Ort umsetzen zu wollen.
Haben Sie ein persönliches Leitwort ?
Jesus Christus hat mit Menschen zusammen etwas gemacht und verändert – gesprochen, gegessen, gefeiert. Das inspiriert mich. Jeder kann Dinge anstossen, die verändern.
Interview & Übersetzung : Romina Monferrini, 16.06.2025
Un'idea che coinvolge tutti
Un progetto collettivo ridisegna quartieri, relazioni e speranza
Nel comune svizzero die Emmen, persone di ogni età e provenienza collaborano per trasformare spazi pubblici in luoghi vivi e condivisi. EMMENfarbig mostra come il fare insieme possa generare bellezza, legami e nuove prospettive di convenienza.
Tutto è cominciato con una semplice proposta 17 anni fa : creare qualcosa insieme ai cittadini. Da allora, oltre 1'200 persone hanno partecipato a 26 progetti di trasformazione urbana. Ogni iniziativa nasce dal contatto diretto : senza volantini, ma con incontri personali e ascolto. Quartieri, scuole e anche chiese diventano luoghi di partecipazione attiva, dove si costruiscono figure, si decorano spazi e si raccontano storie condivise. Ogni gesto lascia un segno visibile – e umano.
Fare spazio alla speranza, insieme
Il motto è chiaro : fare ciò che è possibile, iniziare in piccolo e lasciarsi sorprendere dal risultato. Non servono esperti, basta il desiderio di partecipare. Dai bambini agli anziani, da chi ha una casa a chi vive ai margini : tutti sono benvenuti. Il progetto crea occasioni per rompere l’isolamento e vivere un senso nuovo di comunità. In un tempo segnato da distanza e individualismo, EMMENfarbig propone una risposta semplice e concreta : costruire insieme, con gesti che parlano di speranza.
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